Besonderer Geburtstag

Wertheims Hochwasserfriseur Thomas Wettengel wird 75

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bdg
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Thomas Wettengel ist auch mit 75 Jahren noch ehrenamtlich engagiert. © B.-D. Grein

Wertheim. Die Liste der Aktivitäten von Thomas Wettengel ist lang. Dabei stehen Stichworte wie Gemeinderat, Mitgründer und Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Hochwasser, Einsatz für den Sport, die Friseurbranche und vieles mehr. An diesem Donnerstag feiert der Wertheimer seinen 75. Geburtstag. Diesen verbringt er als Mitglied der Wertheimer Delegation beim Projekt „Twinners4Tomorrow“ in Gubbio (Italien).

Wettengel wurde am 20. April 1948 im damaligen Wertheimer Krankenhaus (heute Kulturhaus) geboren. Die meiste Zeit seines Lebens hielt er der Main-Tauber-Stadt die Treue. Er besuchte die Volksschule in der Mühlenstraße und anschließend das Gymnasium am Standort der heutigen Edward-Uihlein-Schule. Nach der Mittleren Reife absolvierte er eine Ausbildung zum Friseur im elterlichen Betrieb und an der Friseurfachschule Meininghaus in Forchheim in Oberfranken.

Bereits nach einem Jahr legte er 1966 seine Gesellenprüfung ab. Danach arbeitete er unter anderem in Nürnberg und Wertheim. Nach seinem Wehrdienst 1968/69 wirkte er ein Dreivierteljahr in Paris im Studio von Loreal und bei verschiedenen Friseuren. 1971 kehrte er nach Wertheim zurück, legte die Meisterprüfung ab und übernahm 1973 den Friseursalon seines Vaters.

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Nadine Schmid
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In seinen Jahrzehnten als Friseurmeister hat Wettengel zusammen mit seinem Team zig Kunden die Haare geschnitten und frisiert, darunter auch Vertreter des europäischen Hochadels.

Der Jubilar trägt den Spitznamen „Hochwasserfriseur“. Diesen verdankt er seiner besonderen Aktion beim Hochwasser 2011. Er schnitt damals die Haare von Kunden in einem Wohnmobil auf der Tauberbrücke. Auch bei einem Tag der offenen Tür des Regierungspräsidiums Stuttgart schnitt Wettengel im Wohnmobil die Haare seiner Kunden. Dabei sammelte er Spenden für ein neues Hochwasserboot für Wertheim. Im April 2022 schloss er seinen Salon und ging in den Ruhestand.

Als Prüfer im Einsatz

Wettengel ist seit 48 Jahren Vorstandsmitglied der Friseurinnung Main-Tauber und auch heute noch Prüfer der Auszubildenden. Seit 20 Jahren fungiert er als Vorsitzender der Prüfungskommission. Seit 1994 war er Sachverständiger für das Friseurhandwerk. Im Laufe der Zeit hat er über 50 Friseurinnen und Friseure ausgebildet – nur fünf waren Männer.

Der Wertheimer selbst war bei verschiedenen Preisfrisierwettbewerben erfolgreich. 1977 wurde er unterfränkischer Meister, 1977/78 holte er sich bei der Leistungsschau Baden-Württemberg des Friseurhandwerks Silber und Gold sowie bei den deutschen Meisterschaften 1978 Silber.

Zu den liebsten Hobbys des Jubilars gehört bis heute das Segeln. Aber auch in der weiteren Sportwelt hat er sich einen Namen gemacht. Er war mehrere Jahre in der Leichtathletik aktiv, zuerst bei der SV Viktoria Wertheim, dann beim TV Wertheim. Er war vielfacher Kreismeister und drei Mal Mitglied des deutschen Teams bei den Jugendländerkämpfen. „Fußball, dann Handball, dann Volleyball“, zählte er im Gespräch mit den FN weitere Sportarten auf, in denen er aktiv war. 1972 gehörte er zu den Gründern der Volleyball-Abteilung des TV Wertheim.

Wettengel ist seit 2019 für die Bürgerliste Wertheim Mitglied im Wertheimer Gemeinderat. Dem Gremium gehörte er bereits von 1984 bis 1994 an, erst für die Freien Wähler und nach deren Auflösung für die CDU. Außerdem war er von 1999 bis 2019 Vorsitzender des Altstadtbeirats Wertheim.

Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die heißen Diskussion um die Ansiedelung vom „Wertheim Village“, dem Kaufland und über die Gestaltung des Bahnhofareals. Ein großes Thema im Altstadtbeirat sei zudem die Altstadtsanierung gewesen. „Auch die großen Hochwasser von 2003 und 2011 spielten in die Zeit mit rein.“ Zurückblickend meint er: „Das Verhältnis zwischen den Gemeinderatsfraktionen ist heute besser als zu früheren Zeiten.“

2008 wurde Wettengel mit der goldenen Ehrennadel des Zentralverbands der Friseure ausgezeichnet. In diesem Jahr ehrte ihn Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez für seinen Einsatz für die Bürgergemeinschaft Hochwasser mit der Stadtmedaille in Silber.

Wettengel ist seit 1977 mit seiner Frau Inge verheiratet. Sohn Oliver wurde 1978 geboren. Inzwischen hat das Paar einen elfjährigen Enkel.

Die ersten Monate seines Ruhestands seien leider anders verlaufen, als er sich dies erhofft hatte, berichtet Wettengel. So war er unter anderem wegen eines Schulterbruchs nach einem Unfall längere Zeit eingeschränkt. Dieses Jahr sei es besser. Wettengel plant unter anderem einen Segeltörn mit einer größeren Gruppe in Kroatien. Nach 30 Jahren sei er dieses Jahr wieder in Straßburg gewesen, freute er sich. Weitere Städtereise sollen folgen. Auch will er künftig häufiger wandern. Zudem investiert er mehr Zeit in die Gartenarbeit.

Treu bleibt Wettengel seinen Ehrenämtern. So will er sich unter anderem weiterhin als Gemeinderat, in verschiedenen Aufsichtsräten und als einer der ehrenamtlichen Stellvertreter des Oberbürgermeistersengagieren. Außerdem ist er ehrenamtlicher Schöffe beim Sozialgericht Heilbronn. Den Vorsitz bei der Bürgergemeinschaft Hochwasser wolle er behalten, solange es geht, betont er. Zudem ist er schon seit vielen Jahren Mitglied in zahlreichen weiteren Vereinen.

Nach seiner Rückkehr aus Gubbio wird er seinen 75. Geburtstag mit Familie und Freunden feiern. Den sicherlich zahlreichen Glückwünschen schließen sich die Fränkischen Nachrichten an. bdg

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