Wertheim. Beim Energieforum des CDU-Stadtverbands Wertheim am Mittwoch im Arkadensaal ging es um praktische Tipps für Verbraucher. Nachdem man sich im ersten Forum mit der Makroebene beschäftigte, gehe man nun mit Anwendungsbeispielen auf die Mikroebene des Themas ein, erklärte Stadtverbandsvorsitzender Jochen Wältz.
Landwirt Gerhard Kümmerer aus Dunzendorf (Niederstetten) zeigte die Bedeutung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen (FPV) für die wirtschaftliche Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland auf und ging auf deren ökologische Pluspunkte ein. Werner Ballweg, Inhaber der Wertheimer Firma Hiller, informierte über den Heizungstausch in Bestandsgebäuden.
Kümmerer sah im Betrieb von FPV ein Beitrag der regionalen Wertschöpfung. Er betreibt seit 2017 auf etwa drei Hektar Fläche bei Niederstetten solche Anlagen. Zusätzlich hat er auf allen Dächern seiner Stall- und Wirtschaftsgebäude PV-Paneele installiert. Der Weg dahin sei nicht immer einfach gewesen, erklärte er. S Eine weitere Freiflächenanlage betreibt er seit 2013 in Stendal in Sachsen-Anhalt. Sein erzeugter Strom wird gemäß des Erneuerbarem Energie Gesetzes (EEG) vergütet. Dies garantiere ihm einen Mindestpreis für 20 Jahre, erklärte er.
Kümmerer ging auch auf die rechtlichen Rahmenbedingungen für Freiflächen-PV-Parks ein. Die Kommunen hätten durch das nötige Bebauungsplanverfahren Gestaltungshoheit. Eine Ausnahme bildeten Flächen entlang von Autobahnen und mindestens zweigleisigen Schienensträngen. Hier reiche ein einfaches Baugesuch des Antragstellers aus. Diese nehme den Gemeinden die Steuerungsmöglichkeit des Ausbaus in diesem Gebiet.
Der Redner verwies darauf, dass Landwirte in Deutschland 14 Prozent Pflanzen erzeugen, die zur Energieerzeugung genutzt werden. Diese seien bei der Energiegewinnung bei Weitem nicht so effektiv wie FPV. So könne man mit einer PV-Anlage etwa eine Millionen Kilowattstunden (kW/h) Strom pro Jahr und Hektar erzeugen. „Das ist im Vergleich zu Raps mit 18 000 kW/h pro Jahr und Hektar eine mehr als 50-fache Steigerung der Effizienz.“
Ausführlich ging er auf die wirtschaftlichen Vorteile von FPV für die Landwirte ein. So könne man etwa Flächen nutzen, die laut EU-Recht sowieso stillgelegt werden müssen. Zudem würden durch die Nutzung für FPV die Flächen von der intensiven in eine extensive Nutzung übergehen. Dies wirke sich positiv auf die Biodiversität aus. Zusammenfassend bezeichnete Kümmerer FPV als Jahrhundertchance für die Landwirtschaft.
Werner Ballweg betonte, bestehende Heizung dürfen auch in Zukunft weiter betrieben und repariert werden. Dies gelte auch, wenn dafür Ersatzteile nötig sind. Sollte eine defekte Heizung ausgetauscht werden müssen, gebe es Vorgaben. So schreibe Baden-Württemberg bei Öl- und Gas-Brennwertheizungen vor, dass 15 Prozent des Wärmebedarfs des Hauses aus regenerativer Energie zu decken sind.
Alle von ihm vorgestellten Heizungsarten seien für Bestandsgebäude geeignet, da sie die für die typischen Heizkörper nötigen Vorlauftemperaturen liefern, so Hiller. Vorteil der Gasheizung sei der geringere Platzbedarf. Bei Holzheizungen (Pellets oder Stückholz) gebe es Vorgaben zu Freistaubgrenzwerten. Heizungsanlagen könnten durch App-Steuerung und – falls gewünscht) Fernüberwachung durch den Monteur optimiert werden. Zu den besonderen Heizungstypen zähle die Brennstoffzellenheizung, die aus Erdgas Wasserstoff gewinnt. Im privaten Haushalt seien damit bis zu 80 Prozent Autarkie möglich.
Wärmepumpen spielten besonders im energieeffizienten Neubau eine bedeutende Rolle. Im Bestand seien sie nur bedingt sinnvoll, wenn ein Gebäude mindestens zu 50 Prozent mit Fußbodenheizung mit niedriger Vorlauftemperatur ausgestattet ist. Möglich seien auch Hybridlösungen aus Wärmepumpe und bestehender Heizung. Der hydraulische Abgleich einer bestehenden Heizungsanlage könne bereits zu einer Einsparung von 15 bis 25 Prozent führen. Auch auf Fördermöglichkeiten ging Hiller ein. Letztlich müsse man Möglichkeiten jeweils individuell prüfen, sagte er.
In der Diskussionsrunde ging es unter anderem um die Abwägung zwischen Flächen für die Lebensmittelproduktion und FPV. Auf die Frage zur FPV-Situation in Wertheim erklärte CDU-Gemeinderat Axel Wältz, man habe den Antrag gestellt. Die Stadtverwaltung soll darüber informieren, wie man bei der Energiewende in Wertheim konkret vorgehen will. Wichtig waren Wältz Bürgerbeteiligung, Anlagen für die Gewinnung regenerativer Energien auf kommunalem Grund und eine aktive Planung auch in Sachen Windkraft, um dem Regionalverband zuvorzukommen. „Nur wenn wir selbst planen, können wir Forderungen stellen.“
Kritik geübt wurde am Ziel des Bundeswirtschaftsministers, mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie für Heizungen vorzuschreiben. Dabei ging es neben den Kosten unter anderem um Engpässe bei Techniklieferungen und Fachkräften für die Installation. bdg