Alarm

Nicht nur bei Bränden rückt die Feuerwehr Wertheim aus

Fast 40 Prozent der Einsätze fallen unter die Kategorie „technische Hilfeleistung“. Vollgelaufene Keller, feststeckende Aufzüge und viele andere Notfallsituationen gehören dazu.

Von 
Gerd Weimer
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Technische Hilfe nach Verkehrsunfällen. Die Feuerwehr ist zur Stelle. © Feuerwehr Wertheim

Wertheim. Im Hof der Wertheimer Feuerwache in der Bismarckstraße steht ein arg demoliertes Autowrack. Das Metallknäuel könnte das Ergebnis eines schweren Verkehrsunfalls sein. Ist es aber nicht. Vielmehr üben die Feuerwehrleute anhand des Objekts den Einsatz der Rettungsschere. Training ist wichtig, denn immer wieder rücken die Floriansjünger zu Unfällen aus, angefordert von der Polizei oder dem Rettungsdienst, weil technische Hilfeleistung gefragt ist.

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Beim Betrachten der Statistik der Wertheimer Feuerwehr fällt auf, dass eine Vielzahl der Einsätze unter der Rubrik „Technische Hilfeleistung“ einsortiert sind. Insgesamt 218 Mal ist die Feuerwehr im vergangenen Jahr demnach  ausgerückt. Bei 85 Einsätzen ging es um technische Hilfeleistung – ein Anteil von fast 40 Prozent. In diesem Jahr fallen 26 von 82 Einsätzen unter die Kategorie.

„Lebensbedrohliche Lagen“

Laut Feuerwehrgesetz des Landes sind die Wehren dazu verpflichtet, „zur Rettung von Menschen und Tieren aus lebensbedrohlichen Lagen technische Hilfe zu leisten“. Zudem können die Gemeinden ihre Feuerwehren „mit der Abwehr von Gefahren bei anderen Notlagen für Menschen, Tiere und Schiffe“ beauftragen. Entsprechend der Vorschriften ist die Satzung der Wertheimer Feuerwehr gestaltet.

Eingeschlossene Personen im Aufzug

Viermal musste die Wertheimer Feuerwehr im vergangenen Jahr auf den Wartberg oder in die Kernstadt ausrücken, um eingeschlossene Personen aus einem Aufzug zu befreien.

Die Feuerwehrleute sind laut Stadtbrandmeister Torsten Schmidt speziell geschult, um solche Situationen zu lösen.

Nur wenn der Aufzugnotruf-Service nicht helfen könne oder eine rasche Lösung benötigt werde, weil etwa medizinische Notfälle vorliegen oder Leute unter Klaustrophobie (Ängste vor engen Räumen) leiden, rückt die Feuerwehr aus, erläutert Schmidt.

Man prüft dann, wo der Aufzug steckengeblieben ist, und versucht, Kontakt mit den Leuten aufzunehmen. Der Antrieb werde anschließend von der Stromversorgung getrennt, so Torsten Schmidt.

Nachdem die Bremsen gelöst sind, wird der Seilzug manuell vor die am günstigsten gelegene Tür manövriert. Markierungen am Seil geben dabei Orientierung. Die Tür lässt sich dann mit einem Spezialschlüssel öffnen.

Solche Einsätze dauern laut Schmidt ab Alarmierung meist weniger als 30 Minuten. wei

Ein Gutteil der technischen Hilfeleistungen entfällt auf die Unterstützung des Rettungsdienstes bei Unfällen. So wie im März dieses Jahres, als die Abteilungen Bettingen und Stadt zusammen mit den bayerischen Kollegen zu einem Verkehrsunfall mit 30 Pkw auf die Autobahn A 3 gerufen wurden. Für zwei eingeklemmte Personen kam jede Hilfe zu spät. Sie konnten nur noch tot geborgen werden. Bei dem schweren Verkehrsunfall zwischen Eichel und Urphar am 11. Juni sperrten die Feuerwehrleute die Einsatzstelle ab, banden auslaufende Betriebsmittel wie Treibstoff oder Motoröl und reinigten grob die Fahrbahn.

Bergung einer Person aus dem Laderaum eines Schiffes. © Feuerwehr Wertheim

Immer wieder kommt die Feuerwehr auch mit ihrer Drehleiter, um den Rettungsdienst zu unterstützen. „Wenn Patienten nicht auf dem normalen Weg getragen werden können, steuern wir die Drehleiter an ein geeignetes Fenster und bringen sie nach unten“, erklärt Stadtbrandmeister Torsten Schmid im FN-Gespräch. Insbesondere in der Wertheimer Altstadt sei dies notwendig, da die Treppenhäuser dort nicht selten zu eng für einen patientengerechten Transport sind.

Auch beim Versagen von Gas- und Wasserleitungen eilt die Feuerwehr zu Hilfe. Wie zum Beispiel bei einem Wasserschaden in Bestenheid Ende vergangenen Jahres, über den die FN berichteten. Weil eine Warmwasserleitung geborsten war, stand das heiße Wasser zehn Zentimeter hoch im Keller. Die Feuerwehrleute schlossen die Ventile und saugten das Wasser ab.

Sicherungspflicht

In solchen Fällen kann der Einsatz kostenpflichtig sein. Ein teils heikles Thema, mit dem Torsten Schmidt behutsam umgeht. Er möchte auf keinen Fall, dass Bürger von Notrufen absehen, weil sie Kosten fürchten. Sollte tatsächlich in Betracht kommen, dass ein Einsatz nach Beseitigung der Notlage kostenpflichtig werden könnte, würden die Betroffenen transparent darüber informiert.

Umgekippter Lastwagen an der L 2310. © Feuerwehr Wertheim

Grundsätzlich gelte zudem, dass bei einem Fall wie des vollgelaufenen Kellers in Bestenheid der Anrufer selbst nicht mit Kosten belastet wird. Dies sei nur bei missbräuchlichen Notrufen der Fall.

Die Feuerwehr könne allerdings nicht Leistungen erbringen, die gewöhnlich Privatunternehmen erledigen. Beispiel: ein wegen Sturms abgedecktes Dach. Wenn von herabstürzenden Ziegeln Gefahr für öffentliche Wege ausgehe, müsse die Wehr im Rahmen der Sicherungspflicht die Gefahr abwehren. Alles Weitere könne ein Dachdeckerbetrieb übernehmen. „Wir sind gehalten, den Firmen der freien Wirtschaft keine Konkurrenz zu machen“, erläutert Torsten Schmidt.

Wenn eine Brandmeldeanlage fälschlicherweise aus technischen Gründen Alarm auslöst, wird der Betreiber laut Feuerwehrgesetz zur Kasse gebeten. Dies ist in der Kostensatzung der Stadt Wertheim geregelt, die auch die Stundensätze und andere Positionen definiert.

Redaktion Reporter Wertheim

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