Großprojekt

Mainschleuse Eichel ist keine gewöhnliche Baustelle

Einbau der vor einiger Zeit durch ein Schiff beschädigten und mittlerweile aufgearbeiteten Torflügel

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Arbeiten an der Schleuse Eichel: Die Tore werden per Kran in die Schleusenkammer gehoben. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. Das Tor der Mainschleuse bei eichen wurde im Dezember 2021 im Unterwasser (Richtung Wertheim) von einem Schiff beschädigt. Damals wurde ein Ersatztor eingebaut. Eine Fachfirma zerlegte und arbeitete die beschädigten Torflügel auf. Währens der aktuellen Sperrung der Mainschleusen wurden sie nun wieder eingebaut. Andreas Dötsch, Außenbezirksleiter Hasloch des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Main (WSA), gab den FN einen Einblick in die Arbeiten.

Beim beeindruckenden Blick hinab in die leere Schleusenkammer berichtete er, man habe 2021 die einzigen zwei Ersatztorteile eingesetzt, die man für die acht Schleusen zwischen Lengfurt und Wallstadt habe. Wäre in der Zeit ein weiteres Tor beschädigt worden, wäre es problematisch geworden. Deshalb habe man beschlossen, die Arbeiten an der Schleuse Eichel außerhalb des normalen Turnus’ vorzunehmen: „Der Main ist aktuell wegen Schleusenrevisionen unter anderem in Freudenberg sowie gesperrt.“ Eine solche Sperrung gebe es jährlich.

Dass alles funktioniere, sei sehr wichtig, betonte Dötsch. Denn der Main sei Teil der einzigen Flussverbindung von der Nordsee zum Schwarzen Meer und auch für den Binnentransport auf Teilabschnitten bedeutend. So beziehe etwa der Frankfurter Flughafen einen großen Teil des Flugzeugkerosins per Schiff über den Main.

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Tor der Schleuse Eichel wird in den nächsten Tagen ausgetauscht

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Katharina Buchholz
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Der Fluss ist noch bis zum 23. April gesperrt. Am Donnerstag begannen die vorbereitenden Arbeiten an der Schleuse Eichel (wir berichteten). Dötsch: „Es ist eine intensive Maßnahme. Daher arbeitet unser Team des WSA auch an den Wochenenden.“ Die Taucherkolonne und die Wasserbauer des Außenbezirks Hasloch installierten die Notverschlüsse, die den Abbau der Tore erlauben. Zuerst erfolgte der Verschluss am „Oberwasser“ Richtung Urphar, dann wurde die Schleusenkammer bis auf den Stand „Unterwasser“ entleert. „Bei einer Schleusung werden etwa 90 000 Badewannen voll Wasser in oder aus der Kammer befördert“, verdeutlichte Dötsch.

Es folgte der Einbau des Notverschlusses im „Unterwasser.“ Anschließend wurde der Rest der Kammer mit riesigen Tauchpumpen entleert. Sie beförderten rund 3000 Kubikmeter Wasser nach draußen. „Die 17 000 Kubikmeter restliches Wasser bei diesem Stand waren nach fünf bis sechs Stunden entleert.“ Kleine Tauchpumpen sorgen seither dafür, dass Wasser, das durch die Notverschlüsse sickert, herausgepumpt werden.

Fachfirmen bauten den Treppenturm in der Schleusenkammer auf und positionierten den Autokran, der die Torflügel bewegt. „Jeder Torflügel ist aus Stahl und wiegt etwa 20 Tonnen“, so Dötsch. Die Flügel sind jeweils sechs Meter breit und 7,50 Meter hoch.

Zu den vorbereitenden Arbeiten gehörten auch der Abbau des Stegs über den Torflügeln. Am Samstag wurden dann die alten Tore ausgebaut und in der Kammer abgestellt. Im Laufe des Wochenendes erfolgten das Einheben und die Befestigung der reparierten Tore sowie deren Testung. „Die Montage und Feinjustierung der Dichtungen und das Anbringen der Steg-Teile auf den Toren dauert nochmals zwei bis drei Tage“, so Dötsch.

In dieser Woche nutzt das WSA die leere Kammer auch für eine Bauwerksinspektion von Wänden und Poller zur Schiffsbefestigung in der Kammer sowie für Kontrollmessungen. Die Schleuse Eichel aus dem Jahr 1937 sei in sehr gutem Zustand, freute sich der Experte. Das wieder ingebaute Tor sei etwa 20 Jahre alt. „Tore können auch über 60 bis 70 Jahre halten.“

Geöffnet und geschlossen werden diese über einen elektro-hydraulischen Antrieb. Unten sitzen die Torteile auf einer kleinen Kalotte, eine Art Halbkugel. Darauf werden sie gedreht. Oben sind sie mit einem Gestänge befestigt, über die sie auch bewegt werden. „Jeder Torflügel hat im unteren Bereich elektrische Propeller. Im Winter ab Eisbeginn laufen diese durchgehend“, erklärte Dötsch. Mit ihren bewege man das Wasser und halte den Torbereich so eisfrei. Bei richtig viel Eis auch in der Schleusenkammer schiebe man die Schollen von oben mit langen Stangen weg. „Das war das letzte Mal vor fünf Jahren nötig. Da waren auch Eisbrecher auf dem Main im Einsatz“, erinnerte er sich.

Bei der aktuellen Maßnahme an der Schleuse Eichel waren zu Beginn 30 Mitarbeiter des WSA-Außenbezirks im Einsatz, später 15 von WSA Main Bauhof in Aschaffenburg. Hinzu kommen die Fremdfirmen. Die Kosten für Material und Fremdfirmen für die Maßnahme in Eichel bezifferte Dötsch auf rund 50 000 Euro. Hinzu kommen die Personalkosten des WSA Main sowie die Reparaturkosten für die Tore. Letztere könne man noch nicht genau beziffern. Da ein Schiff Ursache des Schadens war, sei das Ganze ein Versicherungsschaden.

An der Schleuse Freudenberg wird das ganze Jahr über das Wehrfeld saniert. Die Wehre dienen der Wasserregulierung. Die Walzen erhalten eine neue Beschichtung, das Material wird nachgeschweißt. Dies erfolge unabhängig von der Mainsperrung, erläuterte Dötsch. Die Zeit der Sperrung nutzte man für die Vermessung und Bauwerksinspektion auch an den Toren. Außerdem wird in Freudenberg die Panzerung an der Wand bei den Toren ausgetauscht. Sie dient als Abweiser für Schiffe und sei bei einem Anprall im vergangenen Jahr beschädigt worden.

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