Wittighausen. Seinen 20. Geburtstag feierte der Kulturverein (KV) Wittighausen in der Grundschulaula in Unterwittighausen. Dazu hieß die Vorsitzende Margarete Geßner neben zahlreichen Mitgliedern und Besuchern etliche Ehrengäste und Grußredner sowie Vertreter örtlicher Vereine und benachbarter Kulturvereine willkommen.
Ein Blick auf die Anfänge und die Historie des Kulturvereins
Auf die Idee zur Schaffung eines Kulturvereins sei sie vor zwei Jahrzehnten in Verbindung mit Gedanken an einen geeigneten Jugendraum bei ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten und Engagements gekommen. „Obgleich man mir mit konfrontierenden Argumenten abgeraten hatte, ließ ich mich nicht davon abbringen, weil ich wusste, dass es gelingen wird. So habe ich angefangen, Frauen, Männer und Jugendliche für mein Vorhaben anzusprechen“, schilderte Margarete Geßner.
Nach einer Informationsveranstaltung Mitte August 2005 folgte zwei Monate später die Gründungsversammlung zu einem „Jugend- und Kulturverein Wittighausen“. Primäre Ziele waren der Erhalt und die Pflege kultureller Denkmäler, die Förderung eines Jugend- und Kulturhauses sowie die Begünstigung einer Ortschronik. Als Vorstand wurden Margarete Geßner (Vorsitzende), Gisela Schaub (Stellvertreterin), Rita Schnupp (Kassiererin) und Elisabeth Kanziora (Revisorin) gewählt.
2013 wurde der Name von „Jugend- und Kulturverein“ in ,,Kulturverein Wittighausen“ geändert, da sich mit dem Wegfall einer Räumlichkeit keine passende Alternative mehr für Jugendliche geboten habe. Im Dezember 2020 starb die Kassiererin Rita Schnupp und im Januar 2021 die mittlerweile Vorsitzende Doris Dürr. „Ihr plötzlicher Tod war für uns ein äußerst erschütternd schmerzlicher Verlust“, erinnerte Geßner in einem ehrenvollen Gedenken.
Erfolglose Suche nach Vereinsräumen
In einem Rückblick ließ sie darüber hinaus eine Vielzahl an Aktivitäten, Aktionen und Veranstaltungen des KV der vergangenen zwei Jahrzehnte Revue passieren. Ab 2006 sei der KV von 25 auf heute 45 Mitglieder angewachsen, jedoch „mit noch viel Luft nach oben“, bilanzierte die inzwischen wieder amtierende Vereinsvorsitzende. Besonders dankte sie allen Akteuren, die herausragend den KV mit ihrem Engagement ein positives Ansehen und eine starke Außenwirkung verliehen haben.
„Die Ortsteile haben Gemeinschaftshäuser mit Jugendraum, und der Hauptort Unterwittighausen hat nichts - das hat sich bis auf den heutigen Tag nicht geändert. Ebenso, dass der KV seitdem ein obdachloser Verein und stets erfolglos auf der Suche nach Räumlichkeiten ist“, bedauerte sie. „Wir als KV möchten die Gemeinde Wittighausen weiterhin positiv mit viel Optimismus und mit neuen Ideen begleiten sowie dabei stets unsere Werte im Blick haben“, kündigte Geßner an.
Grußworte würdigten die Arbeit des Vereins
„Die Bandbreite der unterschiedlichsten Aktivitäten des Kulturvereins in den 20 Jahren seines Bestehens bedeuten sehr viel im Zusammenhang dem Kleinod Sigismundkapelle, reicht jedoch darüber hinaus von herausgegebenen Büchern über Konzerte und Führungen bis hin zur Teilnahme am Ferienprogramm“, attestierte Bürgermeister Marcus Wessels. „Nur wenn man die heimatliche Geschichte und Kultur versteht und bewahrt, kann man sie auch weitererzählen und idealerweise aus ihr lernen“, reflektierte er.
