Umstritten

Wie viele Stellplätze benötigt das neue Viertel?

Im Bauausschuss gab es eine ausgiebige Diskussion über die Parkplatzsituation im künftigen Quartier „Oben am Knackenberg“

Von 
Gerd Weimer
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Auf dem Gelände des früheren Krankenhauses soll (links) das neue Wohngebiet entstehen. Rechts die Baugrube der neuen Sporthalle. © Birger-Daniel Grein

Über die Frage, wie viele Stellplätze es in dem neuen Wohngebiet „Oben am Knackenberg“ geben soll, gab es im Bauausschuss eine intensive Diskussion.

Wertheim. Zum Schluss bedankte sich Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez für eine „qualitativ sehr hochwertige Debatte“. Im Bausauschuss ging es am Montag um den Bebauungsplan und damit die entscheidenden Eckpunkte für das Areal „Oben am Knackenberg“, wo sich einst das Krankenhaus befand. Die Fläche gilt als Filetstück, ist sie doch eines der letzten innerstädtischen Gebiete, auf denen ein komplett neues Wohnquartier hochgezogen werden kann.

Der Bebauungsplan ist schon seit ein paar Wochen bekannt. Der Stadtteilbeirat Innenstadt hat sich jüngst damit befasst (wir berichteten) und Zustimmung signalisiert. Bei der Sitzung des Bauausschusses gab es allerdings erhebliche Bedenken in einem Detail: die Zahl der Stellplätze für Pkw.

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Gerd Weimer
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Wie Jonas Rastelbauer vom Referat Stadtplanung erläuterte, gibt es folgende Vorgaben: Für Wohnungen mit einer Fläche von 50 Quadratmetern muss ein halber Stellplatz nachgewiesen werden, für Wohnungen zwischen 50 und 100 Quadratmetern ist es einer. Zwei müssen vorhanden sein, wenn die Wohnung noch größer ist oder mindestens drei Zimmer hat. Michael Althaus (CDU) warf die Frage auf, ob dies ausreiche. Thomas Wettengel (Bürgerliste) meinte, diesbezüglich müsse dringend nachgebessert werden. Schon derzeit sei im angrenzenden Wohngebiet „alles zugeparkt“. In jedem Haushalt gebe es „mindestens zwei Autos“.

Stadtbaumeister Armin Dattler entgegnete, dass mehr Stellplätze auch höhere Kosten beim Bau der Mehrfamilienhäuser verursachen würden, weil Tiefgaragen notwendig wären. Dattler rechnet mit 25 000 Euro pro Stellplatz, was den Preis für kleine Wohnungen in die Höhe treiben würde: „Das wird unglaublich teuer.“ Er verwies auf das Parkhaus der Stadtentwicklungsgesellschaft am Gymnasium, das auch Anwohnern zur Verfügung stehe. Man könne nicht mehr planen, „wie für eine autogerechte Stadt in den 70er Jahren“.

OB Markus Herrera Torrez sprach von einer „Gratwanderung“. Er selbst habe darüber nachgedacht, in dem Wohngebiet überhaupt keine Autos parken zu lassen, den Anwohnern also nur ein Be- und Entladerecht einzuräumen. Armin Dattler habe ihn von dem „innovativen Ansatz“ abgebracht. Weil man nicht den Zwängen einer großen Metropole unterliege, sei dies nicht notwendig. Auch er verwies auf das Parkhaus, dessen Nutzung wegen der hohen Kosten für Stellplätze in den mehrgeschossigen Bauten Sinn mache.

Michael Althaus konnte er damit nicht überzeugen. Er rechnete vor, dass es im schlechtesten Fall für 40 Wohnungen lediglich 40 Stellplätze geben werde – 80 seien aber heutzutage erforderlich. Althaus wies als Negativ-Beispiel auf die massiven Park-Probleme in der Kurt-Lutz-Straße hin.

Armin Dattler entgegnete, dass Projektentwickler eines Mehrgeschosshauses durchaus mehr Stellplätze einrichten dürfen. Die Stadtverwaltung wolle aber im Vorfeld die Angelegenheit nicht zu teuer machen. Vielleicht gebe es innovative Konzepte, die bei den Konzeptausschreibungen vorgeschlagen werden, so Dattler. Althaus stellte schließlich den Antrag, die Zahl der Stellplätze pro 50 bis 100 Quadratmeter große Wohnungen auf 1,5 zu erhöhen, fand aber keine Mehrheit (5:7 Stimmen). Der Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat, den Bebauungsplan abzunicken, fiel bei sechs Enthaltungen positiv aus. Man darf allerdings davon ausgehen, dass es im Gemeinderat noch Beratungsbedarf geben wird.

Redaktion Reporter Wertheim

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