Wertheim. Es gibt viele Einsatzorte, an denen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) abgeleistet werden kann. Das ist auch an Bildungseinrichtungen möglich. In Wertheim haben die Grundschule Bestenheid zwei, die Otfried-Preußler-Schule (OPS) einen FSJler. Bei einem Gespräch am Donnerstag stellten Beteiligte deren Aufgaben sowie die FSJ-Möglichkeiten vor.
Träger des FSJ an den Schulen der Großen Kreisstadt sind die Johanniter Wertheim. Die erste Stelle gab es an der Grundschule Bestenheid ab dem Schuljahr 2021/22, finanziert mittels monetarisierten Lehrerstunden. Die anderen beiden FSJ- Stellen (seit dem Schuljahr 2023/24) laufen über ein Landesförderprogramm. So erhalten aktuell 250 Schulen in Baden-Württemberg eine zu 100 Prozent geförderte FSJ-Stelle. Die Auswahl erfolgte unter anderem anhand des Sozialindexes.
FSJler erhalten Taschen- und Verpflegungsgeld in Höhe von insgesamt 540 Euro im Monat. Außerdem werden Sozialabgaben inklusive Rentenversicherung gezahlt.
Die FJSler in Bestenheid sind ein junger Mann und eine junge Frau, 16 und 19 Jahre alt. An der OPS absolvierte Julian Pernfuß (19) sein FSJ. Er nahm nun auch am Gespräch teil.
Wie Ina Nolte, Fachbereichsleiterin bei der Stadt Wertheim, betonte, sei es der Kommune wichtig, junge Leute auf das FSJ aufmerksam zu machen. Neben den Stellen an den Schulen wolle man Interessierten auch solche in anderen kommunalen Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Offener Jugendarbeit ermöglichen. Die Johanniter vermittelten Theorie sowie Handwerkszeug und die Einsatzstellen profitierten von der Unterstützung. Betont wurde von mehreren Rednern, dass man durch FJS-Stellen auch eine Unterstützung bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung sehe.
Wie Matthias Fleischer, Leiter Referat Bildung und Familie der Stadt, erklärte, können Leute zwischen 15 und 26 Jahren ein FSJ absolvieren, wenn sie die Vollschulpflicht von neun Jahren erfüllt haben. Ein Einsatz dauere zwischen sechs und 18 Monaten, üblich seien zwölf.
Johanniter-Regionalvorstand Stefan Dosch erklärte, man schließe als Träger Verträge mit den Schulen. Die FSJler würden schuleigene Aufgaben nach Vorgaben des Kultusministeriums übernehmen. Gemeinsam mit den Schulen habe man diese Aufgaben konkretisiert.
Julian Benz, stellvertretender Schulleiter der OPS, stellte fest, das Aufgabenfeld sei weit gefächert. Am Vormittag unterstützten die FSJler die Lehrer bei Organisation und individueller Förderung im Unterricht. Sie seien zudem in der Ganztagsbetreuung und als Aufsicht engagiert. Zudem arbeiteten sie den Lehrkräften zu. Der Stellenumfang eines FSJlers liege bei 39 Zeitstunden pro Woche. Pro Tag sei man meist von 7.45 bis 15.45 Uhr eingesetzt.
Julia Klein, Konrektorin der Grundschule Bestenheid, erklärte, die FJSler würden bei ihnen auch Projekte unterstützen und eigene Ideen einbringen. Sie gestalten das Schulleben aktiv mit. „Bei den Kindern kommen sie sehr gut an.“ Besonders gefragt sei bei den Jungs ihr FSJler Emil, da er außer den Hausmeistern der einzige Mann an der Schule sei. Er sei auch ein Ansprechpartner für die Jungen der Schule.
Dosch berichtete, seit das Angebot FSJ 2011 startete, koordinieren die Wertheimer Johanniter für ihren Landesverband die 25 Bildungstage, die Teil des FSJs sind. Die drei Seminarblöcke finden in Külsheim statt, hinzu kommen Fachtage. Daran würden zwischen 180 bis 190 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesland kommen. Einem FJSler stehen sechs Wochen Urlaub zu, weitere Ferienzeiten nutze man für die Seminare. Bei den Fachtagen biete man auch eine vertiefte Erste-Hilfe-Ausbildung und den einwöchigen Kurs zum Sanitätshelfer an.
Klein berichtete, an ihrer Schule gebe es auch eine Erste-Hilfe-AG, die von FSJler geleitet wird. Im Auge habe man dabei zusammen mit den Johannitern eine Ausbildung zum Schulsanitäter.
Julian Pernfuß berichtete, er habe das Wirtschaftsgymnasium nach der zwölften Klasse verlassen. Das FSJ erfülle den praktischen Teil der Fachhochschulreife, die er somit erhalten werde. Am Einsatzort Schule gefallen ihm die vielen verschiedenen Einsatzbereiche.
Es gebe zahlreiche kleine schöne Momente, beispielsweise wenn die Kinder seinen Namen riefen oder ihn umarmten. Spaß mache ihm auch die von ihm geleitete Sport-AG. Alle Schüler seinen mit Eifer bei der Sache. Ein Kind habe sogar in einem Aufsatz über die Stunde geschrieben.
Das FSJ sei auch eine gute Möglichkeit für die Berufsorientierung. Pernfuß hatte überlegt, Lehrer zu werden. Inzwischen entschied er sich für einen kaufmännischen Beruf. Laut Klein will der FSJler ihrer Grundschule Lehrer werden.
Die drei FSJ-Stellen an den beiden Wertheimer Schulen sind für 2024/25 bereits vergeben. Wie es danach mit der Finanzierung weitergeht, ist noch offen. Die Stadt freue sich aber über Bewerber für ein FSJ in anderen Bereichen, betonten die Verantwortlichen. Dosch bekräftigte, man versuche, das Angebot an FSJ-Stellen auszubauen. Zudem gebe es weitere Möglichkeiten auch bei anderen Trägern.
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