Großes Interesse

In Mondfeld: Aussprache zum Thema Windkraft im Schenkenwald

Momentan gibt es eine Einigung auf nur 14 statt 17 Anlagen - Verzicht auf drei Windräder im Osten Richtung Grünenwört.

Von 
Birger-Daniel Grein
Lesedauer: 
Die vielen Teilnehmer der Informationsveranstaltung zur Windkraft im Schenkenwald nutzten die Möglichkeit, sich an Ständen über verschiedene Themenbereiche zu informieren. © Birger-Daniel Grein

Mondfeld. Der Informationsabend zum Thema Windenergie im Schenkenwald stieß am Mittwoch in der Mondfelder Maintalhalle auf riesiges Interesse. Die Veranstaltung richtete sich hauptsächlich an die Einwohner der vor allem betroffenen Ortschaften Mondfeld, Nassig und Grünenwört. Auch aus weiteren Orten waren Zuhörer gekommen. Erstmals wurden aktuelle Details zu Standorten, konkreter Anzahl der Anlagen und den Gesprächen der Projektgruppe öffentlich vorgestellt.

Die wichtigste Erkenntnis zuerst: Statt der 17 technisch möglichen Windenergieanlagen (WEA), davon zehn auf fürstlichem Grund, soll es im Schenkenwald nur 14 geben, jeweils sieben auf kommunaler Fläche und Grundstücken des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Dieses hatte sich in den Gesprächen der Projektgruppe Windkraft dazu bereit erklärt, auf drei Anlagen im Osten Richtung Grünenwört zu verzichten.

Bedeutung von Dialog und Transparenz betont

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez betonte, wie wichtig Dialog und Transparenz beim Thema sind. „Wir brauchen sehr viel Strom, und der Bedarf wird weiter steigen“, sagte er. Ein Großteil davon soll aus regenerativen Quellen kommen, auch der Windkraft. „Auch diese neuen Anlagen müssen irgendwo hingestellt werden.“ Man sei auch hier, um offen Probleme aufnehmen. Dies gelte für alle Projektbeteiligten und politische Gremien.

Geplanter Windpark im Schenkenwald

Info-Abend zum Windpark im Schenkenwald: Bürger diskutierten rege mit

Veröffentlicht
Von
Birger-Daniel Grein
Mehr erfahren

Dr. Christoph Ewen vom Forum Energiedialog (FED), erklärte, Aufgabe der FED sei es, im Auftrag des Landes Baden-Württemberg solche Prozesse unabhängig zu moderieren. Dabei es gehe um Handlungsspielräume der Stadt Wertheim und konkret darum, wie viele Anlagen im Windpark stehen werden und wie sie sich verteilen. „Um das ,Ob‘ der fürstlichen Anlagen geht es nicht. Hier kann die Zahl nur freiwillig reduziert werden.“ Stefanie Leuchs vom Referat Stadtplanung und Umweltschutz der Stadtverwaltung, berichtete über die Entwicklung der Teilfortschreibung Windenergie des Regionalplans Heilbronn-Franken und die Stellungnahmen der Stadt. Im Schenkenwald sind nach aktuellem Entwurfsstand des Regionalplans 340 Hektar Windvorranggebiet vorgesehen.

Mariella Schubert, Bauingenieurin bei Plan PSW aus Bayreuth, ist für Fürstenhaus und Stadtwerke für die Planung des Windparks zuständig und unterstützt die Projektgruppe mit technischen Fakten. Einen möglichen Windpark stellte sie mit 14 Anlagen vor, hälftig auf kommunalem und fürstlichem Grund. Die produzierte Strommenge liege zwischen 13.500 und 15.000 Megawatt pro Jahr. Die direkte Wertschöpfung für die Region über den „Windcent“ (EEG-Förderung) betrage 0,2 Cent je produzierter Kilowattstunde. Diese erhalten die Gemeinden im Umkreis von 2,5 Kilometern um die WEA. Dies seien 350.000 Euro pro Jahr. Hinzu kämen Gewerbesteuer und Pacht. Schubert: „Man wird die Anlagen sehen. Sie werden aber auch eine große Wertschöpfung vor Ort bringen.“ Die Anlägen befänden sich über 1000 Meter, oft über 1200 Meter von der Wohnbebauung weg. Das reduziere die Emissionen und den Schattenwurf. Für WEA tabu seien etwa Biotopflächen, FFH-Gebiete oder Richtfunktrassen für Mobilfunk und Polizeifunk. Ein weiterer wichtiger Aspekt für Standorte im Schenkenwald sei die Radarstation in Lauda-Königshofen. Unter der Berücksichtigung dieser Beschränkungen seien maximal 17 WEA möglich.

