Wer am Freitagabend Richtung Marktplatz schlenderte, dem fielen zwei Dinge auf: Zum einen, dass man Musik hören konnte, zum anderen, dass vor etlichen Geschäften rote Stehtische standen. Grund war die erste „Ladies Night“.
Wertheim. Das Fazit von Geschäftsinhabern und Besucherinnen der ersten „Ladies Night“ lautete gleichermaßen: eine tolle Idee, die man fest etablieren sollte – auch wenn durchaus einige Verbesserungsideen ins Spiel gebracht wurden. Am Anfang war der Besuch eher verhalten, aber gegen 20 Uhr füllte sich der Marktplatz immer mehr.
Die Besucherinnen und Besucher – auch Männer waren natürlich erlaubt – konnten am Freitag von 18 bis 22 Uhr in 30 beteiligten Geschäften stöbern, einkaufen und sich dabei mit Sekt, Snacks und Rabattangeboten verwöhnen lassen. Auch für den Außenbereich hatte sich der Stadtmarketing-Verein als Veranstalter einiges ausgedacht.
Mädelsabend in der Altstadt
Miriam Swiegot ist nicht nur Inhaberin des Kinderbekleidungsgeschäfts „Fuchsnest“, sondern auch Mitinitiatorin der Aktion im Stadtmarketing-Verein. Sie kann bereits zur Halbzeit eine positive Bilanz ziehen. „Die Resonanz ist gut. Viele Kunden kommen ins Geschäft, manche zum ersten Mal.“
Die Idee zur ,Ladies Night’ sei entstanden, als man im Stadtmarketing diskutiert habe, wie man mehr Leute in die Innenstadt bringt. „Und da haben wir uns gefragt, was uns selbst gefallen würde“, so Swiegot. „Wir gehören ja zur Zielgruppe der jungen Frauen. Und die wollen nach einem gemeinsamen Abendessen gerne noch bummeln und shoppen. Normal haben die Geschäfte dann aber zu. Doch heute Abend ist es möglich.“
Sie sei überrascht gewesen, wie viele Geschäfte sofort ihre Beteiligung zugesagt hätten. Swiegots Idee ist, die „Ladies Night“ bei positivem Resümee zwei Mal im Jahr anzubieten. Wichtig sei dabei, dass es sich für die beteiligten Geschäfte finanziell lohnt.
Begeistert von der Aktion verkauft Shazaman Safi, der das „Taschen Flair“ in der Maingasse betreibt, Handtaschen und Accessoires. Rabatte vergibt er dabei spontan, während seine Kollegen in anderen Geschäften mit Prozentrabatten und Gutscheinen locken. „Das ist hervorragend“, freut Safi sich. „Alles ist gut organisiert, die Stimmung ist gut und das Wetter passt auch.“ Er hofft auf jeden Fall auf eine Wiederholung.
Spontan eine neue Frisur
Susen Gebel ist Mitarbeiterin beim Friseursalon „Hairlight“ von Kristian Herzog und teilt eifrig Sekt, Orangensaft und Täschchen mit Conditioner und Shampoo aus. Wer möchte, bekommt auch eine Beratung oder sogar einen Haarschnitt. „Das haben tatsächlich einige spontan wahrgenommen, auch solche, die bisher gar nicht unsere Kundinnen waren.“
Dass viele Neukunden in die Geschäfte strömen, dies bestätigen etliche der teilnehmenden Unternehmen und finden deshalb, dass es sich gelohnt hat, auch wenn nicht jeder gleich etwas kauft. Einer Wiederholung stehen alle positiv gegenüber, auch wenn ein Angestellter zu bedenken gibt, dass man natürlich auch an die Mitarbeiter denken müsse, die abendliche Überstunden in Kauf nehmen müssten.
Julia Brümmer und Manuel Harter, die gemeinsam als Duo „Breakaway Paradise“ auftreten, wurden von Innenstadtmanager Christian Schlager angesprochen, ob sie spielen würden. So pendeln sie zwischen verschiedenen Orten in der Innenstadt und sorgen mit bekannten Songs für Stimmung.
Das Konzept gefällt ihnen. „Es ist doch toll, wenn die Leute beim Einkaufen etwas zu sehen und zu hören bekommen. Dann bleiben sie vielleicht auch am einen oder anderen Geschäft etwas länger stehen“, meint Brümmer. Das kommt gut an. Die etwas schwermütigere Musik eines Saxophonspielers habe dagegen nicht so zur gewünschten Atmosphäre gepasst, wie ein Mitarbeiter von Optik Nohe meint. Er schlägt vor, bei einer eventuellen Wiederholung noch mehr unterschiedliche Musikstile und insgesamte fröhliche Musik zu präsentieren.
Dem schließt sich die Geschäftsführerin eines Wertheimer Bekleidungsgeschäfts an. Sie hätte sich allerdings noch mehr Kunden gewünscht. Dass sie sich beteiligen möchte, wäre gleich bei der Anfrage klar gewesen. „Wenn was ist, machen wir mit“.
Ein Blickfang bei der „Ladies Night“ ist ein historisches Feuerwehrauto auf dem Marktplatz. Die Freiwillige Feuerwehr bietet hier in Zusammenarbeit mit dem M-Hotel (Hotel am Malerwinkel) vom Hotel gestiftetes Slush-Eis an. Damit sammeln die Feuerwehrleute Geldspenden für den Förderverein der Wertheimer Feuerwehr. „Eis und Feuerwehrauto, das ist einfach eine unschlagbare Kombination“, meinte Markus Friedrich Vorsitzender des Fördervereins und Gruppenführer der Wertheimer Feuerwehr.
Auch Verbesserungsvorschläge
Die Besucherinnen genießen die Möglichkeiten, den Freitag Abend zu verbringen, haben aber auch Verbesserungsvorschläge. Die Wertheimerin Anke Brümmer zum Beispiel findet das Konzept schön, fragt sich aber, warum nicht noch mehr Werbung gemacht wurde. Eine andere Dame rechnet damit, dass umso mehr Kundinnen kommen, je öfter die Veranstaltung stattfindet.
Annika Herbert ist mit ihrer Freundin extra aus Werbach gekommen. Sie findet, dass „Shoppen und Schöppeln“ eine ideale Kombination. Es sei ein schönes Fest und da mache Einkaufen gleich mehr Spaß wie im Alltagstrott. Sie freut sich über die kostenlosen Getränke und Knabbereien in den meisten Geschäften, kritisiert aber andererseits, dass sie mitbekommen habe, dass andere Getränke nur bei Kauf anbieten. Die Wertheimer Christian Mayr und Tarek Nasser begleiteten ihre Frauen in die Innenstadt. Dass sie als Männer nicht die direkte Zielgruppe sind, stört sie nicht. „Wenn wir für einen so schönen Abend ein Motto brauchen, dann gerne“, fasst Nasser seine Ansicht zusammen und bezeichnet die Veranstaltung als „Volltreffer“. Für einen entsprechenden Abend für Herren haben die beiden auch schon eine Idee: „Da können die Geschäfte geschlossen sein, dafür öffnen die Kneipen“. Als Kompromiss schlagen sie schmunzelnd vor, für die nächste „Ladies Night“ einen „Männerhort“ einzurichten, damit die Frauen in Ruhe shoppen können.
Sicher eine von vielen Ideen für die nächste „Ladies Night“, bei der anzunehmen ist, dass sie nach dieser allgemeinen Zufriedenheit sicher kommen wird.
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