Das Jahr 2021

In der Wertheimer Gastronomie lief es durchwachsen schlecht

Die Gastronomie hat aufgrund der Corona-Pandemie ein schwieriges Jahr hinter sich. 2022 kommen auf die Branche weitere Herausforderungen zu.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Die Corona-Pandemie und die damit für die Gastronomie verbundenen Regelungen machen den Gastwirten die Arbeit schwer. Während die Zahl der Gäste zurückging, ist etwa der Aufwand für die notwendigen Einlasskontrollen gestiegen. Das alles zu stemmen, ist für Wirtsleute wie Jutta Müller vom Gasthaus „Rose“ in Nassig eine große Herausforderung. © Birger-Daniel Grein

Wertheim/Bestenheid/Nassig. Die Schließung von Gaststätten, Zugangsbeschränkungen und Sperrstunden: Das Gastro-Gewerbe hat die Auswirkungen von Covid-19 in den vergangenen Monaten stark zu spüren bekommen.

Otto Hoh, Inhaber des Hotels und Restaurants „Bestenheider Stuben“ in Bestenheid, berichtet im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten von einem zufriedenstellenden Weihnachtsgeschäft. Durch die notwendigen Zugangskontrollen sei es aber wesentlich aufwendiger gewesen. Die Gästezahlen seien auf dem Niveau der Zeit vor der Pandemie gelegen. Darüber zeigt er sich sehr erfreut, zumal die Gastronomie Weihnachten 2020 wegen des Lockdowns geschlossen bleiben musste.

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Von
Heike Barowski
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Hohs Bilanz für den nun zu Ende gehenden Dezember fällt hingegen negativ aus: „Wir hatten 50 Prozent Umsatzeinbruch zum Vergleichszeitraum 2019.“ Grund sei, dass Feiern von Firmen und Gruppen, aber auch Geburtstage zu hundert Prozent weggefallen seien. Auch das Gesamtjahr sei eine Katastrophe gewesen, blickt der Unternehmer zurück: „Im Sommer lief die Gastronomie im Außenbereich gut.“ Das Hotel sei jedoch wenig gebucht gewesen.

Sein festes Personal habe ihm die Treue gehalten, ist Otto Hoh dankbar. Nur einige Mini-Jobber hätten sich beruflich neu orientiert. Somit habe man ausreichend Personal. Die Regelung zur Sperrstunde, nach der die Gastronomie von 22.30 bis 5 Uhr schließen muss, sieht er kritisch. Grundsätzlich sei es zwar gut, dass man an Silvester bis 1 Uhr am Neujahrstag öffnen dürfe. „Die größten Getränkeumsätze machen wir aber in solch einer Nacht von 1 bis 4 Uhr.“

Auch die reguläre Sperrstunde ab 22.30 Uhr sei zu früh. Hoh: „Die Leute bleiben gerade zwischen den Jahren, wenn viele Urlaub haben, bis nach Mitternacht in der Gastronomie.“ Generell wäre nach seiner Meinung eine Sperrstunde ab 24 Uhr eher angemessen. Denn: „Menüs ziehen sich über zwei bis drei Stunden hin. Dann sind die Leute erst so gegen 22 oder 23 Uhr mit dem Essen fertig.“ Greife zu dieser Zeit bereits die Sperrstunde, fehle aber der Getränkeumsatz danach. „In meinem Haus halten sich die Leute nach 22.30 Uhr genauso an die Corona-Schutzregeln wie zuvor“, betont Hoh. Die Gäste um 22.30 nach Hause oder ins Hotelzimmer zu schicken, sei wie im Kindergarten, stellt er fest.

