Weinlese

Weinbauern in Wertheim, Külsheim und Werbach erwarten gutes Ergebnis

Es sind nur noch wenige Tage, bis wieder reger Betrieb in den Weinlagen herrscht. Weinbauern der Region werfen ein Blick auf das mögliche Lese-Ergebnis.

Von 
Heike Barowski
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Die Brüder Florian (links) und Philipp Ehrlenbach bewirtschaften als Selbstvermarkter in Reicholzheim fünf Hektar Weinanbaufläche. Vom Hagelschaden in diesem Jahr blieben ihre Lagen verschont. © MALTE GRUENER

Wertheim/ Külsheim/ Werbach. Die Lese für den Federweißen hat bereits begonnen. Dieser Tage startet die Hauptweinlese für den Jahrgang 2025. Trotz des Hagelschadenereignisses am 22. Mai schauen die Weinbauern der Region relativ optimistisch auf das mögliche Ergebnis.

Weingut Ehrlenbach in Reicholzheim

Seit mehreren Generationen besitzt die Familie Ehrlenbach in Reicholzheim Weinbergflächen. Aktuell sind es fünf Hektar, die Florian und Philipp Ehrlenbach im Nebenerwerb bewirtschaften. „Begonnen haben wir im Jahr 2020 mit etwas mehr als einem Hektar. Seit 2022 sind wir in der Bio-Umstellung“, erklärt Florian Ehrlenbach. Hauptrebsorte im Ehrlenbachschen Gut ist der Chardonnay mit 30 Prozent, gefolgt von Schwarzriesling und Spätburgunder. Dazu kommen noch Weißburgunder, Grauburgunder, Silvaner und Müller-Thurgau. „Wir erwarten eine normale Ernte. Das Ertragsniveau in den Weinbergen ist in diesem Jahr hoch bis sehr hoch. Für unseren Qualitätsanspruch deutlich zu hoch“, wagt Philipp Ehrlenbach einen Ausblick. Deshalb habe man in den vergangenen Wochen haben viel Zeit im Weinberg mit Qualitätsmaßnahmen verbracht, also Trauben herausgeschnitten. „Im Jahr 2024 haben wir durch den Frost fast alles verloren, sodass wir im Vergleich natürlich eine größere Ernte einfahren“, so Florian Ehrlenbach. Und weil ihre Lagen nicht vom Hagelschaden betroffen sind, blickt die Familie mit großer Freude auf die bevorstehende Ernte, die per Hand und mit vielen Freunden und Bekannten eingefahren wird.

Brennerei und Kelterei Michel in Werbach

Gregor Michel hat den Weinbaubetrieb im Jahr 2000 von seinem Vater übernommen. Der rührige Werbacher hat die Anbaufläche von ursprünglich 0,3 Hektar inzwischen auf 4,5 Hektar vergrößert. Angebaut werden rund um Werbach und nahe Reicholzheim die Sorten Müller-Thurgau, Schwarzriesling, Kerner und Silvaner. Genau wie das Weingut Ehrlenbach sind auch Michels Lagen in diesem Jahr vom Hagel verschont worden. Und der Vergleich zu 2024 fällt ebenfalls positiv aus. „Nachdem wir im vergangenen Jahr durch die Spätfröste nur rund 20 Prozent einer normalen Ernte hatten, erhoffen wir uns dieses Jahr eine gute Ernte mit guten Qualitäten. Über alle Sorten sieht es bisher gut aus“, freut sich Gregor Michel. Jedoch hätten die Niederschläge seiner Meinung nach durchaus früher kommen dürfen. Denn in einigen Parzellen hat Michel, der sich auch mit seinen selbstgebrannten Likören in der Region einen guten Namen gemacht hat, leichte Trockenschäden zu beklagen. Etwa die Hälfte seiner Anbaufläche erntet er durch ein Lohnunternehmen mit der Maschine. „Für die Handlese habe ich Gott sei Dank viele Freunde, Verwandte und rüstige Rentner, die mir helfen“, ergänzt er. Los gehen soll es mit der Lese in wenigen Tagen.

