Wertheim. Eröffnet wurde im Glasmuseum Wertheim die Sonderausstellung „Schein oder Sein – die Lust am Experiment“. Zu sehen sind bis 6. Januar Objekte des Künstlers Klaus U. Hilsbecher aus Glasfaservliesstoffen der Firma Johns Manville Corporation, der Muttergesellschaft des in Wertheim ansässigen Glaswerkes Schuller. Das Glasmuseum Wertheim zeigt die Geschichte des Werkstoffes Glas von der Antike bis in die heutige Zeit.
„Glas ist ein faszinierendes Medium“, erklärte Paul Hahmann, erster Vorsitzender des Trägervereins bei der Ausstellungseröffnung. Der erste Blick am Morgen treffe auf Glas. Er unterstrich die Bedeutung von Wertheim als Stadt des Glases.
Alexander Ückert, Werksleiter bei Johns Manville Corporation, sprach im Hinblick auf den Werkstoff Glas von einem Abenteuer. „Wir sind alle überrascht“, unterstrich Ückert die Kooperation zwischen dem Künstler, der John Manville Company und dem Glasmuseum Wertheim. In der Ausstellung werden eindrucksvolle Werke gezeigt, die inspirierende Eindrücke hinterlassen, so der Werksleiter.
Begeistert von den ästhetisch beeindruckenden Kunstwerken zeigte sich Museumsleiterin Heike Baumann. Bei Klaus U. Hilsbecher handelt es sich um einen internationalen Künstler mit vielen Auszeichnungen.
Schwieriges Material
Der Künstler beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Kunst aus Glas. Hilsbecher beschrieb es als ein schwieriges Material, man kann sich daran verletzten und sollte nicht gleich aufgeben, wenn es nicht funktioniert. Für Einsteiger hatte er einen Ratschlag: „Üben, üben, üben.“ Der Künstler zeigte sich fasziniert von der Verarbeitungstechnik in Wertheim bei Johns Manville und gab zu, dass er in die Farbe Weiß verliebt ist. Das Projekt begann mit einem Anruf von Marianne Tazlari, der damaligen Leiterin des Glasmuseum Wertheim. Sie wollte Künstler motivieren, mit Materialien von Johns Manville Corporation zu experimentieren und so einen Skulpturenweg in Wertheim zu erschaffen.
Johns Manville Corporation ist ein Unternehmen, das Dämmstoffe, Dachmaterialien und technische Produkte einschließlich Glasfasern für Filteranlagen herstellt. Die spannende Verbindung von Tradition und Moderne weckte das Interesse von Hilsbecher. Großzügige Materialproben wurden dem Künstler zur Verfügung gestellt und mit Begeisterung begann Hilsbecher zu experimentieren. Das Ergebnis waren laut Hilsbecher „Formen, die an Verpackungen erinnern, Pakete, geheimnisvolle, verschnürte Bündel, die vielfältige Assoziationen zulassen. Der Inhalt und das Äußere sind identisch. Schein und Sein treten in ein Wechselspiel. Die Verpackung wird zum Objekt.“
Im vergangenen Jahr besuchte Hilsbecher das Werk in Wertheim, um den Produktionsprozess zu erleben. Von der Verwandlung von Mineralien zu Glasfäden, die gesponnen werden, bis hin zur Anwendung in Glaswolle für Wärmeisolierung – dieser Einblick inspirierte Hilsbecher zu seinen außergewöhnlichen Werken. „In meinem Arbeitsprozess wird das Material durch den Brand verdichtet, geformt und gehärtet. Aus einem Glasfaden kann sogar ein Gewebe gestrickt werden. Anschließend kann das Stück in seiner massiven, festen Form bildhauerisch weiterbearbeitet werden“, erklärte Klaus U. Hilsbecher.
Die Ergebnisse des fesselnden Experiments präsentiert das Glasmuseum Wertheim in der neuen Ausstellung zusammen mit noch nicht gezeigten Werken aus den Jahren 2016 bis 2023. Klaus U. Hilsbecher hat es geschafft, die Grenzen zwischen Kunst und Technologie aufzuheben und den Betrachter in eine faszinierende Welt aus Glas und Licht zu entführen.
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