Fortbildung

Einsatz einer Wärmebildkamera ist das A und O für Rettungskräfte

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Wittighausen referierte Markus Pickel über das richtige Vorgehen bei Unfällen mit Elektro-Kraftfahrtzeugen

Von 
Peter D. Wagner
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Referent Markus Pickel von der Freiwilligen Feuerwehr Bad Mergentheim, Abteilung Markelsheim, demonstrierte einige praktische Handgriffe bei Notfallmaßnahmen an einem E-Fahrzeug. © Peter D. Wagner

Wittighausen. „Notfallmaßnahmen bei Elektro-Kraftfahrzeugen im Rahmen technischer Hilfeleistung“ war Thema eines informativen Schulungsabends bei der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Wittighausen. Referent und Fachexperte im sehr gut besuchten Gerätehaus in Unterwittighausen war Markus Pickel von der FFW Bad Mergentheim, Abteilung Markelsheim.

„Sollte in unserem Gemeindebereich ein Verkehrsunfall mit einem E-Auto passieren und technische Hilfeleistung notwendig sein, ist es sehr wichtig, dass Wehrkräfte rasch vor Ort sind und erste Maßnahmen durchführen können, bevor von entfernteren Einheiten wie zum Beispiel aus Tauberbischofsheim oder Bad Mergentheim unterstützende Experten an der Einsatzstelle eintreffen“, verdeutlichte in einer Themeneinführung Herbert Reinhard, Kommandant der FFW Wittighausen, nach einem Ehrengedenken an den kürzlich verstorbenen ehemaligen Abteilungskommandanten Ludwig Popp.

Fehlende Erkennbarkeit und Erfahrung, mangelndes Wissen, keine bewährte Taktik, starke Wärme- oder Hitzeentwicklung sowie die Gefahr von giftigen Schadstoffen bezeichnete Markus Pickel beispielsweise als typische „Feuerwehrprobleme“ speziell bei technischen Hilfeleistungen oder Verkehrsunfällen mit E-Fahrzeugen.

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Lars Wallerang
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„Finger weg von Orange – dann seid Ihr eigentlich schon auf der sicheren Seite“, gab er als eine grundlegende Devise bei Fahrzeugen mit E-Hochvolt-Antrieb aus. Dies gelte auch in Notfallsituationen bei technischer Hilfeleistung, dementsprechend orangefarbene Bauteile oder Kabel nicht anzulangen und zu berühren. In einem Kurzüberblick erläuterte er den Aufbau, die Umgebung und die Eigenschaften von Batteriemodulen und Hochvoltteilen bei E-Fahrzeugen. „Hochvoltkabel liegen in Trägern, Säulen und Schwellern“, erläuterte Pickel.

Größte Gefahren bei Lithium-Akkus seien Brand, Stromschlag durch Lichtbogen, Kurzschluss zwischen den Polen und der gasförmige Austritt von Elektrolyten. „Der Ausbruch eines Akkubrandes nach einem Verkehrsunfall kann auch verzögert oder erst nach mehreren Stunden auftreten“, gab der Referent zu bedenken. Eine Hochvolt-Abschaltung könne zum Beispiel bei Betätigen des Zündschlüssels oder der Start-Stopp-Taste, einer Unfallerkennung durch das Airbag-Steuergeräts, Betätigen der vorgesehenen Trennstellen, einer Unterbrechung des 12-Voltkreises durch Herausziehen der zugeordneten Sicherung oder Abklemmen der Batterie erfolgen. „Die Restspannung einer Batterie beträgt jedoch auch danach immer noch circa 75 Prozent der Nennspannung“, betonte er.

„Um bei einem Verkehrsunfall verletzte Personen aus einem Fahrzeug befreien zu können und für Anleitungen zur Abschaltung des Hochvoltsystems sollte eine Rettungskarte in dem betreffenden E-Fahrzeug gut sichtbar zu erreichen sein“, erklärte Markus Pickel. Als „A und O“ bei einem Verkehrsunfall und technische Hilfeleistung mit einem E-Fahrzeug nannte er den Einsatz einer Wärmebildkamera zur Identifizierung möglicher Brandgefahrstellen. Die Teppichbodenabdeckung entfernen, die Abdeckplatte mit einem Hakenschlüssel oder einem ähnlichen Werkzeug öffnen und das Service-Plug ziehen zählte der Experte als bedeutende Schritte zum Abschalten der Hochvolttechnik auf.

Das Schaffen einer Öffnung zum Batteriegehäuse, um im Brand- oder Notfall Lithium-Batterien sofort soweit abkühlen zu können, dass keine Gefahr einer Nachzündung mehr besteht, ein sehr hoher Bedarf an Löschwasser im Brandfall, Finger weg von „Orange“ sowie Vorsicht bei der Vorgehenstaktik und Beachtung von Gefahren fasste Markus Pickel in seiner Präsentation bei einem Fazit einige wesentliche Maßnahmen in Hinblick technischer Hilfeleistungen und Verkehrsunfällen bei E-Mobilität zusammen.

Zusätzliche Schritte seien die Zusammenarbeit mit der Industrie und Informationsbeschaffung, gemeinsamer Informations- und Erfahrungsaustausch sowie Fortbildungen in Theorie und Praxis. Im Anschluss an die Präsentation mit Theorieinhalten demonstrierte der Experte von der FFW-Abteilung Markelsheim noch einige praktische Handgriffe an einem E-Fahrzeug.

„Wir hatten bisher bei der Feuerwehr nur die Möglichkeit zweier Onlineschulungen für Kommandanten. Insofern war es dringlich, dass sich auch die Einsatzabteilung dieser wichtigen Thematik annehmen konnte“, zeigte sich Herbert Reinhard in einem abschließenden Resümee sehr erfreut und zufrieden über diesen interessanten Infoabend. „Ich hoffe, dass unsere Kameradinnen und Kameraden sowie Abteilungen jetzt für eine technische Nothilfe mit einem E-Auto einigermaßen fit sind“, unterstrich der Kommandant der FFW Wittighausen. Zugleich dankte er Markus Pickel für dessen Bereitschaft und Engagement als Fachreferent.

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