Stefan Kempf, Inhaber etwa der „Wertheimer Burgermeisterei“ und Betreiber des Stadtstrands, spricht von einem sehr schwachen Dezember im Vergleich zu 2019. Der Umsatz sei über 65 Prozent eingebrochen. Auch das Weihnachtsgeschäft sei schwierig gewesen: „Wir hatte Platz ohne Ende.“ Der Umsatzeinbruch habe im Vergleich zu 2019 bei 65 bis 70 Prozent gelegen. „So macht es aktuell keinen Spaß.“

Das Corona-Jahr sei für ihn wirtschaftlich durchwachsen gewesen, berichtet der Gastronom: „Der Sommer war bärenstark, da die Leute nach dem Lockdown Gas gegeben haben und das Wetter für die Außengastronomie einigermaßen mitspielte.“

Nachdem die Tests kostenpflichtig wurden, sei es bergab gegangen. „2G und später 2Gplus waren dann eine riesige Katastrophe für uns.“ Man könne also sagen, das Jahr war „durchwachsen schlecht. Der Umsatz lag nur bei 50 Prozent vom Stand 2019. Ohne Hilfen wäre das nicht leistbar gewesen.“

Fehlendes Personal

Fehlendes Personal sei in der Gastronomie schon vor der Pandemie ein Problem gewesen, stellt Kempf weiter fest. Drei seiner 25 Festangestellten hätten sich während der Pandemie beruflich neu orientiert. „Die Stellen konnten wir wieder neu besetzen. Ob die neuen Kräfte bleiben, ist aber offen.“ Aufgrund der Personalsituation habe man aktuell einen weiteren Ruhetag eingeführt.

Die Sperrstunde von 22.30 Uhr bis 5 Uhr treffe ihn als Betreiber eines Speiselokals weniger, so Kempf. Denn viele Gäste seien bis 22 Uhr bereits wieder gegangen: „Aus meiner Sicht kann die Regel so bleiben, wenn sie der Pandemiebekämpfung hilft.“ Die Pflicht, an Silvester um 1 Uhr zu schließen, sei jedoch schwierig. „Das führt dazu, dass die Leute lieber privat feiern.“ Dies könne nicht der Pandemiebekämpfung dienen. Denn in der Gastronomie werden die Schutzregeln sicher kontrolliert. Die Reservierungen zu Silvester seien bescheiden und nur etwa halb so viele wie 2019. Kempf: „Wir hoffen hier noch auf Reservierungen.“

Negativ auswirken werde sich nach Meinung Kempfs in Zukunft auch, dass die 2Gplus-Regel weiter verschärft wurde und nun bereits drei Monate nach der Zweitimpfung ein Test vorgelegt werden muss, wenn man nicht geboostert ist. Das werde noch mehr Gäste abschrecken, ist er überzeugt: „Daher bin ich für einen harten Lockdown, bis sich die Pandemielage beruhigt hat.“

Keine Weihnachtsfeiern

Für Jutta und Klaus Müller, Inhaber des Nassiger Gasthauses „Rose“, war der Dezember nicht zufriedenstellend. Eigentlich seien November und Dezember die umsatzstärksten Monate. „Dieses Mal war es sehr bescheiden“, erklären die beiden. Das À-la-carte-Geschäft sei in Ordnung gewesen. „Uns fehlten aber die Weihnachtsfeiern.“ So sei der Umsatz schlechter ausgefallen als in den gleichen Monaten 2019. Das Jahr 2021 sei allgemein schlechter gewesen als die Vorjahre. „Im Lockdown hatten wir zum Glück ein gutes Außerhausgeschäft“, blicken die Müllers zurück. Aber dabei habe man weniger eingenommen als im regulären Betrieb. Der Sommer sei dann fast wieder normal gewesen. „Im Herbst mit Beginn der Testpflicht gab es dann einen erneuten Einbruch.“

Eine große Rolle bei der Zurückhaltung der Gäste spielten die Unsicherheit durch sich ständig ändernde Regeln. Neben der Kontrolle der Zugangsvoraussetzungen wende man auch viel Zeit auf, um den Gästen am Telefon Fragen zu den aktuellen Zugangsregeln zu beantworten.

Die Sperrstunde ab 22.30 Uhr trifft die Wirtsleute kaum: „Es wäre problematisch bei Feiern oder Vereinstreffen, aber die haben wir aktuell nicht.“ An Silvester schließe man, wie schon vor der Coronapandemie, sowieso um 23 Uhr. Froh und dankbar sind die beiden, dass ihnen ihre Aushilfskräfte die Treue halten.

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