Wertheim. Zum Neujahrskonzert mit dem Symphonischen Blasorchester Lengfurt unter Leitung von Michael Geiger hatte der Kulturkreis Wertheim am Sonntag in die Stiftskirche eingeladen. „Markenzeichen“ des renommierten Orchesters sind von jeher anspruchsvolle Kompositionen für großes Blasorchester, aber immer wieder auch Arrangements besonderer Werke für das „SBO“ Lengfurt, die Spitzenformation einer kontinuierlichen Ausbildung, die bei der „Kinderbläserklasse“ der Musikkapelle Lengfurt beginnt.
Zu Beginn des Konzerts erklang die Eröffnungsfanfare von Richard Strauß, die seit fast 100 Jahren jeden Ball im Wiener Musikverein einleitet. Die großen Crescendi der 50 so unterschiedlichen Instrumente von der Piccoloflöte bis zur riesigen Pauke faszinierten von Anfang an und im Laufe des Konzerts immer wieder aufs Neue. Bläserbetonte Filmmusik, aber auch leise Oboen- und Klarinettenmelodien bis hin zum fröhlichen Marschrhythmus kennzeichneten die „First Suite for Military Band“ von Gustav Holst, dessen Werke der Spätromantik zugerechnet werden. Beim „Pilgerchor“ aus Richard Wagners Oper „Tannhäuser“ dürften vor allem Bläserinnen und Bläser der Posaunenchöre im Publikum besonders genussvoll zugehört haben – ein Paradebeispiel sauberer Intonation und Klangschönheit bei der groß angelegten Choralkomposition. Sollte es einer besonderen Legitimation für ein Neujahrskonzert in einem Gotteshaus bedürfen, wäre dieser Chorsatz sicherlich dafür besonders prädestiniert.
Soloposaunist Oliver Gotzler spielte „Colors“ von Bert Appermont in vier Sätzen. Die vier Farben Gelb, Rot, Blau und Grün für Blasorchester zu vertonen - eine besondere Idee, interessant umgesetzt. Oliver Gotzler faszinierte durch sehr exponierte, dabei oft leise und gefühlvolle Passagen, aber auch durch sonore Kontratöne an der untersten Grenze des technisch Möglichen.
Nach der Pause mit vielen angeregten Gesprächen war nur ein einziger, aber alles durchdringender Gongschlag notwendig, das Publikum zum zweiten Konzertteil zu rufen. Eher „volkstümlich“ könnte man „Kaiserwalzer“ und „Tritschtratsch-Polka“ von Johann Strauß nennen. Aber ebenso wie bei „Leichte Kavallerie“ (Franz von Suppé) und „Die Regimentskinder“ (Julius Fučík) gelang es Michael Geiger mit seinen „Lengfurter Symphonikern“, durch feine Arrangements und ausgefeilte Interpretationen die große Vielfalt der Instrumente immer frisch und erlebnisreich zu präsentieren. Melancholisch-nostalgisch war das kurze, aber prägnante Werk des Argentiniers Astor Piazolla, bei dem Theres Bauer (Akkordeon) einen besonderen Schwerpunkt setzte, in musikalischer Zwiesprache mit Klarinetten und Flöten, aber genauso gut abgestimmt mit dem vollen Orchester.
Nach insgesamt drei Zugaben, noch einmal mit Posaunist Oliver Gotzler und der Sängerin Tanja Rösch mit dem abschließenden bekannten Abba-Hit „Thank you for the music“ bedankte sich das Publikum im Stehen mit lang anhaltendem Applaus.
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