Urphar. Die 127. Abendmusik fand am Abend des Sonntags „Kantate“ in der Jakobskirche Urphar statt. Die „Pifferari di Santo Spirito“ (Pfeifer von Heiliggeist, Heidelberg) boten Heiteres und Kurioses auf historischen und ungewöhnlichen Instrumenten.
Das Finale des Violinkonzerts von Felix Mendelssohn-Bartholdy war bis auf die Instrumentierung mit Sopranino-Blockflöte und Oboen klanglich noch nicht sehr weit von seinem Ursprung entfernt. Dies sollte sich im Laufe des Konzerts schnell ändern: Schon bei „Panorama“, „The Song from Moulin Rouge“ und „Maske in Blau“ lernte man ungewöhnliche Instrumente kennen. Margaret und Matthias Friederich erklärten die Funktionsweise von Rohrblattinstrumenten und Flöten verschiedener Stimmlagen. So überraschte eine „ziemlich häßliche“ Metallflöte mit ihrer warmen, für Soloeinwürfe gut geeigneten Tragfähigkeit, ebenso wie ein Chalumeau, der Vorläufer der Klarinette oder ein seltenes „Heckelphon“, von dem es in Deutschland, so Matthias Friederich, nur noch zwölf Stück gäbe.
Bei einem einzigen Stück waren bis zu 14 verschiedene große und kleine, „normale“ und skurrile Instrumente im Einsatz. Selbst eine japanische Plastik-Vogel-Flöte in Blau und Gelb unterstrich optisch und akustisch das Thema des Abends: „Ein Eimer Klangfarbe“, das auch Pfarrerin Annegret Ade bei ihrer Begrüßung mit dem Wilhelm-Busch-Gedicht „Ein gutes Tier ist das Klavier“ aufgenommen hatte. Bei dem Marsch aus der Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“ von Prokofjew kam das Heckelphon, eine Art Oboe in Baritonlage, klangstark zum Einsatz. Bemerkenswert und aussergewöhnlich erklang „Green, green grass of home“, bei dem Colin Friederich gleichzeitig Tenorblockflöte spielte und sang, ähnlich wie der in den 80er Jahren weltberühmte Jazzposaunist Albert Mangelsdorf. So hörte man dreistimmige Musik mit nur zwei sichtbaren Instrumenten. Bei diesem leisen Stück hatte Pianistin Eiko Yamada eine kurze Pause; ansonsten unterstützte sie die Flötenmusik mit einem tragfähigen, aber stets dezenten Klangfundament, das auch die manchmal kleinen und leisen Flöten immer gut zur Geltung kommen ließ.
Beim „Holy Ghost Blues“ beeindruckte der aparte Klang der Soloflöte ebenso wie die schwungvoll groovende „Jazzband im Taschenformat“. Immer skurriler wurden die Instrumente wie das einer Kaffeemaschine ähnliche Rankett aus der Renaissance-Zeit, die viersaitige Ukulele oder gar ein elektronisches Klanggerät, das mit Hilfe zweier Antennen auf Bewegungsänderungen des Spielers Tonhöhe und Laustärke änderte.
„Yellow Submarine“ von den Beatles animierte das Publikum zum Mitsummen und das offizielle Abschlussstück des Programms aus Verdis „Aida“, gespielt mit drei verschiedenen Okarinas, war mit kleinen Melodieabschweifungen bis hin zu „O du fröhliche“ garniert wie eine musikalische Nachtischtorte.
Eine wahre Serie von Zugaben faszinierte noch einmal mit Kuhglocken und Triangel, und allen Größen der Flöteninstrumente, darunter der „kleinsten Blockflöte der Welt“, die mit etwa fünf Zentimetern Länge immerhin die drei Abschlusstöne des Konzerts spielte.
Pfarrerin Annegret Ades Segenswünsche beschlossen den außergewöhnlichen Abend nach langem Applaus.
Die 128. Urpharer Abendmusik in der Jakobskirche findet am 6. Oktober um 19 Uhr statt.
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