Wertheim. „Kick off“ für „Kreative Köpfe“: Der Erfinder-Wettbewerb ist in Wertheim in die nächste Runde gestartet. Aus vielen Ideen hat die Jury neun Projekte ausgewählt. Zwölf Schülerinnen und Schüler von drei Wertheimer Schulen werden nach den Sommerferien ihre Erfindungen praktisch umsetzen. Dabei helfen ihnen ortsansässige mittelständische Unternehmen. Deren Vertreterinnen und Vertreter kamen mit den Jugendlichen zum ersten Mal am Dienstag im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium zusammen. Die Schülerband „The Interstellars“ sorgte für die musikalische Umrahmung.
Schulleiter Reinhard Lieb zeigte sich bei der Begrüßung der etwa 60 Anwesenden begeistert: „Es ist enorm, was die Stadt mit den Firmen, den Weltmarktführern und den Schulen hier auf die Beine stellt.“ Denn gelungene Kooperation und verlässliche Netzwerke seien die „Währungen für unsere neue Zeit“. Der Pädagoge appellierte an die Jugendlichen: „Schaut, dass Ihr die Richtung findet für Euer neues Netzwerk.“
Die Ideen der „Kreativen Köpfe“
Diese Ideen sollen im Rahmen des Erfinder-Wettbewerbs „Kreative Köpfe“ im Bereich Wertheim umgesetzt werden:
Zahnbürste mit integrierter Zahnpasta: Vincent Berner und Leon Obert (beide 13 Jahre alt) von der Comenius-Realschule möchten eine Reisezahnbürste für Vergessliche entwickeln. Aus einem Hohlraum in der Zahnbürste soll per Knopfdruck die Zahnpasta direkt auf deren Kopf gespritzt werden. Kein Problem also, wenn man keine Zahncreme dabei hat.
Fütterungsautomat: Maximilian Busch (15), Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, wollen einen Automaten entwickeln, der sicherstellt, dass Schildkröten auch bei längerer Abwesenheit der Halterin oder des Halters ausreichend mit Löwenzahn versorgt sind.
Formbarer Mülleimer: Lena Busse und Annika Rohde (beide 14) möchten einen Mülleimer bauen, der sich platzsparend an jede Wandform anpassen kann. Er soll aus zwei mit Scharnieren verbundenen Einzelteilen bestehen und aus Hartplastik sein. Die beiden Erfinderinnen besuchen das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium.
Haustierausbrechschutz: Luis Busse (16) vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium hat vor ein Gitter zu entwickeln, das man ohne zu schrauben oder kleben am Fenster schnell befestigen und wieder lösen kann. Die Vorrichtung soll größenverstellbar sein. Ziel der Idee: Katzen, Vögel und andere Tiere bekommen frische Luft durchs Fenster.
Jeep-Rollator: Paula Klomp (14) geht auf das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium und möchte einen „altstadttauglichen Rollator“ bauen. Für das Kopfsteinpflaster muss er geländegängig sein und am besten von einem Elektromotor unterstützt werden. Praktisch wäre, wenn an der technisch verbesserten Gehhilfe auch ein wirksamer Schutz gegen Regen und zu viel Sonne angebracht werden könnte.
Fitness leicht gemacht: Julius König und Kilian Malina (beide 15) vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium wollen „Fitnessgeräte ohne Gewichte“ entwickeln. Statt Gewichten, die ohne komplizierte Umleitungen nur nach unten wirken, sollen Stretchbänder oder Federn eingesetzt. Ziel: leichtere und preiswertere Geräte.
Briefkasten-App: Theresa Michel (14), Schülerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, möchte einen „intelligenten Briefkasten“ entwickeln. Ein Sensor soll registrieren, wenn eine Postsendung eintrifft, und den Absender erkennen. Die Information soll dann per Mail an den Empfänger verschickt werden.
Wlan-Bewässerung für Topfpflanzen: Vlad Radu (18) ist Schüler des Beruflichen Schulzentrums Wertheim mit Beruflichem Gymnasium. Er möchte Topfpflanzen mit Sensoren verkabeln, deren Bewässerung automatisieren und über das Smartphone steuern lassen.
Madenfreie Biotonne: Leonas Weidmann (11) geht auf die Comenius-Realschule in Wertheim und hat vor, ein praktisches Fliegennetz zu bauen, damit der Biomüll im Sommer weniger wabert. Ein Duftstoff soll Fliegen von den Tonnen fernhalten. Per Griff soll man das Gitter entfernen können, ohne Müll und Maden berühren zu müssen.
Ziel des Wettbewerbs ist nicht nur, dass Schülerinnen und Schüler eine Idee praktisch weiterentwickeln. Sie sollen bei der Umsetzung ein Unternehmen näher kennenlernen.
Neun Firmen präsentierten sich den Jugendlichen als Partner, so auch die Firma Aquila, die Anlagen für die Wasseraufbereitung produziert. Inhaber Wolfgang Clärding appellierte an die Jugendlichen: „Es ist wichtig, dass Ihr mitkriegt, wie so ein Unternehmen funktioniert.“
Oft stellen die Partnerunternehmen den Jugendlichen ihre Werkstätten zur Verfügung. Unter Aufsicht können sie dann mit dem Know-how der Weltmarktführer ihrer Erfindung Leben einhauchen. Daher würdigte Matthias Fleischer vom Referat Bildung und Familie der Großen Kreisstadt Wertheim den Firmen ebenso wie den Lehrkräften: „Sie alle bereichern die Bildungserfahrungen junger Menschen“, betonte er auch im Namen von Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez.
Der regionale Erfinder-Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler wird von einer Stiftung getragen. Deren Vorsitzende Anna-Katharina Wittenstein erklärte, worum es bei „Kreative Köpfe“ geht: „Kreativität ist der Funke, der uns hilft, die Herausforderungen des Alltags zu meistern. Der Wettbewerb bietet die Möglichkeit, Können und Wollen unter Beweis zu stellen.“ Wittenstein ermutigte die Jugendlichen: „Ihr werdet mit Euren Problemlösungen die Welt um Euch herum mitgestalten. Ich freue mich auf die Projekte, die in den nächsten Wochen entwickelt werden.“ Fast nebenbei erzählte die Stiftungsvorsitzende, dass sie erst am Nachmittag des gleichen Tages gemeinsam mit anderen Engagierten ein weiteres Netzwerk zur Förderung von jugendlichem Forscher- und Erfindergeist gegründet hatte: den Verein MINT-Regio Main-Tauber. Die Abkürzung MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
Wettbewerb-Koordinatorin Iris Lange-Schmalz verwies auf die Preisverleihung am 15. November . Im Vordergrund der Wertung durch die Jury stehen nicht nur die technische Realisierung und die potenzielle Marktfähigkeit der Erfindung. Wichtig sind auch Aspekte wie Schonung der Ressourcen sowie Kreativität und Innovation.
Die acht Teilnehmer und vier Teilnehmerinnen am Wettbewerb haben Probleme und Herausforderungen erkannt und suchen technische Lösungen: Manche Menschen finden keine Zeit oder Kraft, um ihre Blumen zu gießen oder Haustiere zu füttern, andere brauchen zu viel Kraft und Zeit, um mit dem Rollator übers Kopfsteinpflaster zu fahren. Der Wettbewerb fördert sowohl die Einübung technischer Fertigkeiten als auch die Entwicklung sozial nachhaltiger Verbesserungen. Und mitunter können die Ergebnisse auch als schulische Leistungen angerechnet werden.
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