Wertheim. Nun ist er da, der sehnlichst erwartete „Enforcement Trailer“, auf Deutsch: „Vollstreckungs-Anhänger“, auch Blitzer-Anhänger genannt.
„Der Anhänger wurde am Dienstag geliefert. Dann gab es erst einmal eine Schulung für uns“, sagt Volker Mohr, Leiter der Ordnungsbehörde auf FN-Nachfrage. Am Mittwoch erfolgten erste Probeeinsätze, beispielsweise in Bestenheid. Seit Mittwochabend steht die mobile Anlage in Urphar und erfasst jedes Fahrzeug, das es aus Dietenhan kommend zu eilig hat.
Zwei Tonnen Gewicht
Zwei Tonnen wiegt der Hänger. Das enorme Gewicht kommt zusammen, weil spezielles schusssicheres Material verbaut wurde und neben der Messeinrichtung einige schwere Akkus das Innenleben bestimmen. Letztere sorgen dafür, dass die Messeinrichtung bis sieben Tage in Folge rund um die Uhr arbeiten kann.
„Das bedeutet aber nicht, dass wir uns sieben Tage lang nicht um den Trailer kümmern“, sagt Mohr. Im Gegenteil. Jeden Tag schaut ein geschulter Mitarbeiter vorbei. Außerdem können sich die Mitarbeiter im Ordnungsamt sogar über eine App direkt auf das Gerät schalten und über eine Kamera den Verkehr und die Umgebung sehen.
Weil diese mobile Blitzeinrichtung so schwer ist, besitzt sie – ähnlich wie Wohnwagen – eine Rangierhilfe. Mittels Fernbedienung können die Räder direkt angesteuert werden können. „Diese Vorrichtung ist nötig, damit wir den Anhänger an den verschiedensten Stellen parken können“, so Mohr. „Der ’PoliScan Enforcement Trailer’ ist überall dort einsetzbar, wo eine rein mobile oder stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen nicht zur Anwendung kommen kann oder soll“, heißt es auf der Homepage des Herstellers. Ausgestattet ist der Tarn-Blitzer auch mit einer Alarmanlage, die bei Beschädigungen mit 170 Dezibel losgeht.
Gemessen wird mit Laser-Technik. Blitzt das rote Licht kurz auf, kann der Autofahrer sicher sein, dass es nun von ihm ein gestochen scharfes Foto gibt.
Die Datenerfassung übernimmt zunächst die Firma Era in Heilbronn, von der der „Enforcement Trailer“ gekauft wurde. Era liefert dann Daten an das Wertheimer Ordnungsamt. Hier werden entsprechend des Verstoßes die Bußgeldbescheide angefertigt und an die Verkehrssünder verschickt.
Der Gemeindevollzugsdienst erfasste allein im vergangenen Jahr 1252 Geschwindigkeitsüberschreitungen. 2019 waren es nur 514. Dazu kommen für 2020 weitere 528 Fälle, die vom Polizeirevier ermittelt wurden.
Verkehrssicherheit erhöhen
„Wir wollen durch den Einsatz des ’Enforcement Trailers’ die Verkehrssicherheit erhöhen. Und dazu zählt auch die Geschwindigkeitsmessung“, begründet Mohr die Anschaffung des 180 000 Euro teuren Geräts.
Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten erinnert er noch einmal an zahlreiche Sitzungen der Ortschafts - und Gemeinderäte, bei denen über zu schnelle Fahrweise an den verschiedensten Stellen in der Gemeinde geklagt wurde. Dem begegne man jetzt durch den Einsatz des Hängers. „Durch den Trailer sind wir im Gegensatz zu einer stationären Anlage eben nicht an einen Ort gebunden. Außerdem erreichen wir auch die sogenannten Nachtspitzen.“ Mohr meint damit die nächtlichen Touren von Rasern mit überhöhter Geschwindigkeit.
Was die betrifft, sind Mohr und seine Mitarbeiter einiges gewohnt. Ein Fall ist dem Leiter des Ordnungsamts noch in lebhafter Erinnerung. Am Unfallschwerpunkt Höhefelder Kreuzung ist die Geschwindigkeit nicht ohne Grund auf 50 Kilometer pro Stunde begrenzt. Hier wurde ein Autofahrer mit 139 „Sachen“ geblitzt.„In dem Fall muss man von Vorsatz ausgehen und nicht von einer simplen Unachtsamkeit“, sagt Volker Mohr. Er hofft nun, dass solche Fälle durch das Wissen um die neue Messeinrichtung deutlich weniger werden.
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