Nach mindestens neun Jahren Schule, davon zwei unter Coronabedingungen, waren die Absolventen der Hauptschulabschlussprüfung an der Gemeinschaftsschule Wertheim sehr stolz auf das Erreichte.
Wertheim. Die besten Wünsche für die Zukunft, Lob für die Leistung aber auch wehmütige Worte des Abschiedsschmerzes waren in den Reden bei der Feier der Absolventen an der Gemeinschaftsschule Wertheim am Dienstag in der Aula Ate Steige zu hören. Musikalisch gestaltet wurde diese vom Profilfach Musik der neunten Klassen mit „Crocket Theme, „Wellermann“ und „Shallow“
Die Absolventen
Klasse 9a, Klassenlehrerin Ramona Pfenning: Krystian Blaszak (Preis, Klassenbester Notendurchschnitt 2,2), Nik Bogdan, Nico Hebenstreit, Jelena Jovanovic, Furkan Hasanov (Fachpreis Naturwissenschaft und Technik), Omar Hosari, Amina Kuljaninovic, Deeray Lang, Joline Philippek und Emir Can Yigit.
Klasse 9b, Klassenlehrer Manuel Wülk: Pepe Böhm, Felix Busch, Luis Diehm (Preis, Klassenbester, Notendurchschnitt 2,1), David Franceschinel, Levi Konrad, Dominik Kraft, Kalin Mitev, Sebastian Voigt. bdg
Schulleiter Lothar Fink betonte, was auf den Zeugnissen stehe, sei der Verdienst der Schüler. Er ging auf die letzten beiden Schuljahre und die Prüfung unter den schwierigen Pandemiebedingungen ein. „Ihr habt euch euren Abschluss verdient!“, sagte er. Dank sprach Fink den Lehrkräften aus, welche die Absolventen ihre ganze Schulzeit über begleitet hatten. Dank zollte er auch den Eltern, die ihre Kinder unterstützten und ermuntert, aber auch mal Druck gemacht hätten.
„Einige Schüler werden in eine Ausbildung gehen, die anderen eine weiterführende Schule besuchen“, blickte er in die Zukunft. Auf dem weiteren Weg seien persönliche Kompetenzen wie Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, Sorgfalt und soziale Kompetenzen wie Kooperationsbereitschaft und Teamfähigkeit oder einfach nur Höflichkeit und Freundlichkeit wichtig. Die Verabschiedeten sollen an sich und ihre Leistung glauben: „Ich glaube, dass in vielen von euch noch viel mehr steckt, als ihr bisher gezeigt habt.“
Wenn sie ein Ziel haben, würden sie einen Weg dorthin finden, manchmal auch über Umwege. „Vielleicht liegt gerade in diesen eine Chance“, so der Schulleiter. Er wünschte ihnen viel Glück, neue Freunde und verständnisvolle Menschen auf ihrem weiteren Lebensweg.
Die Glückwünsche der Großen Kreisstadt überbrachte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Er lobte die Musiker des Abends. Vor einiger Zeit sei er in der neunten Klasse von Klassenlehrerin Ramona Pfenning zu Besuch gewesen. Dabei habe er einen Eindruck von den Absolventen bekommen. „Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Hauptschulabschluss im Namen der Bürgern, des Rathauses, des Gemeinderats und von mir ganz persönlich“, gratulierte das Stadtoberhaupt.
Unter Coronabedingungen
Die Jugendlichen hätten ihren Abschluss in einem besonders schwierigen Schuljahr erlebt. Sie hätten auch einen Teil des vorletzten und das komplette vergangene Schuljahr unter Coronabedingungen verbringen müssen. „Unglaublichen Respekt, dass ihr euren Abschluss in so einem verdammt schwierigen Jahr geschafft habt!“, so der OB.
Respekt zollte er ihnen nicht nur mit Blick auf die schulischen Leistungen, sondern auch wegen der Herausforderungen im Privaten: „Im letzten Schuljahr will man auch unterwegs sein, sich mit Freunden treffen, etwas unternehmen. Auch das konnte fast alles nicht stattfinden“.
Er war überzeugt, dass die Jugendlichen, mit dem, was in der schwierigen Zeit gelernt haben, gut gerüstet für das weitere Leben seien. „Ihr habt den Hauptschulabschluss in der Tasche. Er bereitet euch auf das weitere Berufsleben und Lebensweg sehr gut vor“, sagte der OB. Die Flexibilität und das Durchhaltevermögen, die sie im vergangenen Jahr gelernt hätten, würden ihnen im Leben nutzen. Wertheimer Unternehmen suchten händeringend nach Auszubildenden.
„Auf Euch wartet das Berufsleben genauso, wenn nicht wichtiger, wie eine weitere Schullaufbahn“, zeigte er die Alternativen auf. Man werde die Schüler in der Wertheimer Wirtschaft brauchen. Ramona Pfenning, Klassenlehrerin der 9a, verwies auf das Abschlussmotto ihrer Klasse „Doppelt hart“ – ein Verweis auf schwierige Zeit.
Unterstützt vom Publikum griff sie dieses in ihrer Rede auch mehrfach auf. Sie verwies auf die harte Zeit am Anfang, als sie die Klasse übernahm und den doppelt harten Ausflug nach München. „Auch Tests und Abfragerunden seien doppelt hart gewesen.“ Man habe aber auch vieles gemeinsam erreicht.
„Wir schleppten uns voran“
Doppelt hart sei auch die Zeit des Fernunterrichts gewesen. „Schwarze Bildschirme und das Gefühl Netflix zu sein“, sagte sie. Alle hätten gemerkt, dass die Schule vor Ort doch etwas wert sei. Man habe gemeinsam viel gelacht und auch gebüffelt und gepaukt.
„Ihr seid inzwischen ein Stück von meinem Glück und ich wünsche euch irgendwann zurück“, so Pfenning. Das sei nun der Abschied, der Lauf der Zeit, sagte sie traurig. Joline Philippek (9a) überbrachte die Dankesworte aller Absolventen. Der Schulabschluss sei wie ein Flughafen ein Tor zur Welt.
Sie verband in ihrer Rede die immer wieder verschobene Eröffnung des Berliner Flughafen (BER) mit ihrem Leben. Während der BER Rückschläge verzeichnen musste, sei es für sie in der Schule insgesamt glatter gelaufen.
„Wir schleppten uns parallel zum Bau des Flughafens voran“, ging sie auf die Zeit ihrer Klasse in der Gemeinschaftsschule ein. Man sagte uns, wir hätten nicht immer das Beste gegeben. „Haben dies denn die Ingenieure des Berliner Flughafens?“, fragte sie sich.
Sie erinnerte an die Klassenfahrt nach München: „Ein 24 Stunden Dauerausflug macht uns so schnell keiner nach.“ Neun Jahre seien seit ihrer Einschulung vergangen. „Ich habe es kaum gemerkt, aber jeden Tag wurde mein Tor zu Welt etwas weiter.“ Dank sprach sie im Namen aller Mitschülern allen aus, die sie unterstützt und belgeitet haben. Ihr Flughafen sei jetzt fertig und sie könnten in die Welt starten.
Aus den Händen von Fink und den jeweiligen Klassenlehrern erhielten die Schüler der beiden neunten Klasse ihre Zeugnisse.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-zum-ende-waren-es-doppelt-harte-jahre-_arid,1826386.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html