Hochzeit mit Hindernissen - Standesbeamte aus Wertheim, Külsheim und Werbach erinnern sich

Kleine Pannen am schönsten Tag bleiben unvergesslich

Der Tag der Eheschließung ist eigentlich der schönste im Leben des Brautpaars. Und manchmal sorgen Pannen dafür, dass die Zeremonie wirklich in ewiger Erinnerung bleibt. Gut, wenn dann alles mit einem Lachen der Anwesenden endet.

Von 
Heike Barowski
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Wertheim/Külsheim/Werbach. „Die Ringe vergessen hat bei mir noch kein Ehepaar“, sagt Werbachs Bürgermeister. Ottmar Dürr wurde 1999 zum Bürgermeister gewählt und führt seit dem Jahr 2000 sehr viele Paare in den Stand der Ehe. Dass er die eine oder andere Geschichte erzählen kann, liegt auf der Hand. Für die Fränkischen Nachrichten erinnert er sich an lustigste Begebenheiten, genau wie seine Amtskollegen in Wertheim und Külsheim.

Noch gut erinnert sich Dürr an eine „Sondergenehmigung“, die er während einer Trauung überraschend dem Bräutigam aussprechen musste. „Als ich zum Ringtausch kam, sagte mir der Bräutigam, dass er das nicht machen könne. Meine Verwunderung war erst mal groß“, erzählt Ottmar Dürr. Es sollte sich schnell klären. Der Bräutigam war tags zuvor von einer Wespe in den Ringfinger gestochen worden. Der war so dick angeschwollen, dass der Ring keinesfalls passen würde. „Ich hab dem Mann dann die Sondergenehmigung erteilt, dass er bis zum Abschwellen des Fingers den Ring offiziell in der Tasche tragen darf.“ Natürlich haben alle Anwesenden gelacht.

Weniger zum Lachen zumute war der Feiergesellschaft auf einem Empfang nach einer anderen Zeremonie, als der frisch getraute Bräutigam einen richtigen Schwächeanfall erlitt, weil er sich scheinbar erst zu dieser Zeit der Tragweite des Schritts bewusst wurde – obwohl es sein zweiter Anlauf war, wie Dürr berichtet. Der neue Schwiegervater riet seinem Schwiegersohn als Lösung, dass dieser doch einfach mehr Schnaps trinken solle. Das rief sofort die neue Schwiegermutter auf den Plan, die laut sagte: „Du immer mit deiner Schnapstrinkerei. Das hilft jetzt auch nicht.“ Am Ende ging alles gut.

Ausgefallenes Lob

Auch Lob der besonderen Art gab es einmal von einem weiblichen Gast. „Für so eine schöne Rede würde ich mich glatt scheiden lassen und noch einmal heiraten“, habe die Frau Ottmar Dürr „zugeraunt“. Auch dass mitten in der Zeremonie ein Kind etwas lauter gefragt habe: „Mama, ist denn der Onkel da vorn nicht bald fertig?“, blieb Dürr in Erinnerung.

Von lauten Bemerkungen oder anderen Störungen während des Festakts kann auch Volker Mohr berichten. Der Leiter des Wertheimer Ordnungsamtes wurde 1996 zum Standesbeamten bestellt. Er wird als „Traustandesbeamter“ eingesetzt und darf den Trauschein unterschreiben.

Dies hat er bisher über 280 Mal getan. „Da sammeln sich dann schon einige Geschichten an“, schmunzelt Mohr. Wie beispielsweise zum Thema „Zwischenruf“.

So habe er einmal vor längerer Zeit eine Braut vor sich gehabt, die sich vorab scheinbar nicht mit dem Prozedere auseinandergesetzt habe. Ihre Frage an ihren zukünftigen Mann: „Was will denn der von uns?“ – mit leichtem Nicken Richtung Volker Mohr, war für ihn nicht zu überhören. „In so einem Fall braucht man dann einfach eine gewisse Routine“, meint der Beamte.

Selbige hatte er auch nötig, als einmal mitten in seiner Ansprache im Arkadensaal das Handy des Bräutigams klingelte, der sogar das Gespräch annahm und mit dem Telefonpartner redete. „Da habe ich gemerkt, dass die Zeremonie nur Beiwerk war und meine Ansprache an das Paar deutlich verkürzt“, erzählt Mohr.

