Wertheim. Das erste, was auffiel, als Ulla Meinecke die Bühne in der Aula „Alte Steige betrat“, war ihre Kapitänsmütze. Die trage sie seit dem 17. März 2020 immer, wenn sie aus dem Haus gehe, um Haltung zu wahren, berichtete die Liedermacherin bei ihrem Auftritt beim Convenartis Kleinkunstverein.
Etwa 40 Personen waren gekommen, um die bekannte Künstlerin der 1980er Jahre, begleitet an den Keyboards von Reinmar Henschke, live zu hören.
Alltagsthemen behandelt
In ihren Liedern behandelt die Kreuzbergerin Alltagsthemen. Nebenbei erzählt sie aus ihrem Leben. Etwa, dass sie ihren Vornamen Ursula nie mochte, bis sie mit elf Jahren vom Lateinlehrer erfuhr, dass ihr Name „Bärin“ bedeutet. Und so gehören Bären zu ihren Lieblingstieren. Im Lied „Bär“ sang sie von einem Zirkusbär, der nicht das machen kann, was ein Bär normalerweise in seinem natürlichen Umfeld zu machen pflegt.
Immer informiert sein
Ihre rauchige Stimme, ihr weißes Gewand und natürlich die Kapitänsmütze geben ein charakteristisches Gesamtbild, zu dem die roten Keyboards von Henschke gut passen.
Sie singt viel vom Altsein, erinnert aber zwischendurch an ihre Jugend – und verrät ihre damaligen Lieblingshelden – Tom Sawyer und Huckleberry Finn, zwischen denen es ihr schwerfiel, ihren Favoriten zu wählen. Wen sie allerdings, gestand sie, nie leiden konnte, war das ängstliche, sich hilflos gebende Mädchen Becky Thatcher. Und so heißt folgerichtig der Song „Wer will schon Becky Thatcher sein?“
In einigen Liedern geht es um Beziehungen, um Ehealltag, um Situationen, die viele der Zuschauer kennen. Zwischendurch erzählt sie Anekdoten – und dabei eine ganz aktuelle, bei der sie für ihren Auftrittsort zu schwärmen beginnt. Denn auf dem Weg hatten sie und ihr Kompagnon eine Reifenpanne. Sie seien in Eichel gestrandet und gleichermaßen begeistert von der Freundlichkeit in der Autowerkstatt und dem Café gewesen.
„Und das, obwohl ich nicht mal wusste, wie der Fluss heißt, den wir gesehen haben“, gestand die gebürtige Hessin.
Im Lauf ihrer Karriere hat Meinecke mit vielen Künstlern zusammengearbeitet. So erschien der Song „Der Mann im Mond ist ein Mädchen“ auf dem Prinzenalbum. Auch wenn der Auftritt sich sicher nicht mit denen auf dem Höhepunkt ihrer Karriere vergleichen lässt, so brachte sie die Zuhörer in ihrem etwa 90-minütigen Programm zum Mitwippen und bei der Zugabe begannen einige sogar zu tanzen. Eine besondere Überraschung gab es für die Künstlerin wohl nach dem Auftritt. Dazu muss man wissen, dass sie zu Beginn ihres Berufsleben in den 1970er Jahren in Hamburg lebte und das Büro von Udo Lindenberg leitete. Sie wird daher nicht schlecht gestaunt haben, als Lindenberg vermeintlich plötzlich vor ihr stand – in Person des Laudaer Lindenberg-Doubles Rudi Wartha, das die Wertheimer schon beim ersten Wertheimer Quiz im September begeistert hatte.
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