Wertheim. Das erste Hutkonzert mit Schwerpunkt Jazz zog am Samstag Abend zahlreiche Zuhörer ins Convenartis-Gewölbe. Trotz der „kleinen Gegenveranstaltung auf der Wiese gegenüber“, wie Moderator Ulf Hannig sich ausdrückte, verfolgten etliche Jazz-Begeisterte das Konzert, zu dem die Combo „Jazz and the Gäng“ mit Musikern aus der Region Wertheim eingeladen hatte. Und dass es gefiel, zeigte die vielen Hände, die etwas hineinwarfen, als „der Hut umging“.
„Wir sind hier, weil wir gerne spielen“, erklärte Hannig gleich zu Beginn. Und diese Freude merkte man dem „generationenübergreifenden Quintett“ an. Wie Hannig spielte Christoph Arz an Klarinette und Saxophon. Eberhard Feucht haute am Klavier in die Tasten. Komplettiert wurde das Ensemble durch Christoph Klomp, der am Schlagzeug für den richtigen Rhythmus sorgte, und Tobias Pawlick am Bass.
Zunächst spielten die fünf Musiker einige Klassiker der Jazz-Literatur, beispielsweise von Miles Davis oder „Mercy, mercy, mercy“ des Österreichers Joe Zawinul – eine der wenigen bekannten aus Europa stammenden Jazz-Nummern, wie die Band wissen ließ. Außerdem teilten sie mit, dass es in mehreren Stücken um Melonen gehe – offensichtlich ein beliebtes Thema in der Jazz-Literatur.
Nach diesem gelungenen Einstieg, bei dem die Combo zeigte, dass sie die verschiedenen Instrument gekonnt miteinander arrangieren kann, ging es an eigene Kompositionen aus der Feder von Arz. Diese erzählen Geschichten, auch wenn er meint, die Titel würden ihm meistens erst nach dem Komponieren einfallen. Und doch hört man die Handlung heraus, wenn man den Titel kennt.
Etwa in „Haselmaus“, das musikalisch von einer Maus erzählt, die schließlich in die Falle tappt. Diese Ankündigung führte im Publikum zu einem Seufzer des Bedauerns, eines der Zeichen, dass die Zuhörer mitgingen, neben dem regelmäßigen Klatschen, Mitwippen und natürlich Applaudieren nach den einzelnen Beiträgen. Und manch einer sah sicher die kleine Maus auf Suche nach Futter herumflitzen.
„Rag and relax“ verband der Komponist mit einer Botschaft: „Man darf sich aufregen, muss aber auch rechtzeitig entspannen.“ Und wie kann man das besser als bei diesen melodischen Stücken?
Etwas Besonderes, das in der Jazzmusik wohl eher selten den Arrangements zu Grunde gelegt wird, erlebten die Besucher im zweiten Teil. Hier waren nämlich unter anderem plötzlich Stücke des Altmeisters Johann Sebastian Bach Grundlage für die Jazz-Vorträge. Und so wurde beispielsweise der getragene Choral „Nun kommt der Heiden Heiland“ modern, unterhaltsam und bühnenreif präsentiert.
Ein entspannender und gelungener musikalischer Abend, der erahnen und hoffen lässt, dass dies nicht das letzte Jazzkonzert im Gewölbekeller war.
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