Eigenbetrieb Wald

„Uns graust es vor dem Frühjahr“

Der Preis für Polterholz, das Selbstbewerber zu Brennholz verarbeiten, ist auf 85 Euro gestiegen. Schädlinge machen sich in den Wäldern breit, was den Förstern große Sorgen bereitet.

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Gerd Weimer
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Selbstwerber, die Polterholz (Bild) aus dem kommunalen Wäldern des Kreises zu Brennholz verarbeiten, zahlen 85 Euro für den Festmeter. © dpa

Wertheim. Infolge der rasant gestiegen Energiekosten nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ist die Nachfrage nach heimischem Brennholz gestiegen. „Wir könnten Brennholz verkaufen ohne Ende“, schilderte Matthias Kunze, Leiter des Eigenbetriebs Wald, bei der Sitzung des zuständigen Betriebsausschusses die Lage. Marieke Plate, Leiterin des Forstamts Main-Tauber teilte mit, dass der vom Landratsamt festgelegte Preis für Brennholz aus den Kommunalwäldern, in diesem Herbst von 59 auf 85 Euro pro Festmeter gestiegen ist.

Marieke Plate bezeichnete dies als „moderate Anpassung“, die angesichts der Marktlage gerechtfertigt sei. Mit dem Preis liege man auf dem Niveau der benachbarten Landkreise in Baden-Württemberg und Bayern. Die Nachfrage nach Holz – auch aus der Industrie – sei enorm. Der steigende Bedarf wirke sich auch auf die Brennholzpreise aus.

Matthias Kunze stellte bei der Sitzung des Betriebsausschusses den Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs für 2023 vor, bei dem sich die starke Nachfrage nach Brennholz widerspiegelt. So sollen die Erlöse aus dem Holzverkauf inklusive Selbstwerbern auf fast 800 000 Euro steigen. Für das laufende Jahr geht man von rund 60 000 Euro weniger aus. Insgesamt sollen Einnahmen von 905 000 Euro erzielt werden.

Der Eigenbetrieb kalkuliert mit weniger Erlösen aus dem Verkauf von Hackschnitzel. Der Hauptabnehmer, die Heizungsanlage der Realschule in Bestenheid, verbrauche weniger, „da die Winter mild sind“, so Kunze. Man hoffe, dass mit dem Nahwärmekraftwerk in Waldenhausen und weiteren möglichen Projekten in Nassig und Höhefeld zusätzlicher Bedarf entstehe. Die Lieferkapazitäten des Eigenbetriebs seien dann auch ausgeschöpft.

„Der Feind lauert“

In der Summe soll es laut Wirtschaftsplan ein ausgeglichenes Ergebnis geben. „Wir hoffen, dass uns der Käfer nicht so viel kaputt macht“, sagte Kunze und ergänzte: „Die Trockenschäden sind nach wie vor da.“

Revierförster Frank Teicke erläuterte, dass die Umwelteinflüsse („Hitze und Käferschäden“) der vergangenen Jahre die Planungen „völlig über den Haufen geworfen“ haben. Es sei „leider zu befürchten“, dass der „Feind weiter lauert“. Teicke spielte auf den Borkenkäfer an, der im „Boden und in den Beständen in den Startlöchern“ stehe, um bei wärmeren Temperaturen Unheil anzurichten. „Uns graust es schon vor dem nächsten Frühjahr“, so Teicke.

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Baumarten, die „früher eine sichere Bank waren“ wie die als trockenheitsresistente bekannte Kiefer, beginne „flächig auszufallen“, weil sie „40 Grad im Sommer nicht erträgt“. Die Fichte werde Geschichte sein, so Teickes Einschätzung. Sie sei wegen der Trockenheit und der Standorte in der Region „nicht zukunftsfähig“.

Deswegen sei die Baumartenvielfalt sehr wichtig. Wie Marieke Plate schon erläutert hatte, wolle man sich breit aufstellen, was die Vielfalt der Baumarten angeht. Das habe allerdings Auswirkungen auf die Kostenseite. Für die Jungpflanze beispielsweise eines Nussbaums, der das Klima verkraftet, müsse man das Vielfache ausgeben als für ein Fichtenbäumchen. Um zu vermeiden, dass in der hiesigen Region ganze Flächen kahl werden, wie es im Harz der Fall ist, seien höhere Kosten nicht zu vermeiden.

Revierförster Martin Rössler erklärte auf Nachfrage, dass momentan viel Holz an einzelnen Standorten gelagert werde, um die Ausbreitung der Schädlinge im Wald zu vermeiden. Man habe es in den Wäldern mit neuen Schädlingsarten, wie dem Westlichen Tannen- und dem Großen Lärchenborkenkäfer, zu tun.

Marieke Plate erläuterte, dass man auf die Entwicklungen im Forst flexibel reagieren wolle. Man sei davon abgekommen, einzelne Baumarten zu favorisieren. „Wir haben einen Plan und wir passen ihn der Realität an“, sagte sie mit Blick auf immer wieder auftauchende neue Herausforderungen im Forst.

Redaktion Reporter Wertheim

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