Zum Thema Schallauswirkung verwies sie auf die Grenzwerte. In Kerngebieten, Dorf- und Mischgebieten und Außenbereich sind 45 dB(A), im allgemeinen Wohngebieten 40 dB(A) und in reinen Wohnbebauung 35 dB(A) zulässig. Betrachtungspunkt für die Beurteilung ist die dem Windrad am nächsten liegende Wohnbebauung. „Die Grenzwerte werden sowohl bei 17 als auch bei 14 WEA eingehalten.“ 40 db(A) entspreche einer ruhigen Wohnung, hieß es.

Schattenwurf sei ein ebenso wichtiges Thema bei 260 bis 265 Meter Gesamthöhe einer WEA. Für eine Schattenwurfberechnung geht man von durchgehendem Sonnenschein aus. Bei der Beschattungszeit sei dies die Worst-Case-Berechnung. Dabei wären es an den Emissionsorten (nächstgelegene Wohnbebauung) maximal zehn Stunden pro Jahr Schattenwurf. In der Realität werde es deutlich weniger sein. Gesetzlich geregelt seien auch verpflichtende Maßnahmen zur Abschaltung der Anlage bei Schattenwurf auf Wohnbebauung ab einer festgelegten Zeit.

Ergebnisse der Projektgruppe Windkraft vorgestellt

Vorgestellt wurden auch die Ergebnisse der Projektgruppe Windkraft. Dr. Christoph Ewen erklärte, es habe unter anderem eine Begehung durch die drei Ortschaften mit digitaler Visualisierung der WEA vor Ort gegeben. „Alle waren sich einig, Windenergie im Schenkenwald ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.“ Beeinträchtigungen für die Menschen und Natur sollen möglichst gering sein. Ein Wunsch aus den drei Ortschaften sei, dass ein Teil der EEG-Umlage („Wind-Cent“) in diese fliest. Grünenwört spreche sich gegen die drei Anlagen in Richtung der Ortschaft aus. Das Fürstenhaus sei bereit, auf diese für 15 Jahre zu verzichten. Danach soll eine Entwicklung nur in enger Abstimmung mit der Stadt erfolgen. Eine weitere Reduzierung akzeptiere das Fürstenhaus nicht.

Mondfelds Ortsvorsteher Eberhard Roth sagte, Windrad Nummer eins auf fürstlicher Fläche sei nur 1220 Meter vom Wohngebiet und 1060 Meter vom Gewerbegebiet der Ortschaft entfernt und stehe auf der Anhöhe. Dieses wolle man vor allem aus Sorge um Schall und Schattenwurf auf keinen Fall. Die Mondfelder fragten sich, warum Windkraftanlagen in den Wald müssen. Diese Aussage wurde mit kräftigem Applaus der Zuhörer bekräftigt. Eingespielt wurde vom Tontechniker aus Mondfeld überraschend der Schall eines Windrads in dessen direkter Nähe. Ewen betonte dazu aber, man höhere die Anlagen in der Entfernung leiser und nur dann, wenn es sonst still ist. 40dB(A) seien normales Hintergrundgeräusch. Roth appellierte an das Fürstenhaus, auf Windrad eins zu verzichten.

Grünenwörts Ortsvorsteher Thorsten Klein betonte, Grünenwört sei nicht gegen Windenergie. Wegen der Schallemission sei man aber strikt gegen den Ostast der Fläche. Man habe zudem wegen Schattenwurf Bedenken. Zudem zerstöre man durch die Flächen einen Teil eines wichtigen Naherholungsgebiets. „Wir bitten allen Beteiligten, sich der Zahl von acht Anlagen insgesamt wieder anzunähern.“ Diese hatte die Stadt in ihrer Stellungnahme an den Regionalverband als Begrenzung gefordert, was von diesem abgelehnt wurde.

Nassigs Ortsvorsteher Axel Kempf sagte, man habe in der Ortschaft das Glück, aufgrund der Topografie nicht von Schall und Schatten betroffen zu sein. Wichtig sei dem Dorf aber die Reduzierung der geplanten Anlagenzahl von 14. „Auf das Fürstenhaus haben wir keinen Einfluss.“ Man appelliere aber an die Stadt, sich an den Begrenzungsbeschluss zu erinnern. Ein zweiter Punkt sei der Schutz des wertvollen Waldes und des Erholungsgebiets. Der Zuwegung müsse man mehr Aufmerksamkeit bei der Entscheidungsfindung einräumen, denn die Auswirkungen seien nicht gering. Der „Windcent“ sei geschaffen worden, um Akzeptanz bei den Bürgern zu erreichen. Daher solle man die Ortschaften beteiligen. In den drei Ortschaften leben nach Kempfs Berechnung 13 Prozent der Einwohner der Großen Kreisstadt dar. Entsprechend forderte er für diese zehn Prozent des Geldes.

