Wertheim. „Wir gehen heute 18.00 Uhr endgültig vom Netz“, lautete der Text der WhatsApp-Nachricht, die unsere Redaktion aus dem Klinikumfeld erreichte. Insolvenzverwalter Mark Boddenberg bestätigte den Hinweis am Montagvormittag auf FN-Anfrage. Zuletzt war geplant, dass es ab Samstag, 15. Juni, keine stationären Aufnahmen mehr geben werde. „Die Patienten, die da sind, werden ordentlich versorgt. Eine Notfallversorgung können wir nicht mehr gewährleisten. Das wäre zu riskant“, begründete Boddenberg die Entscheidung.
Noch 27 Patienten im Haus
Die verbliebenen 27 Patienten des ehemals 170-Betten-Hauses sollen bis zum Abschluss ihrer Behandlung und voraussichtlich bis zum 1. Juli in der Klinik bleiben können. In der vergangenen Woche wurden noch 31 Menschen im Krankenhaus behandelt. „Es läuft sukzessive aus“, sagte Boddenberg.
Mit dem Aus der Notfallversorgung an der Rotkreuzklinik tritt das durch den Bereichsausschuss für den Rettungsdienstbereich Main-Tauber-Kreis vorbereitete Szenario in Kraft. „Die Integrierte Leitstelle in Bad Mergentheim wurde am Vormittag darüber informiert, dass bereits ab heute um 18 Uhr keine Patienten mehr in der Rotkreuzklinik aufgenommen werden können. Diese Entscheidung haben wir zur Kenntnis genommen“, erklärte Kreisbrandmeister Andreas Geyer, Leiter der Stabsstelle Brand-/Katastrophenschutz, Rettungswesen im Landratsamt. Dass der bisher kommunizierte Aufnahmestopp nun kurzfristig und ohne Vorankündigung um eineinhalb Wochen vorverlegt wurde, ändere nichts an der bereits kommunizierten Vorgehensweise.
Zudem sei der Regelrettungsdienst bereits in den vergangenen 18 Monaten häufig mit kurzfristigen, auch mehrtägigen Abmeldungen der Rotkreuzklinik von der Notfallversorgung konfrontiert gewesen. Das Verfahren sei daher entsprechend eingespielt. So erfolgt die Notarztgestellung entsprechend der Vorgaben des Rettungsdienstgesetzes über die weiteren Krankenhäuser im Landkreis oder über externe Dienstleister. In der Rettungswache Wertheim sind Räumlichkeiten für den Notarztdienst vorhanden. „Die Inanspruchnahme externer Dienstleister war bereits bisher gängige Praxis, auch durch die Rotkreuzklinik“, so Geyer. Weder das vorgezogene Aufnahmeende noch der angekündigte Abbau des Klinik-Labors durch den Betreiber „Synlab“ zum 3. Juli hätten auf die konzeptionellen Überlegungen Einfluss.
Ziel ist, Geschäfte zu übergeben
Boddenberg, der bis 1. Juli weiter als Generalhandlungsbevollmächtigter im Sanierungsverfahren zuständig ist, äußerte sich in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Schwesternschaft vom Roten Kreuz am Montagnachmittag auch zu den laufenden Verhandlungen zum Verkauf der Klinik an Dr. Josef Oswald, der am Standort eine Fachklinik zur Amputationsnachsorge und Schmerztherapie betreiben möchte.
„Unsere höchste Priorität ist es weiterhin, die wirtschaftlich beste Lösung für die Gläubiger der Rotkreuzklinik Wertheim gGmbH umzusetzen. Dies bedeutet, dass wir zum Schutz der Gesamtgläubigerschaft an einer zeitnahen Umsetzung der Übernahmepläne durch Herrn Dr. Oswald interessiert sind und ihn bei den operativen Maßnahmen unterstützen.“ Auch vor dem Hintergrund der finanziellen Ressourcenknappheit der Rotkreuzklinik sei es das gemeinsame Ziel, die Geschäfte in den kommenden Wochen an Oswald „abschließend zu übergeben“.
Weiterhin stehe die ministeriale Zustimmungen für die vorgesehene Budgetgröße aus, wobei die entsprechenden Verhandlungen zwischen den Krankenkassen und Oswald weiterlaufen, heißt es in der Pressemitteilung.
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