Wertheim-Sachsenhausen. „Als das letzte Mal jemand von der Stadtverwaltung hier draußen war, hat man uns gesagt, dass dies der größte Biberdamm auf Wertheimer Gemarkung sei“, sagt Ortsvorsteher Udo Beck. „Das glaube ich sofort“, erwidert Bernd Weigand, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins. Der Geschäftsführer der Sachsenhäuser Bio Streuobst GbR, Richard Wolpert, nickt bestätigend. Die drei Männer haben sich an diesem regnerischen und stürmischen Nachmittag am Teilbach am Ortsausgang Richtung Reicholzheim getroffen, um ein weiteres Mal nach diesem „Baukunstwerk“ zu schauen.
Beck und Weigand schätzen, dass der Damm etwa 1,80 Meter hoch und fünf Meter breit ist.
Grundsätzlich nichts gegen den Biber
„Grundsätzlich haben wir nichts gegen Biber. Aber dieser Standort hier im Teilbach ist einfach schlecht, weil der Biber zu viel Schaden in zu vielen Gärten anrichtet“, sagt Beck. Salat beispielsweise schmecke der gesamten Familie Biber richtig gut. „Für diese Tiere sind die an den Bach angrenzenden Obstbaumwiesen und Kleingärten das Paradies“, meint Weigand.
Leidtragender der aktiven Biberfamilie ist auch der Obst- und Gartenbauverein, dessen Grundstück, bis zum Weg und der Uferböschung reicht. Erst vor kurzem hat Meister Bockert, wie der Biber in der Fabel genannt wird, zehn kleine Bäume als Baumaterial verwendet. Es entstand ein Schaden von rund 300 Euro. Dies sei kein Einzelfall, wissen Weigand und Beck.
„Uns geht es gar nicht um diesen Schaden. Der Obst- und Gartenbauverein vertritt in diesem Fall vor allem auch die Interessen der Kleingärtner. Deshalb schauen wir immer nach dem Biber. Hat er mal wieder Probleme bereitet, versuchen wir zu vermitteln und halten die Verbindung zur Stadtverwaltung“, so Weigand. Baut der Biber einen weiteren Damm, wird dies an die Verwaltung gemeldet. Alle „Baumaßnahmen“ des Bibers vom großen Damm in Richtung Wohnsiedlung seien nicht tolerabel. Das haben die Biberbeauftragten des Landkreises und des Landes nach einem Vororttermin festgelegt. Dies bestätigt auch die Stadtverwaltung Wertheim (siehe weiteren Artikel). Deshalb dürfen alle Baue, die Richtung Ort gehen, entfernt werden.
Reibungspunkte gibt es dennoch. Hatten sich beispielsweise Bürger kleine Trittsteine an den Rand des Bachs gelegt, um Wasser zu entnehmen, mussten diese sofort entfernt werden. „Alle Regelungen, mit denen früher die Bürger gegängelt wurden, spielen nun keine Rolle mehr – das ist das Schlimme“, sagt Weigand. Er kritisiert damit eine Art Ungleichgewicht, zwischen den ständig beanstandeten Wasserentnahmestellen, die zügig entfernt werden mussten, und der Arbeit der Nager, die man einfach gewähren lässt. „Was der Biber tut, ist halt in Ordnung, aber was die Menschen machen, eben nicht“, sagt Ortsvorsteher Beck. Der ironische Unterton dabei ist nicht zu überhören.
Weil die Uferböschung ständig unterspült wird, haben die Sachsenhäuser Sorge, dass das Erdreich abrutschen kann oder dass jemand mit seinem Fahrzeug ins unterhöhlte Erdreich einbricht – was bereits passiert ist.
„Dazu kommt, dass der Biber alle Bäume in Ufernähe wegknabbert“, gibt Wolpert zu bedenken. Schade sei, dass durch die Arbeit der Tiere das Biotop rund um den Teilbach sich völlig verändern werde, ergänzt Weigand. „Es wäre wirklich wichtig, wenn man regulär zumindest ein paar Schutzmaßnahmen ergreifen könnte. Aber wir sind nicht einmal befugt, die Grundstücke mit einem Zaun zu schützen und die Gefahrenzone abzusichern, damit niemand zu Schaden kommt“, setzt er fort.
Ärger über ausbleibenden Schadenersatz
Worüber sich alle drei Männer ärgern, ist die unterschiedliche Handhabung des Schadensersatzes, den es in Bayern, aber nicht in Baden-Württemberg gibt. Eine Reglung dieser Art sehen Weigand und Wolpert als zwingend notwendig an. „Uns geht es dabei nicht um unsere zehn Obstbäume, sondern die privaten Gartenbesitzer, die durch ständigen Schaden den Spaß am Gärtnern verlieren. Aber Kleingärten sind Kulturgut, das dann verloren gehen würde. Es wäre fatal, wenn wir diese auf dem Land nicht mehr hätten“, betont Weigand mit Nachdruck.
Moniert wird von den Sachsenhäusern auch, dass das Material von entfernten Biberdämmen in der Nähe des Bachs gelagert wird, welches sich der Biber prompt wieder holt.
Ihren Humor haben die Sachsenhäuser dennoch nicht verloren. „Das wäre doch ein prima Löschteich für die Feuerwehr“, frotzeln sie über den kleinen See, der sich vor dem Damm staut. Die drei müssen lachen.
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