Louis Erbprinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg als Flächeneigentümer verwies auf den Konsens, auf den man sich nach langen Ringen geeinigt habe. So sagte das Fürstenhaus, man sei bereit, die drei Windräder am Ostast wegzulassen: „Wir sind Teil dieses Ortes und wollen es in friedlichem Zusammenleben gestalten.“ Beim Standort Nummer eins bei Mondfeld erfülle man alle Vorgaben. Der Abstand sei größer als rechtlich gefordert. Ein solches Projekt müsse auch wirtschaftlich sein. Um es monetär umsetzen zu können, sei man auf Windrad eins angewiesen. Dieser Standort habe die beste Windhäufigkeit. Im Schenkenwald gebe es erhebliche Schäden durch Käfer und Klimawandel, nannte er einen Grund, warum die Waldstandorte Sinn machen. Ausgleichsmaßnahmen würden in unmittelbarer Nähe umgesetzt.

Franz Saur, stellvertretender Vorsitzender BUND-Bezirksgruppe Wertheim und Umgebung, verwies auf erhebliche Eingriffe in die Waldstruktur. Entsprechend seien Ausgleichsmaßnahmen auf „unserem Kommunalgebiet“ nötig, über die man auch informiert werden will. Optimal seien Windräder auf Hochflächen, in denen möglichst wenig Struktur zerstört werde. Allerdings gebe es unter Berücksichtigung der Abstände zu den Ortschaften kaum andere Möglichkeiten als den Schenkenwald, räumte er ein. Für billige, erneuerbare Energie müsse man einige Beeinträchtigungen in Kauf nehmen.

Thomas Beier, Geschäftsführer der Stadtwerke Wertheim, stellte aus Unternehmenssicht fest, mehr Anlagen auf kommunalen Flächen wären betriebswirtschaftlich besser. Gemeinderat Axel Wältz verwies darauf, dass man nur bei kommunalen Flächen in Vorranggebieten Einflussmöglichkeiten habe. Es werde ein Windpark im Bereich kommen. Es gehe darum, eine verträgliche Lösung zu finden, die auch Wertschöpfung für die Stadt bringe. Man habe sich in der Gruppe aufeinander zu bewegt. „Wir werden aber nicht jeden zufriedenstellen können.“

Windkraft im Schenkenwald

Beim Abend zum Thema Windkraft im Schenkenwald gab es mehrere Informationsstände , an denen Fachleute und Verantwortliche Rede und Antwort standen. Dargestellt wurden die möglichen Standorte auf fürstlichen und kommunalen Flächen. Fotos zeigten die Sichtbarkeit der Anlagen von verschiedenen Stellen aus. Die Bezirksgruppe Wertheim und Umgebung des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland und die Wertheimer Naturschutzbund-Gruppe informierten über ökologische Auswirkungen. Man hatte an alle 17 möglichen Standorten Daten zur Tierwelt erhoben. Konkretes, das gegen die Standorte sprach, hatte man nicht gefunden. Da die Erhebung im Januar erfolgte, war vieles noch in Winterruhe, so die Verantwortlichen.

Vorgestellt wurden die Möglichkeit der finanziellen Bürgerbeteiligung über Genussscheine für Anlagen im Stadtwald.

Digital simuliert wurde der Schattenwurf der Anlagen in Richtung der Ortschaften zu verschiedenen Jahreszeiten, konkret bis auf Hausebene. Dabei wurde deutlich: Im Süden, Richtung Nassig, gibt es keinen Schattenwurf auf Wohnbebauung, in Grünenwört bei Wegfall der drei Anlagen auch keine Auswirkungen. In Mondfeld würden Windrad eins und eventuell etwa zwei beim Sonnenstand zur Mittagszeit im Winter Schattenwurf erzeugen. Dieser liegt aber deutlich unter zehn Stunden pro Jahr. Am Stand zur Schallemission wurde deutlich, dass alle Grenzwerte eingehalten werden.

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez betonte am Ende des Abends, man greife die Fragen und Anregungen auf. Die Projektgruppe werde die Eindrücke verarbeiten. Es mache Sinn, nochmals mit privaten Eigentümern mit Blick auf einen Konsens (je sechs Anlagen auf fürstlichem und städtischem Grund) zu sprechen.

Ist sich die Projektgruppe einig, gibt es eine Empfehlung an den Gemeinderat . Falls es keine Einigkeit gibt, entscheidet das Gremium ohne eine solche. Noch in diesem Halbjahr soll der Beschluss erfolgen.

Freier Autor

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke