Wertheim. „Es gibt Bilder, da rufen die Menschen sofort an, wenn sie die Zeitung in den Händen halten“, erzählt Bettina Winkler, Mitarbeiterin des Archivverbunds Main-Tauber. Sie ist mit den Nachforschungen zur Sammlung Wehnert betraut, die zahlreiche Aufnahmen des Wertheimer Fotografen Hans Wehnert, seines Vaters und Großvaters umfasst.
Das Bild von der Schaufensteranlage des früheren Kaufhauses „Schöpflin Haagen“ ist so ein Fall. Es zeigt den Eingangsbereich am Engelsberg. „Die Wertheimer haben das Motiv sehr schnell erkannt, weil viele von ihnen dort früher eingekauft haben“, erzählt Winkler. Natürlich blieb es nicht nur bei der bloßen Bestätigung des Motivs. Viele Anrufer konnten sich noch an zahlreiche Details erinnern, beispielsweise wo die Automaten in dem Kaufhaus standen oder wo es Süßigkeiten zu kaufen gab, und sie erzählten ihre Geschichten. Insgesamt 18 Leser hatten den Ort erkannt und sich im Archiv gemeldet. „Das ist ein Spitzenwert“, freut sich Winkler.
Für große Reaktion sorgte auch die Aufnahme eines Hauses mit diversen Anbauten. „Das war auch fast ein Selbstläufer. Sobald die Zeitung Anfang August ausgetragen war, kamen die ersten Anrufe“, erinnert sich die Archivmitarbeiterin und muss lachen. Denn manchmal kommen die ersten Anrufe frühmorgens noch bevor Bettina Winkler überhaupt an ihrem Schreibtisch in Bronnbach sitzt. Sogar am Wochenende würden einige Leser anrufen und ihre Vermutungen oder ihr Wissen auf den Anrufbeantworter aufsprechen. Natürlich ruft Bettina Winkler prompt zurück. Denn jede Information zu einem Motiv aus der Sammlung des Fotografen Wehnert ist wichtig und kann bei der Aufarbeitung und Archivierung helfen. 14 Bürger hatten übrigens das Wohnhaus in Hundheim erkannt. Wie Winkler nun inzwischen weiß, wurde ein Teil des Gebäudes für die Verbreiterung der Straße abgerissen. Heute befindet sich die Bushaltestelle direkt vor dem Haus.
Sehr emotional dagegen war die Geschichte einer Leserin, die den Gottesdienstraum auf dem Reinhardshof erkannte (Willy-Brandt-Straße 10) und sich unter anderem an die Kommunion eines Familienmitglieds in dem Saal erinnerte. Insgesamt drei Leser haben den Raum identifiziert.
Ebenfalls drei Anrufer erkannten in der Novemberausgabe ein ehemaliges Wohnhaus in Kembach, das inzwischen abgerissen wurde. Es stand in der Kembachtaltsraße 17 direkt gegenüber der ehemaligen Gaststätte „Stadt Wertheim“. Auch dieses Bild kann nun richtig zugeordnet und archiviert werden, dank der Mithilfe aufmerksamer Leser der Fränkischen Nachrichten.
Wenig Glück dagegen hatte Bettina Winkler mit der Veröffentlichung des Fotos einer Presse Mitte September. Winkler vermutete ursprünglich, dass es sich beim Motiv um eine Obstpresse handeln könne. Ein Anrufer war sich jedoch sehr sicher, dass es sich nicht um eine Obst- sondern um eine Papierpresse handeln würde. Sein Hinweis, dass in der Homburger Papiermühle solch eine Presse steht, brachte Winkler auf die Idee, das Bild an die Museumsverantwortlichen zu schicken. Sie bestätigten, dass es sich eindeutig um eine Papierpresse handeln würde. Jedoch, wo genau das Foto jedoch entstanden sei, konnten auch sie nicht sagen. Und so geht die Suche weiter.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-wertheimer-fn-leser-erkennen-foto-motive-_arid,2280606.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html