Gute Tat

Spende kommt Förderschule im Westjordanland zu Gute

Vertreterin von „Lifegate Rehabilitation – Tor zum Leben“ berichtete über die Arbeit der Organisation zu Gunsten von Schülern mit Einschränkungen

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bdg
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Maria Zaidan vom Verein Lifegate Rehabilitation (Mitte) war glücklich über die Spende, die von Kindern und Jugendlichen der Gemeinschaftsschule und Grundschule erlaufen wurde. Corinna Tilch (Vorsitzende Förderverein), Lehrer Alexander Herrmann und die beiden Viertklässler Philipp Ort und Sophia El-Saleh übergaben die Spende. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. Mit ihrem Spendenlauf vor einigen Wochen engagierten sich die Schülerinnen und Schüler aller Klassen der Grundschule und der Klassen fünf bis zehn der Gemeinschaftsschule Wertheim für andere Kinder. 50 Prozent der erlaufenen Spenden bleiben in der Schule, die andere Hälfte geht an den Verein „Lifegate Rehabilitation – Tor zum Leben“.

Die Institution hilft vor allem Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in Israel, den palästinensischen Gebieten sowie in Jordanien, Irak und Ägypten durch Förderung, Ausbildung und Therapie, selbstständig leben zu lernen. Die Spende in Höhe von 1250 Euro wurde am Freitag an Maria Zaidan übergeben, die die Geschäftsstelle des Vereins in Tauberbischofsheim leitet. Sie stellte ausführlich die Arbeit der unterstützten Schule für Kinder und Jugendliche mit Behinderung im Westjordanland nahe Betlehem vor. Sie dankte den Wertheimer Kindern, dass diese sich engagierten und anderen Kindern damit helfen in die Schule zu gehen.

„Wir betreuen Kinder, die etwas Probleme haben mit Einschränkung in Bewegung, Lernen, Konzentration und Einbindung in die Gruppe“, beschrieb sie die Arbeit. Diese könnten keine regulären Schulen mit großen Klassen besuchen. Ihre unterstützte Förderschule liege im Gebiet, wo die Palästinenser leben, ergänzte sie. Ziele der Schule sei die Inklusion in die Gesellschaft. Man wolle den jungen Menschen helfen, fit zu werden für normale Schulen und ihr Leben. In der Einrichtung, die ein Deutscher leitet, gebe es neben Förderschullehrer auch viele weitere Berufe wie Handwerker und Therapeuten. Sie übermittelte den Dank von Einrichtungsleiter Burghard Schunkert an alle Kinder und Spender für die Unterstützung.

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Es gebe Angebote für verschiedene Altersstufen. Im Frühförderkindergarten werden 40 Kinder von drei bis sechs Jahren betreut. Jedes Kind werde, wie auch in der Schule der Einrichtung, ganz individuell gefördert. „Die Kinder sollen auch lernen, ihre persönlichen Grenzen abzustecken, aber auch gleichzeitig, sich zu helfen und Kompromisse einzugehen.“ Ganz zentrales Element sei die Musik, auch als Kommunikationsmittel sowie das regelmäßige gemeinsame Kochen. Es gebe auch Kinder, die zu Hause nicht jeden Tag warmes Essen oder Vielfalt auf dem Tisch bekämen, betonte sie die Bedeutung des Kochens in der Einrichtung.

In die Förderschule gehen hundert Kinder von sechs bis 16 Jahren. Sie erhalten eine individuelle Förderung mit Theorie- und Praxisanteilen sowie mehr Einzelförderung. Die Erfolge der Arbeit machte sie am Beispiel eines zehnjährigen Jungen mit Down-Syndrom deutlich, der seit zwei Jahren die Schule der Einrichtung besucht.

Man betreue auch zehn Kinder mit Schwerstmehrfachbehinderung, ergänzte sie. Ab 16 Jahre ermögliche die Einrichtung den jungen Leuten eine Ausbildung in einem von 13 Berufen. „So können sie später arbeiten und selbst Geld verdienen.“

Weiterhin verwies sie auf das vielfältige Therapieangebot für die Kinder und Jugendlichen der Einrichtung. Hier nannte sie Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie, Hydrotherapie im 32 Grad warmen Wasser und Snoezeltherapie in einem speziell dafür eingerichteten Raum. Man verfüge zudem über eine eigenen Abteilung zur Herstellung von medizinischen Hilfsmitteln. Diese versorge auch Menschen in der Umgebung, die keinen Bezug zur Schule haben.

Brücken bauen

Morgens seien die Kinder in der Schule, am Nachmittag besuche man deren Familien auch zu Hause und biete Hilfestellungen. Außerdem biete man Sportangebote. Etwas besonderes sei das Team im Rollstuhl-Basketball, das aus Jugendlichen aus den Palästinensergebieten und Israel besteht.

Man unternehme mit den Kindern und Jugendlichen auch Ausflüge zum Beispiel zu Festen, Museen und Spielplätzen. „Wir wollen zeigen, dass sind Kinder, die spielen und ganz normal leben wollen.“ Weiterhin besucht man andere Schulen und lädt diese zu sich ein und veranstalte Tage der offenen Tür, beschrieb sie den Einsatz für die Inklusion. „Berührungsängste sollen verloren gehen“, sagte Maria Zaidan. Weiteres Ziel sei es, zwischen Jugendlichen aus Palästina und Israel Brücken zu bauen.

Die Schule beteiligt sich zudem Marathon von Bethlehem, meist beim 10-Kilometer-Lauf.

Die Kinder, vor allem der Wertheimer Grundschule, hatten viele Fragen: zum Beispiel zu den Einschränkungen der Kinder und deren Schulalltag. Diese beantwortete Maria Zaidan ausführlich.

Den symbolischen Spendenscheck überreichten Lehrer Alexander Herrmann, die Vorsitzende des Fördervereins der Gemeinschaftsschule Corinna Tilch sowie den Viertklässlern Sophia El-Saleh und Philipp Ort.

Herrmann stellte fest, er habe gelernt, dass es ein großes Geschenk sei gesund zu sein. Er lobte die den Kinder und Jugendlichen für ihren Einsatz beim Lauf und der Spende.

Laut Zaida finanziere sich die gesamte Einrichtung ausschließlich aus Spenden und eigenen Einnahmen. So betreibe man zusammen mit den Auszubildenden der Schule ein Gästehaus in Bethlehem und stelle verschiedene Produkte her. Erst Corona und nun der Krieg im Gaza-Streifen erschwere dies. Weiter erklärte sie, die Spende aus Wertheim werde man vor allem im Bereich des Förderkindergartens einsetzen.

Dank und Lob für den Einsatz der Wertheimer Schüler hatte auch deren Schulleiter Lothar Fink. bdg

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