Ziele des rund 4.700 Mitglieder in Tauberfranken und Südthüringen zählenden Frankenbundes seien insbesondere der rege Austausch mit Fachexperten sowie die Vernetzung untereinander, erklärte Dr. Jürgen Gernert, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins Großrinderfeld sowie Bezirksvorsitzender des Frankenbunds.
Pater Robin Thomas, in Vertretung des katholischen Pfarrers Oliver Störr, unterstrich übereinstimmend die wichtige Rolle des KV Wittighausen zum Erhalt und Pflege des örtlichen kulturellen Erbes sowie der Kulturgüter, von denen viele mit dem christlichen Glauben verwurzelt seien. Sanitäranlagen und ein barrierefreier Zugang seien die nächsten Projekte bei der Sigismundkapelle.
Archivarin Claudia Wieland hielt Festvortrag
Festrednerin Claudia Wieland, Archivarin des Main-Tauber-Kreises, erläuterte in einer Retrospektive die Geschichte der vier Ortsteile. „Auch Vorfahren hatten Herausforderungen und beständige Veränderungen zu bewältigen“, wies sie hin. Zugleich ermutigte und motivierte Wieland die Mitglieder des KV sowie sonstige Interessenten, sich selbst weiterhin mit der Geschichte ihrer Heimat zu befassen. „Dies ist kein Privileg von ausgebildeten Historikern und Archivaren, sondern jeder kann hier im Großen oder Kleinen ein Betätigungsfeld finden“, bekräftigte sie.
Interesse, Ausdauer und Bereitschaft, althergebrachte Vorstellungen zu überdenken und mit vorliegenden Quellen abzugleichen, nannte die Kreisarchivarin als probate Rezeptur. „Noch nie zuvor waren die Voraussetzungen für Beschäftigungen mit Geschichtsquellen so gut wie heute“, gab sie zu bedenken. Zugriffe auf im Internet publizierte Archivalien, Literaturen, Datenbanken und Informationsportale, dazu vier gemeindliche Archive mit zeitlichem Schwerpunkt vom 18. bis zum 20. Jahrhundert vor Ort bezeichnete Wieland als „paradiesische Zustände“ für zugängliche Quellen.
Zahlreiche Ehrungen langjähriger und verdiente Mitglieder
Für 20 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt wurden Adelheid Höppel, Agnes Schenk, Elfriede Ziegler, Elke Schmitt, Karl Zipf, Robert Landwehr, Georg Henneberger, Renate Henneberger, Elsbeth Schmitt, Christian Zipf, Erika Schmitt, Elisabeth Kanziora, Margarete Geßner, Anneliese Reinhard, Rita Lurz, Uwe Schultheiß, Elke Schuler, Dr. Reiner Saltin, Evi Saltin. Für zehnjährige Mitgliedschaft gewürdigt wurden Angelika Wohak, Karl Endres, Dr. Ursula Dörner, Andre Klingert, Henriette Christofel, Gisela Klinger, Eugen Hönninger, Maria Veth, Peter Dürr, Bernhard Henneberger, Reinhold Zipf.
Separate Ehrungen erhielten Heimathistoriker Karl Endres für seine umfangreichen Recherchen und sein 2020 veröffentlichtes Buch „Die Sigismundkapelle bei Oberwittighausen“, Bernhard Henneberger und Dr. Reiner Saltin für ihren unermüdlichen Einsatz zum Erhalt der Bildstöcke sowie anderer Kulturdenkmäler im Gemeindegebiet als auch Eugen Hönninger unter anderem für die von ihm initiierten und organisierten Konzerte der Petersburger Sängerknaben. Endres bedankte sich repräsentativ und nahm in seiner Rolle als stellvertretender Vorsitzender eine Auszeichnung für Margarete Geßner vor, die er als „Seele des KV Wittighausen titulierte.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch die Bläserjugend Wittighausen unter Leitung von Dirigent Franz Pfeuffer. Ein anschließender Empfang mit Bewirtung rundete die Jubiläumsfeier ab.
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