Auszeichnung

Gemeinschaftsschule Wertheim bezieht klar Position gegen Rassismus

Bildungseinrichtung feiert Aufnahme in bundesweites Netzwerk

Von 
bdg
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Die Gemeinschaftsschule Wertheim gehört nun zum bundesweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Darüber freuten sich bei der Übergabefeier (von links, vorne) Niels Joeres (Koordinator der Initiative), Schulleiter Lothar Fink, die Schülersprecher Ajla Burgic und Ian Neeleßen, die stellvertretende Schulleiterin Elisabeth Thies, Baskets-Schulkoordinator Florian Rüge sowie die U16-Bundesliga-Spieler Severin Danner und Joel Lindsay. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. Bei einem Fest wurde die Gemeinschaftsschule Wertheim inklusive Grundschule (GMS) am Donnerstag als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet und in das entsprechende bundesweite Netzwerk aufgenommen. Der Veranstaltung voraus ging ein umfassender Aktionstag zum Thema „Länder und Vielfalt“ mit Rätsel- und Kreativstationen sowie vielen Spaßangeboten für alle Schülerinnen und Schüler und deren Familien.

Diesen Aktionstag lobte auch Dr. Niels Joeres, Landeskoordination Baden-Württemberg des Programms. Es sei toll, die Aufnahmefeier ins Netzwerk eng mit einem Vielfaltstag zu begleiten, sagte er im Gespräch mit den FN. Dies zeige das Interesse und Engagement der Schule. Anregungen dazu habe es schon in der Zeit vor der Pandemie gegeben und seien aus der Schulsozialarbeit gekommen.

Wie Katharina Doktorowski, Schulsozialarbeiterin der GMS, berichtete, beschäftige man sich seit November 2023 intensiv mit dem Thema. Damals gab es auch eine Umfrage, ob die Mitglieder der Schulfamilie den Zielen der Initiative zustimmen. Auftretende rassistischen Äußerungen arbeite man schon lange in Einzelgesprächen und den Klassen auf. Auf dem Weg zur Zertifizierung habe man in den Klassenräten über Rassismus und Diskriminierung gesprochen sowie Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen damit gesammelt. Diese flossen anonymisiert in Workshops ein, bei denen man der Frage nachging, was sich ändern müsste. „Auch wir als Lehrer möchten, dass sich jeder hier wohlfühlt.“

Man habe die Aktion den Schülerinnen und Schülern vorgestellt und den Wunsch geäußert, diese als Schulziele umzusetzen. Doktorowski: „Wir haben so viele Nationen, lernen alle zusammen und unser Schulkonzept ist offen. Mit der Auszeichnung wolle man auch das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Zu den Hauptinitiatoren gehört Lehrer Christoph Heil. Er gewann die Basketballer der Würzburg Baskets als Paten für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ für die GMS. „Sie leben das Thema und ich bin ihr Fan“, sagte er.

90 Prozent der Schülerinnen und Schüler hatten für die Ziele der Initiative und damit für einen Eintritt ins Netzwerk gestimmt. Doktorowski verwies darauf, dass zum Zeitpunkt der Abstimmung in den Klassen viele Schüler erkrankt waren und es auch ungültige Stimmen gab.

Florian Rüger, Landestrainer Minibasketball beim bayrischen Basketball und Schulkoordinator bei den Würzburg Baskets erklärte, man übernehme gerne die Patenschaft. „Die Wertevermittlung durch Sport kann bei Kindern viel bewegen.“

Begeistert gefeiert wurde beim Fest auch die Schulband, die die Übergabe von Urkunde und Schild der Initiative musikalisch begleitete. Schulleiter Lothar Fink freute sich sehr über die Ernennung. Sie sei nicht nur eine Auszeichnung für die Schule, sondern auch ein Zeichen ihres Engagements. „Vielfalt braucht Begegnung.“ Seine Schule werde von Kindern und Jugendlichen aus 40 Nationen besucht. „Die Begegnung mit anderen ist für uns selbstverständlich, wir lernen miteinander und voneinander.“ Die Vielfalt sei ein Schatz, den man hüten möchte. Eine klare Haltung der Schule sei wichtig. Man arbeite gemeinsam daran, eine Gemei nschaft zu schaffen, in der jeder respektiert und wertgeschätzt wird. Die Auszeichnung sei auch eine Verpflichtung für die Zukunft. Fink: „Wir müssen weiterhin aktiv gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung vorgehen!“ Er dankte allen, die den Weg zur Auszeichnung sowie den Fest- und Aktionstag unterstützten.

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez sagte, die Gemeinschaftsschule sei nach der Edward-Uihlein- und der Comenius Realschule die dritte Bildungseinrichtung in der Großen Kreisstadt Wertheim mit dieser Auszeichnung. Die Werkrealschule Urphar-Lindelbach sei auf dem Weg dorthin.

Der Rathaus-Chef betonte, alle Menschen seien gleich viel wert. Mit der Auszeichnung verbinde man sich damit und verpflichte sich dazu, die Vielfalt der Menschen zu akzeptieren. Sie sei aber kein Automatismus für die Zukunft. Es gebe einen Auftrag an jeden einzelnen in der Schulfamilie: „Akzeptiert und erkennt an, dass jeder die gleichen Rechte hat.“

Joeres erklärte, in Baden-Württemberg gebe es nun 386 „Schulen mit Courage“, bundesweit seien es über 4300. Er verwies auf das Diskriminierungsverbot laut Artikel 21 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. „Unsere seit über 30 Jahren in Deutschland bestehende Courage-Schulinitiative bezieht sich ausdrücklich und fundamental auf diese Charta.“ Weiter betonte er: „In Deutschland war und ist unsere Initiative von Anfang stark überparteilich ausgerichtet und gesellschaftspolitisch breit verankert.“ Er dankte in Baden-Württemberg insbesondere dem Landtagspräsidium, dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration sowie der Landeszentrale für Politische Bildung für ihre langjährige Unterstützung. Über diese können die Schulen auch Fördermittel für ihre jährlichen Projekte im Rahmen der Initiative erhalten. Er übergab die Urkunde und das Schild an Vertreter der SMV und Schulleitung.

Nach dem Fest sagte Schülersprecher Ian Nelleßen, er sei froh, dass nun auch die GMS Teil des Netzwerks ist: „Ich setze mich auch dafür ein, dass Menschen aus allen Ländern hier willkommen sind.“ Alle sollen in der GMS gemeinsam lernen und Spaß haben. Auch das gehöre für ihn zu seiner Schule. bdg

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