Spatenstich „Oben am Knackenberg“ gesetzt

Glücksfall für die Innenstadtentwicklung

Startschuss für ein innovatives Wohnquartier

Von 
Birger-Daniel Grein
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Wertheim. Das Wohnbaugebiet „Oben am Knackenberg“ auf dem ehemaligen Krankenhausareal soll in Sachen Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit innovative Maßstäbe setzen. Am Dienstag fand der offizielle Spatenstich für die Wohnbaugebietserschließung statt.

Daran nahmen Vertreter der Stadtverwaltung, des Gemeinderats, der Fachfirmen sowie Anwohner des Gebiets rund um die Fläche teil. Das schlechte Wetter konnte die Vorfreude nicht trüben. „Ein Spatenstich bei Sonnenschein kann jeder, wir können es auch jetzt“, sagte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez einleitend. Der symbolische Akt war für ihn ein besonderes Ereignis. Spatenstiche für eine Innenstadtentwicklung seien nicht so häufig. „Ich freue mich auf einen Lebens- und Entwicklungsort der zukunftsweisend sein kann.“ Der Ort habe für viele Wertheimer eine ganz besondere Bedeutung, da sie dort das Licht erblickten, verwies er auf den Standort des einst städtischen Krankenhauses an der Stelle.

Später sei dieses auch noch dort als Rotkreuzklinik weiter geführt worden, bevor der Umzug in den Neubau erfolgte. „Für uns war immer klar, das Gelände darf nicht brach liegen.“ 2018 habe der Gemeinderat entschieden, dass die Stadt das Areal erwirbt. Danach habe noch einiges diskutiert werden müssen. Dann erfolgte der Abbruch des alten Krankenhauses.

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In der Verfügbarkeit der Fläche sah er einen Glücksfall für die Innenstadtentwicklung. Alle in Gemeinderat und weitere kommunalpolitische Akteure seien sich einig, eine solche Fläche dürfe nicht brach liegen. Im Juli 2024 habe man Richtfest für die Dreifeldsporthalle im Gebiet feiern können. Spätestens zum Start des Schuljahrs 2025/26 soll diese in Betrieb gehen. Nebenan werde der Neubau der Grundschule erfolgen. Nicht zuletzt entsteht im Gebiet zudem ein neues innovatives Wohnbaugebiet, das es in dieser Form noch nicht in Wertheim gebe, so das Stadtoberhaupt.

Neuer Wohnort für über 200 Menschen

Ziel sei es, die Einwohnerzahl von Wertheim stabil zu halten und im besten Fall zu steigern. „Dazu sind wir auf gutem Weg.“ Zum Erreichen dieses Ziels seien auch neue Wohnbaugebiete wichtig. In der Innenstadt habe es aus Platzgründen bisher keine Neubaugebiete gegeben. Dort gebe es nur sehr wenig Raum. „Wenn wir dort etwas entwickeln, soll es etwas besonders sein.“ Im Wohnbaugebiet „Oben am Knackenberg“ sollen zukünftig über 200 Menschen einen neuen Wohnort finden. Angedacht sind laut OB etwa 50 bis 70 Wohneinheiten. Es soll eine Mischung aus Einfamilienhäusern, Reihenhäuser und bis zu viergeschossigen Mehrfamilienhäusern entstehen. Insgesamt sind 24 Bauplätze vorgesehen.

Prinzip der „Schwammstadt“ umsetzen

Erstmals in Wertheim wolle man im Gebiet das Prinzip der „Schwammstadt“ umsetzen. Regenwasser soll im Gebiet zurückgehalten werden zum Beispiel durch Zisternen. Weiterhin setzt man vor allem bei den Flachdächern der Mehrfamilienhäuser auf Dachbegrünung. Der Bebauungsplan sieht laut Herrera Torrez vor, dass bis zu 70 Prozent der Flachdächer und bis 50 Prozent der Fassaden bei den Mehrfamilienhäusern begrünt werden müssen. Heizung und Warmwasser aller Gebäude dürften nicht mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Man setze hier auf dezentrale Wärmepumpe mit PV-Unterstützung.

Der OB dankte den Gemeinderäten, dass sie dem Planungsvorschlag folgten, ein innovatives und nachhaltiges Wohnbaugebiet zu schaffen. Er räume ein, Grundstückspreise zwischen 410 und 590 Euro pro Quadratmeter seien für Wertheim sehr hoch. Ein Grund hierfür sei, dass mit ihnen auch die Erschließung der Grundschule mitfinanziert werde. Dennoch war er von der Entwicklung des Gebiets überzeugt. Einbeziehen werde man für diese auch die Stadtentwicklungsgesellschaft und die Wohnbau Wertheim als Eigenbetriebe der Stadt. Er war überzeugt, Stadtwerke Wertheim, Abwasserbeseitigung Wertheim (ABW), der Fachbereich Liegenschaften der Verwaltung sowie externe Fachfirmen werden bei der Erschließung gute Arbeit leisten. „Ich freue mich darauf, mitten in der Innenstadt so ein tolles Baugebiet zu haben.“ Den Erschließungsarbeiten wünschte er einen guten Verlauf. Bei den Anliegern bat er um Verständnis für die Belastungen, die durch die Erschließungs- und Baumaßnahmen entstehen werden. Für die Erschließung des Wohngebiets hat die Stadt Wertheim Aufträge im Volumen von rund 1,5 Millionen Euro vergeben, die Stadtwerke Wertheim investieren weitere 270 000 Euro.

Die am Spatenstich teilnehmenden Anlieger begrüßten die Entwicklung. Sie nutzten aber auch die Chance, den Oberbürgermeister auf ihre Bedenken hinsichtlich Verkehrsführung insbesondere im Blick auf Elterntaxis und Gefahren für die vielen Schüler von Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium und später der Grundschule hinzuweisen. Diese hatte man bereits beim Fußverkehrscheck geäußert.

Freier Autor

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