Festnahme in der Türkei

Mordfall Maria Köhler 1984: Polizei fasst Tatverdächtigen

Die intensiven Ermittlungen von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Aschaffenburg im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt an der 19-jährigen Maria Köhler aus dem Jahr 1984 waren erfolgreich. Der heute 66-jährige Nazmi Gezginci konnte Ende Juli in der Türkei festgenommen werden. Polizei und Staatsanwaltschaft hoffen jedoch weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Von 
Fabian Greulich
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Über 40 Jahre nach dem Mord an Maria Köhler in Aschaffenburg hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen (Bild). Es handelt sich um den ehemaligen Lebensgefährten des Opfers, Nazmi Gezginci. Die Ermittlungen in dem Fall dauern an. Die Polizei hofft auf weitere Zeugenhinweise. © Polizei Unterfranken

Aschaffenburg. Wie hier bereits berichtet, erschien die damals 19-jährige Krankenschwesterschülerin Maria Köhler am 30. Juli 1984 nicht zu ihrem Dienst im Aschaffenburger Krankenhaus. Zwei Tage später wurde sie durch ihre Vorgesetzte leblos in ihrem Zimmer im Schwesternwohnheim in der Lamprechtstraße aufgefunden. Aufgrund der Gesamtumstände war schnell klar, dass Maria Köhler gewaltsam zu Tode gekommen war. Der Tatverdacht richtete sich schnell gegen den ehemaligen Lebensgefährten der jungen Frau.

Unmittelbar nach der Tat in die Türkei abgesetzt

Im Zuge der Fahndung nach dem damals 25-jährigen Nazmi Gezginci stellte sich heraus, dass sich dieser bereits am Tag nach der Tat in die Türkei abgesetzt hatte. Durch die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg wurde in der Folge über das Amtsgericht ein Haftbefehl gegen den Tatverdächtigen beantragt. Trotz internationaler Fahndung, umfangreicher kriminalpolizeilicher Maßnahmen und Kontaktaufnahmen mit nationalen und internationalen Ermittlungsstellen konnte der Tatverdächtige bis ins Jahr 2025 hinein nicht festgenommen werden.

Wie auch in anderen ungeklärten Mordfällen üblich wurde die Akte in diesem Fall jedoch nie vollständig geschlossen und immer wieder hinsichtlich neuer Ermittlungsansätze überprüft. Aufgrund neuer Entwicklungen nahm die Kriminalpolizei Aschaffenburg in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder verstärkt auf und wendete sich auch mit neuen Informationen sowie Fahndungsbildern an die Öffentlichkeit. Auch die ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... Ungelöst“ berichtete in einer Cold Case-Sondersendung ausführlich über den außergewöhnlichen Kriminalfall.

Tatverdächtiger festgenommen - 66-Jähriger macht Angaben

Im Rahmen der intensiven und akribischen Ermittlungen ergaben sich – über 40 Jahre nach der Tat – schließlich tatsächlich Hinweise auf den mutmaßlichen Aufenthaltsort des Tatverdächtigen. In enger und guter Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden und dem Bundeskriminalamt gelang Ende Juli die Festnahme des inzwischen 66-jährigen Nazmi Gezginci.

Dieser wurde am 12. September nach Deutschland ausgeliefert und am Folgetag einem Ermittlungsrichter am Amtsgericht in Aschaffenburg vorgeführt. Hierbei machte er bereits erste Angaben zum Tatvorwurf. Nach der Eröffnung des bestehenden Haftbefehls wurde er in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.

Tatverdächtiger lebte wieder in Deutschland - Kripo hofft auf Hinweise

Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass Nazmi Gezginci im Zeitraum zwischen dem 1. Juli 1998 bis 31. Dezember 2014 unter den Alias-Personalien Cemil Gani, geboren 1. Januar 1950 in Bahce, als türkischer Staatsangehöriger in Aschaffenburg gelebt hat. Er war mit einer deutschen Staatsangehörigen verheiratet und hat im Landkreis Aschaffenburg als Handwerker gearbeitet.

Nach seinem Aufenthalt in Aschaffenburg siedelte Gezginci wieder in die Türkei über und lebte dort bis zu seiner Festnahme in der Provinz Hatay. Über den zweiten Aufenthalt von Gezginci in Deutschland nach seiner Flucht im Jahr 1984 sind aktuell nur wenige Fakten bekannt. Die Ermittlungen dauern deshalb weiter an.

Polizei und Staatsanwaltschaft richten die folgenden Fragen an die Bevölkerung:

  • Wer kann konkrete Angaben zum zweiten Aufenthalt von Nazmi Gezginci alias Cemil Gani zwischen den Jahren 1998 und 2014 in Deutschland machen?
  • Gibt es Zeugen, die persönlichen Kontakt zu Nazmi Gezginci alias Cemil Gani in dem vorgenannten Zeitraum hatten?
  • Wer kann Angaben über das persönliche Umfeld von Nazmi Gezginci, insbesondere das Verhältnis zu seiner Ehefrau und weiteren Familienangehörigen, machen?

Zeugen sollen sich über die kostenfreie Hinweisnummer 0800/1011611 oder per E-Mail () an die Kriminalpolizei Aschaffenburg zu wenden. Hinweise werden auch persönlich auf allen Dienststellen der Polizei in Bayern entgegengenommen.

Redaktion FN-Chefredakteur

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