In der Stiftskirche

In Wertheim erklingt wieder "Orgelmusik zur Marktzeit"

Von 
Nadine Schmid
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Die beiden Organisatoren der Reihe „Orgelmusik zur Marktzeit“, Carsten Klomp (links) und Carsten Wiedemann-Hohl, freuen sich bereits jetzt auf deren Eröffnung am kommenden Samstag in der Wertheimer Stiftskirche. © Nadine Schmid

Wertheim. „Wann geht es wieder los?“, lautet eine häufig an Kirchenmusiker Carsten Klomp gerichtete Frage, der gemeinsam mit Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl nun im zweiten Jahr in der Wertheimer Stiftskirche die „Orgelmusik zur Marktzeit“ nach dem aktuellen Konzept: Jeden Samstag von Ostern bis Oktober gibt es um 11 Uhr eine halbe Stunde Kunstgenuss in Form von Orgelmusik. Dazu konnten die beiden Musiker wieder durch ihren großen Bekanntenkreis an Organisten ein abwechslungsreiches Programm zusammenstellen. Den Anfang macht am Samstag, 15. April, Carsten Wiedemann-Hohl. Es folgt eine Woche später sein Mitorganisator Carsten Klomp. Am 29. April wird der ehemalige Dresdner Kreuzkantor Roderich Kreile erwartet.

Danach geht es abwechslungsreich bis in den Oktober weiter. Viele Vortragende kommen aus der Region, speziell dem Raum Würzburg und Aschaffenburg. Zum Teil sind es Studierende, zum Teil bereits emeritierte Musikprofessoren. Aus Klomps eigener Orgelklasse wird mindestens ein japanischer Musiker dabei sein. „Die Orgelmusik boomt gerade in Japan und Asien“, berichtete Klomp im Gespräch mit den FN. Den Abschluss der Musikreihe gestalten dann „die beiden Carstens“, also Wiedemann-Hohl und Klomp, am 7. Oktober mit vierhändiger Orgelmusik. „Das kam letztes Jahr sehr gut an“, so Klomp.

Überhaupt seien sie im vergangenen Jahr erstaunt über den Zulauf gleich zu Beginn gewesen. Rund 80 Zuschauer hätten sich jeweils eingefunden, um der Musik zu lauschen.

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Zwar gab es ein ähnliches Angebot in der Stiftskirche schon früher, allerdings in unregelmäßigen Abständen etwa sechs Mal im Jahr. Gerade in der Regelmäßigkeit sieht Klomp eine Chance: „Für viele gehört das inzwischen zur ihrer Samstagsroutine. Sie gehen Einkaufen, kommen ins Konzert und genießen danach häufig noch etwas in der Gastronomie.“ So könne man die Veranstaltungsreihe durchaus als einen Faktor bei dem Thema Innenstadtbelebung sehen.

Dies meinen wohl auch die Verantwortlichen der Stadt Wertheim, die die Veranstaltung als Sponsor bezuschusst. „Ohne unsere Sponsoren würde es nicht funktionieren“, betont Klomp. Der Eintritt ist nämlich frei. Allerdings seien Spenden erwünscht. „So können wir sicherstellen, dass die Reihe im kommenden Jahr in dieser Art fortgesetzt werden kann.“ 2022 hätten die Besucherinnen und Besucher sehr großzügig gespendet. Der Förderkreis der Stiftskirche unterstützt das Projekt und die Kirchengemeinde stehe als Bürge hinter ihnen, falls es doch zu Verlusten kommen sollte. Doch das sei bei dem großen Interesse eher unwahrscheinlich.

Man habe viele Musiker gewinnen können, bei der Aktion mitzumachen. „Dadurch, dass wir beide unterschiedliche Leute kennen, ist unser Organistenpool recht groß“, erläutert Wiedemann-Hohl. Da sie die Organisation zu zweit übernehmen, sei man meist nur jedes zweite Wochenende im Einsatz. „Zur Liturgie gehört, dass wir danach mit den Beteiligten ein Eis essen gehen“, schmunzelt Klomp. „Und wenn dann Oktober ist, dann fehlt plötzlich etwas in der wöchentlichen Routine“, ergänzt Wiedemann-Hohl.

Begleitprogramm

Doch bis dahin ist ja noch Zeit für viele gelungene Konzerte. Obwohl es „nur“ eine halbe Stunde Musik ist, kommen die Organisten auch von weiter her nach Wertheim, beispielsweise aus Mainz und München. „Das liegt sicher an unserer schönen Kirche und Altstadt, die sich viele anschauen wollen. Ich denke, man könnte sie nicht in jede deutsche Stadt locken“, vermutet Klomp. Manchmal erwartet die Zuhörer noch ein besonderes Begleitprogramm. Beim Eröffnungskonzert gebe es einen Sektempfang, verraten die Veranstalter. Und am 22. April wird Klomp bei einer Orgelführung die Geheimnisse des Instruments zeigen. Mit diesem hat Wiedemann-Hohl vor dem Eröffnungskonzert noch etwas vor. „Ich werde in den nächsten Tagen hineinkrabbeln und die Zungen sauber machen“, verrät er. Damit ist dann bestens für den perfekten Orgelklang gesorgt.

Was die einzelnen Organisten spielen, ist weitgehend ihnen überlassen. Lediglich ein Thema wolle man durchziehen, betonen die Organisatoren. Im vergangenen Jahr war mindestens ein Bach-Stück Teil des jeweiligen Programms. Diesmal müsse mindestens einer der Vorträge choralgebunden sein. Dabei erwarte die Zuhörer einige Improvisationen, bei denen der Musiker das Choralmotiv ohne vorgegebene Noten selbst interpretiert.

Natürlich müsse man bei der Auswahl immer die Spezifika der jeweiligen Orgel im Blick haben. Das Instrument der Stiftskirche eigne sich besonders für Werke vom Barock bis zur frühen Romantik. „Wir haben überlegt, ob wir als roten Faden Werke von Max Reger nehmen, weil dieses Jahr dessen 150. Geburtstag ist. Aber das hätte nicht optimal zu unserer Orgel gepasst.“ Trotzdem werden einzeln Werke dieses Komponisten erklingen, versichern die Veranstalter.

Die Freude auf die Konzertreihe ist den beiden Kirchenmusikern anzumerken. Und sicher wird sich diese auf das Publikum übertragen – das ja jetzt schon regelmäßig fragt, wann es denn wieder losgeht.

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