Kleiner Erdrutsch

Kembacher befürchten ein Überlaufen des Bachs

Nach senkrechter Abgrabung unterhalb der Blumenstraße bestand Gefahr eines Böschungsabbruchs

Von 
Jens-Eberhard Jahn
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Kembach. Eine senkrechte Abgrabung bis zu einer Tiefe von etwa sieben Metern unterhalb der Kembacher Blumenstraße stellten Mitarbeiter der Stadt Wertheim Anfang August bei einer Kontrollfahrt fest. Sofort wurde ein Geologe hinzugezogen. Wie Virginia Templeton von der Pressestelle der Stadt Wertheim auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten erklärte, bestand die Gefahr eines Böschungsbruchs: „Als Sofortmaßnahme wurde die Straße gesperrt und im Wege der Ersatzvornahme die Sicherung der Abgrabung durchgeführt.“

Am Rande der Sitzung des Kembacher Ortschaftsrats am Montag äußerten Bürger die Vermutung, dass der Regen der vergangenen Tage die Straße unterspült habe.

Templeton stellte gegenüber den FN klar: „Die Kosten für die Sofortmaßnahmen werden auf den Bauherrn umgelegt. Haftungsansprüche werden geprüft.“ Das Loch unter der Straßendecke sei eindeutig im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für ein Haus in Hanglage entstanden.

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Jens-Eberhard Jahn
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Doch nicht nur der Erdrutsch hält die Kembacherinnen und Kembacher auf Trab. Denn die Ortschaft liegt nah am Wasser. Der Welzbach fließt von Nordosten in den Ort, dort in den Kembach. Ein Teil des Bachs verläuft vor allem dort, wo Straßen und Wege diesen kreuzen, kanalisiert und in Rohren. Viele Bürgerinnen und Bürger des Weinorts befürchten deshalb, dass das Gewässer bei anhaltenden Regenfällen wie in den vergangenen Tagen überlaufen könnte. Quelle des Problems sei die vor allem üppige Ufervegetation, die den Bach verstopfe.

Während der Ortschaftsratssitzung machte ein Bürger seiner Sorge Luft: „Oberhalb des Dorfs ist ein Biberbau. Wenn der bei Hochwasser weggeschwemmt wird, staut sich hier das Holz vor den Rohren und das Wasser kann nicht mehr ablaufen.“ Dann wäre der Ort überflutet. Ein weiterer Bürger erklärte: „Die Entfernung von Vegetation muss Vorrang vor dem Naturschutz haben, damit das Wasser ablaufen kann. Das scheint die Stadtverwaltung nicht zu begreifen.“

Gegenüber den Fränkischen Nachrichten erklärte Templeton, dass bei der Gewässerunterhaltung viele Faktoren eine Rolle spielen: „Wo früher der schnelle Wasserabfluss im Vordergrund stand, soll heute – wo möglich – das Wasser in der Landschaft gehalten werden, um die Grundwasserbestände zu speisen.“ Die Stadt lege die Regeln für die Ufergehölzpflege allerdings nicht selbst fest, sondern setze die Vorgaben von Bundes- und Landesgesetzen um.

Bundesweit sieht das Wasserhaushaltsgesetz vor, dass die Städte und Gemeinden Einzelheiten der Gewässerpflege in Risikomanagementplänen festlegen. Im Leitfaden für kommunales Starkregenmanagement für Baden-Württemberg heißt es dazu: „Innerhalb der Ortslagen sollten bauliche Maßnahmen abflussorientiert sein und hydraulische Engstellen (v. a. Verrohrungen, Verdolungen, Durchlässe etc.) entschärfen oder beseitigen.“

Ziel der Gewässerentwicklung sei sowohl die naturnahe Regelung des Wasserabflusses als auch die Verminderung von Hochwasserrisiken. Pflanzen entlang der Bachläufe steigern das Hochwasserrisiko deutlich weniger als die Verrohrung der Gewässer.

Templeton versicherte: „Eine Überarbeitung der Regeln findet aufgrund der natürlichen Gegebenheiten immer wieder statt.“

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