Mondfeld. Hinter Torsten Schmidt liegen ein langer Tag und eine kurze Nacht. „Warten wir ab, was dieser Tag bringt“, sagt der Stadtbrandmeister am Montagvormittag mit Blick auf die zu erwartende Hitze.
Rückblick: Am Sonntagnachmittag gegen 13.45 Uhr waren Notrufe von besorgten Bürgern in der Leitstelle eingegangen, die Rauch über dem Mondfelder Schenkenwald im Bereich „Oberer Berg“ beobachtet hatten (wir berichteten). „Vor allem von bayerischer Seite aus war der Rauch deutlich zu erkennen“, sagt Schmidt.
App hilft bei Orientierung
Für die Feuerwehrleute, zunächst rückten die Abteilungen Mondfeld, Stadt Wertheim und Boxtal aus, galt es nun, herauszufinden, wo der Wald brennt. „Es war eine Herausforderung, die Einsatzstelle zu lokalisieren. Dafür nutzten wir alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, unter anderen die App ,what3words’“, schildert Schmidt. Die kostenlose App ermöglicht es, weltweit Orte punktgenau zu finden und zu beschreiben.
Eine weitere Schwierigkeit ergab sich durch die Lage des 5000 Quadratmeter umfassenden Brandes. Die gerodete Fläche liegt am Steilhang und ist nur über unbefestigte Forstwege zu erreichen. Diese waren zudem mit Gestrüpp bewachsen und mit quer liegenden Bäume versperrt. Zwei Löschfahrzeugen gelang es schließlich, relativ nah an die Brandstelle heranzufahren. Zusätzlich legten die Feuerwehrleute Schlauchleitungen. Für Wassernachschub sorgten die Feuerwehrabteilungen Dörlesberg, Höhefeld und Kembach sowie Mitarbeiter der Bauhöfe aus Wertheim und Freudenberg. Insgesamt waren rund 100 Helfer vor Ort.
Entwarnung gegen 19 Uhr
In den folgenden Stunden verhinderten die Rettungskräfte zunächst die Ausbreitung des Brandes und dämmten das Feuer dann ein. „Auch das gestaltete sich aufgrund des vielen Totholzes und Steinen auf der Brandfläche schwierig. Teilweise haben die Kameraden Leitern genutzt, um sich im steilen Gelände zu bewegen“, berichtet Schmidt.
Nach dem Einsatz der Spezialtruppe „Vegetationsbrandbekämpfung“, die manuell mit Schaufeln und Pickeln gegen Bodenfeuer vorging, gab Kreisbrandmeister Andreas Geyer gegen 19 Uhr Entwarnung: Das Feuer war gelöscht.
„Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, resümiert Stadtbrandmeister Schmidt. „Vor allem bin ich froh, dass meine Kameraden so gut durchgehalten haben bei all den Unwägbarkeiten und den hohen Umgebungstemperaturen.“
Zwar kommen Flächen- und Waldbrände auch in der Region Wertheim immer wieder vor, an einen Brand mit solchen Schwierigkeiten kann sich Schmidt in seiner langen Feuerwehrlaufbahn jedoch nicht erinnern.
Mit Hilfe einer Drohne der DLRG Freudenberg behielt die Einsatzleitung von ihrem Standort am Kraftwerk Faulbach aus den Überblick über das Gelände und die Brandentwicklung. Für die DLRG war dies der erste Drohneneinsatz bei einem Flächenbrand. „Einen Waldbrand mit der Drohne zu überfliegen, kann man nicht üben“, sagt Andreas Wolz, zweiter Vorsitzender der Freudenberger DLRG-Ortsgruppe. Für die Wasserretter sei es jedoch selbstverständlich, dass sie die Kollegen der Feuerwehr unterstützen.
Feuer flammt wieder auf
Eventuell werde die Feuerwehr im Laufe des Montags noch einmal auf die Hilfe der DLRG und ihrer Drohne zurückgreifen, um die Brandfläche im Blick zu behalten, sagt Schmidt. Dies sei davon abhängig, was die Arbeiten im Wald ergeben. Dort entfernen Mitarbeiter des Waldbesitzers nun Totholz, um die Fläche leichter zugänglich zu machen. „Wenn noch etwas aufflammen sollte, haben sie auch Wasser dabei, um gleich zu löschen“, beschreibt Schmidt die Situation vor Ort.
Dass ein Risiko besteht, dass Funken erneut aufflammen, hatte sich in der Nacht gezeigt. „Um 1.59 Uhr wurden wir erneut wegen Rauchentwicklung alarmiert. Rund 30 Mann aus den Abteilungen Stadt, Mondfeld und Freudenberg-Boxtal löschten auf einer kleinen Fläche von zwei mal zwei Metern“, berichtet Schmidt.
Gleich im Anschluss, gegen 4 Uhr, wurde die Wehr dann zu einem weiteren Brand in Wertheim gerufen. Dort stand eine acht bis zehn Meter lange Hecke auf dem Bergfriedhof in Flammen. Das Feuer drohte, auf umstehende Bäume überzugreifen. Die Wehr löschte den Brand jedoch zügig mit einem C-Rohr.
Während sich die Polizei nun mit der Ursache der Brände beschäftigt und in alle Richtungen ermittelt, wird das Führungsteam der Wertheimer Feuerwehr den ungewöhnlichen Einsatz in den kommenden Tagen aufarbeiten.
Die Notwendigkeit einer eigenen Task Force „Vegetationsbrandbekämpfung“ aufgrund der langen Anfahrt der Truppe aus dem oberen Main-Tauber-Kreis sieht Schmidt im Moment übrigens nicht. „Wir verfügen mittlerweile grundsätzlich über eine Zusatzausrüstung zur Waldbrandbekämpfung. Außerdem arbeiten wir in diesem Bereich mit kleineren Schläuchen, mit denen in schwierigem Gelände deutlich leichter klarzukommen ist. Die Task Force ist auf die Bodenbrandbekämpfung spezialisiert, was eine manuelle und schwere Arbeit ist.“
Ein Wald- oder Flächenbrand sei eine langwierige Geschichte, bei der zunächst die Ausbreitung des Feuers gestoppt wird. „Insofern kann man die längere Fahrzeit in Kauf nehmen.“
Info: Die Polizei nimmt Hinweise zu beiden Bränden unter Telefon 09342/91890 entgegen.
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