Gregor Michel, hier beim Verkosten eines Weißweins, betreibt in Werbach eine Brennerei und ist Weinbauer. In diesem Jahr rechnet er mit einem guten Ergebnis. © Heike Barowski

Weingut Krug in Külsheim

Am Külsheimer Ortseingang von Bronnbach kommend befindet sich das Weingut Krug. Der Weinbau wird seit 1955 über drei Generationen hinweg betrieben. Zwischen 1965 und 1994 wurde der Wein über die Winzergenossenschaft Reicholzheim vermarktet. Inzwischen liegen Anbau, Ausbau, Abfüllung und Vermarktung wieder in eigener Hand. Seit 2008 betreibt die Familie eine Besenwirtschaft, die nicht nur von den Külsheimern gern besucht wird. Von den ursprünglich 3,5 Hektar Anbaufläche bewirtschaftet die Familie inzwischen nur noch einen Hektar mit Müller-Thurgau, Bacchus und Silvaner sowie Spätburgunder und Saint Laurent. „Wir hatten einen Hagelschlag und haben auf unseren Anbauflächen einen Ernteausfall zwischen 30 und 40 Prozent“, erklärt Bernhard Kuhn. „Solche Ereignisse verursachen immer einen Stopp in der Entwicklung der Traube. Das ist wie ein Schock für den Rebstock“, so der Fachmann. Etwa acht bis 14 Tage habe es gedauert, bis sich seine Pflanzen erholt haben.

Die in Kürze stattfindende Lese wird bei den Rotweinsorten per Hand passieren, „weil wir so selektiver lesen können“, erklärt Krug. Erntehelfer seien auch in Külsheim bislang kein Problem. Die Weißweinsorten dagegen werden bei Krugs mit der Maschine geerntet. Bevorzugt werden bei der Lese die frühen Morgenstunden, damit es für die Trauben nicht zu heiß wird. Auf die Frage, wann das Weingut Krug mit der Lese starten wird, sagt Bernhard Krug: „Nicht vor dem 15. September. Ich ziehe die Lese gern etwas hinaus, um der Traube die Zeit für die Reife zu geben.“ Das würde jedoch nur gehen, wenn die Trauben gesund sind, also nicht faulen. Bernhard Krugs große Sorge gilt der grundsätzlichen Entwicklung des Weinbaus. Nach seiner Meinung sorgen immer stärker steigende Kosten und deutlich sinkende Ertragspreise dafür, dass in Zukunft niemand mehr Weinbau betreiben will. „Der Weinbau wird in der Region verschwinden“, sagt er.

Winzerhof M. Baumann in Dertingen

Monika und Martin Baumann betreiben Weinbau in Selbstvermarktung. Doch zu ihrem Winzerhof gehört nicht nur der Anbau, Ausbau und Verkauf der eigenen Weine. Die beiden Dertinger haben den seit Generationen bestehenden Weinbaubetrieb 1995 in einen Winzerhof umgewandelt und um eine Heckenwirtschaft mit Gästebetrieb erweitert. Auf insgesamt sechs Hektar Rebfläche werden mehr als zehn Sorten angebaut, hauptsächlich jedoch Silvaner, Müller-Thurgau, Grauburgunder, Gewürztraminer, Chardonnay, Ortega, Schwarzriesling, Spätburgunder und Regent. Von Hagelschäden blieben die Lagen des Winzerhofs verschont. Entsprechend positiv fällt Martin Baumanns Ausblick aus. „Die diesjährige Ernte sieht momentan gut aus. Wir haben gesunde Trauben mit einem schönen Ertrag“, sagt der Winzer. „Ein Vergleich zu den Vorjahren ist in unserer Region schwierig, da alle paar Jahre durch Spätfrostereignisse die Menge sehr unterschiedlich ausfällt“, führt er weiter aus. Im vergangenen Jahr habe man nur die halbe Ernte einfahren können, also einen Verlust durch Spätfröste von 50 Prozent zu beklagen gehabt. In diesem Jahr seien die Sorten jedoch recht ausgeglichen.

Die Ernte wird hauptsächlich mit Erntehelfern aus der Region gemeistert, ein Vollernter wird nur an Teilstücken eingesetzt. „Noch haben wir genug Erntehelfer, aber man muss immer in Kontakt bleiben“, erklärt er. Zwar sei die Ernte immer ein großer Arbeitsfaktor im Jahr, „aber das Wichtigste ist es, den Absatz für den erzeugten Wein zu haben“, sagt Baumann. Sein Appell an alle Weinliebhaber: „Zuerst sollte man regionale Weine trinken, für andere ist dann immer noch genügend Platz.“

Dort, wo die Eiskörner keinen Schaden angerichtet haben, rechnen die Weinbauern in der Region trotz des Hagelschadenereignisses Ende Mai in diesem Jahr mit einem guten Jahrgang. © picture alliance / dpa

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