An einen großen Scherz glaubte Mohr erst einmal, als ein ehemaliger Mitschüler aus der Grundschule – und langjähriger bekennender „Heiratsverweigerer“ – bei Volker Mohr vorstellig wurde, um ihn zu fragen, ob er ihn den trauen könne. „Ich habe wirklich gedacht, der veräppelt mich doch“, sagt Mohr.

Dass Braut oder Bräutigam „Nein“ gesagt hätten – das kam weder bei seinen Kollegen noch bei ihm vor. „Aber ich hatte einmal einen Fall, da haben die beiden sich beim Bestellen des Aufgebots wegen der dann zu führenden Nachnamen so richtig in die Wolle bekommen“, so Mohr.

Und auf dem Weg zu einer Trauung auf der Wertheimer Burg sammelte der Traustandesbeamte mal jemanden im feinen Zwirn den Weg hochrennend auf. Obwohl der Gast nicht zu spät war, sondern lediglich mit dem Beamten eintraf, habe erst dann ein richtiges Donnerwetter von dessen Frau gegeben, erzählt Mohr.

Sprachlicher Lapsus

Kein Donnerwetter, dafür Lacher bei den Anwesenden hat es aufgrund eines sprachlichen Lapsus’ dagegen in Külsheim gegeben, als ein Standesbeamter den etwas zweideutigen Satz in Richtung Brautpaar gesagt hat: „Nun vollziehen wir die Ehe!“

Beim Stichwort „herzliches Lachen“ fällt auch Kurt Krug sofort eine Begebenheit ein. Krug ist seit 1995 Standesbeamter in Külsheim. Bei einer Trauung im alten Rathaus fing die Braut aus heiterem Himmel an zu schmunzeln und musste sogar laut lachen. „Ich war etwas verwirrt, weil ich gar nicht wusste, wieso sie lacht“, erzählt er. Es sollte sich schnell aufklären. Krug stand mit dem Rücken zum Fenster und konnte deshalb nicht sehen, was hinter ihm passierte.

Das alte Rathaus war zu der Zeit eingerüstet und die Maler arbeiteten gerade an der Fassade. Einer von ihnen stand auf dem Gerüst und hatte mitbekommen, dass in einem der Zimmer gerade eine Trauung läuft. Natürlich schaute er neugierig durchs Fenster, um die Eheschließung zu verfolgen. Noch heute muss Kurt Krug lachen, wenn er an die Situation denkt.

Die Corona-Delle auf dem Standesamt

In Wertheim wurden im ersten Halbjahr 2019 standesamtlich 58 Eheschließungen vorgenommen. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es 39 und vom 1. Januar bis 30. Juni 2021 insgesamt 53 Trauungen. In diesem Jahr haben sich bis Ende Juni 57 Paare das Ja-Wort gegeben. Damit stieg die Anzahl für das erste Halbjahr wieder auf Vor-Corona-Niveau.

Auf dem Standesamt in Külsheim wurden im ersten Halbjahr 2019 insgesamt 14 Eheschließungen vorgenommen. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es elf und vom 1. Januar bis 30. Juni 2021 insgesamt 13 Trauungen. In diesem Jahr haben sich bis Ende Juni nur sechs Paare das Ja-Wort gegeben.

Auch in Werbach wurde eine deutliche Zurückhaltung in diesem Jahr bisher verzeichnet. Im ersten Halbjahr 2019 wurden insgesamt 14 Eheschließungen vorgenommen. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es sechs und 2021 waren es vom 1. Januar bis 30. Juni insgesamt neun Trauungen. In diesem Jahr haben sich bis Ende Juni acht Paare das Ja-Wort gegeben.

In Tauberbischofsheim zeigt der Trend der standesamtlichen Trauungen wieder nach oben. Im ersten Halbjahr 2019 wurden standesamtlich 22 Eheschließungen vorgenommen. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es 26 und vom 1. Januar bis 30. Juni 2021 insgesamt 14 Trauungen. In diesem Jahr haben sich bis Ende Juni 30 Paare das Ja-Wort gegeben. Damit stieg die Anzahl für das erste Halbjahr sogar über das Vor-Corona-Niveau. hei

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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