Rund ums (Trink)Wasser

Nachbarkommunen sichern gegenseitig Wasserversorgung ab

Notfallversorgung von Wertheim und Kreuzwertheim kostet rund 2,2 Millionen Euro

Von 
Heike Barowski
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Um die Versorgung mit Trinkwasser zu sichern, sind die Kommunen gehalten, ein zweites Standbein zu schaffen. Eine Notfallleitung zur Nachbarkommune ist eine Möglichkeit, die zwischen Wertheim und Kreuzwertheim jetzt gebaut wird.

Wertheim/Kreuzwertheim. Eine kleine Staubwolke steigt an diesem Morgen auf. Schon von weitem kündet sie von den Bauarbeiten, die vor ein paar Tagen am Mainufer starteten. Direkt unterhalb des Schlösschens im Hofgarten wurde eine große Fläche freigelegt, eingeebnet und gerade mit Schotter verdichtet.

Einer der genau wissen muss, was dort passiert, ist Stefan Wolf. Bei den Stadtwerken Wertheim ist er unter anderem zuständig für die Planung von Projekten, wie eben jenes direkt am Main.

Unterdükerung des Mains

„Geplant ist an dieser Stelle eine Unterdükerung – also das Verlegen von Wasser- und Gasleitungen unter den Main“, erklärt der Fachmann. „Wir haben in Wertheim unser Trinkwasser-Versorgungssystem, das bis Freudenberg reicht. Auf der Kreuzwertheimer Seite gibt es ebenfalls ein solches Versorgungssystem. Das gehört der Marktgemeinde Kreuzwertheim. Aber seit sehr vielen Jahren erfolgt die Betriebsführung durch die Stadtwerke Wertheim“, so Wolf weiter.

Die Idee hinter der anstehenden Baumaßnahme ist, dass man die beiden Versorgungssysteme durch eine Leitung verbindet, um sich im Notfall gegenseitig mit Trinkwasser beliefern zu können, führt der Projektleiter weiter aus.

Auslöser für die Baumaßnahme, ist der anstehende Neubau der Mainbrücke. Bisher laufen die bestehenden Gas- und Stromleitungen über die alte Mainbrücke in die Nachbarkommune. Beim Neubau der Brücke darf dies so nicht mehr umgesetzt werden. Die bestehenden Leitungen zwischen Kreuzwertheim und Wertheim werden nun unter dem Main verlegt. „Im Zuge der Überlegungen entwickelten beide Kommunen auf Initiative der Stadt Wertheim gemeinsam den Plan, gleichzeitig eine Verbindungsleitung für Notfälle in der Trinkwasserversorgung zu bauen“, erklärt Kreuzwertheims Bürgermeister Klaus Thoma.

„Ich muss aber ausdrücklich betonen, dass diese Verbindung tatsächlich ausschließlich für den Notfall errichtet wird. Es ist nicht angedacht, dass planmäßig Wasser von Wertheim nach Kreuzwertheim oder umgekehrt fließen soll. Nur falls es auf einer der beiden Seiten wirklich Probleme mit der Wasserversorgung geben sollte, dann kann man sich durch diese Verbindung mit einwandfreiem Trinkwasser gegenseitig versorgen“, sagt Stefan Wolf mit Nachdruck.

Allerdings, auch das gibt der Projektleiter zu bedenken, werde die Trinkwassermenge, die Kreuzwertheim im Notfall nach Wertheim liefern kann, bei weitem nicht ausreichen, um ganz Wertheim zu versorgen. „Aber es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung für Wertheim“, so Wolf. Natürlich steht man auf Kreuzwertheimer Seite voll hinter dem Projekt. Für jede Gemeinde sei es von Vorteil, wenn die Wasserversorgung ein zusätzliches Standbein für Notfälle habe, so Thoma. „Was wichtig für die Bürger ist: Die eigene Versorgungssicherheit wird durch die Abgabe im Notfall nicht gefährdet. Es bleibt immer ausreichend Trinkwasser vorhanden. An die Nachbarkommune wird im Notfall nur eine bestimmte Menge Wasser abgegeben“, räumt Kreuzwertheims Bürgermeister Bedenken aus.

Auf beiden Seiten des Mains fordern die Landesregierungen zur Steigerung der Trinkwasserversorgung ein zweites Standbein. Baden-Württemberg beteiligt sich im Gegenzug mit Fördergeldern. Um der Forderung nach Versorgungssicherheit nachzukommen, bildeten im Main-Tauber-Kreis die Kommunen Werbach, Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen, Wittighausen, Grünsfeld und Großrinderfeld einen eigenen Wasserzweckverband „Mittlere Tauber“, der die Trinkwasserversorgung derzeit völlig neu aufbaut.

Wie Thoma erklärt, gilt auf bayerischer Seite als Notfallplan auch ein Vertrag mit Unternehmen, die im Fall der Fälle Wassertanks zur Verfügung stellen. „Das kostet natürlich Geld, das wir sparen, wenn wir so eine Notwasserleitung nach Wertheim haben.“

Röttbach, Wiebelbach und Unterwittbach können allerdings nicht davon partizipieren. Diese Orte werden über die Wassergruppe Marktheidenfeld versorgt. Für sie existieren die Verträge mit Wasserlieferanten.

Der geschotterte Platz am Main auf Wertheimer Seite ist als Standort für das Bohrgerät vorgesehen. An dieser Stelle, nahe der Schiffsanlegestelle der Reederei Viking, beginnt die Bohrung ins Erdreich, führt unter den Main und kommt im Mainvorland auf Kreuzwertheimer Seite wieder heraus.

Das Wasserrohr, das in den Bohrschacht eingezogen wird, hat einen Innendurchmesser von 150 Millimeter.

„Durch das Rohr können dann acht Liter Wasser pro Sekunde gepumpt werden. Das ist die Menge, die uns die Kreuzwertheimer maximal zur Verfügung stellen können, ohne selbst Durst leiden zu müssen“, sagt Wolf.

Mehrere Arbeiten nötig

Mit den Bohrungen soll in Kürze begonnen werden. Die Arbeiten dauern dann mehrere Wochen, sollen aber, wenn es nach dem Projektleiter geht, bis zu den Herbstferien abgeschlossen sein.

Zu den Bauarbeiten zählt nicht nur die reine Unterdükerung des Mains. Zusätzlich sind auf beiden Seiten des Flusses weitere Arbeiten nötig. Gebaut werden muss beispielsweise auf Wertheimer Seite auch ein Pumpwerk, um das Wasser zum Hochbehälter Steigerholz, zwischen Dertingen und Kembach, fördern zu können.

Leitungsbau und Umbaumaßnahmen in mehreren technischen Bauwerken der Wasserversorgung schlagen ebenfalls zu Buche.

Insgesamt ist das Projekt mit 2,158 Millionen Euro kalkuliert. Die Kosten tragen zu 87,58 Prozent die Stadtwerke Wertheim und zu 12,42 Prozent die Stadt Freudenberg.

Das Land Baden-Württemberg beteiligt sich im Rahmen des Fördermittelprogramms „Wasserwirtschaft“ mit rund 630 000 Euro für Wertheim und rund 176 000 Euro für Freudenberg am Projekt.

Übereinstimmend kommt man übrigens auf beiden Seiten des Mains zu dem Schluss, dass bei diesem Projekt die Zusammenarbeit länderübergreifend hervorragend klappt – wie es unter Nachbarn üblich sein sollte.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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