Fußverkehrs-Check

Fußwege sicherer und attraktiver zu machen ist das Ziel

Auftaktworkshop fand im Rathaus statt. Dabei waren die Eindrücke und Ideen der Bürger gefragt

Von 
Birger-Daniel Grein
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Beim Auftaktworkshop des „Fußverkehrs-Checks“ sammelten die Teilnehmer unter anderem Kritikpunkte und Vorschläge hinsichtlich sicheren Fußwegen – vor allem für Schüler. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. Fußwege sicherer und attraktiver zu machen ist Ziel des Fußverkehrs-Checks, der vom Land Baden-Württemberg gefördert wird. Am Donnerstag fand dessen Auftaktworkshop im Arkadensaal des Rathauses statt. Dabei waren die Eindrücke und Ideen der Bürger gefragt.

Schulweg als Schwerpunkt

Schwerpunkt des Fußverkehrs-Checks dieses Jahr ist generell der Schulweg.

Interessante Fakten rund um den Fußverkehr und den Fußverkehrscheck

Im Auftaktworkshop des Fußverkehrschecks für Wertheim gab es neben Informationen zum Check selbst auch Wissenswertes über den Fußverkehr generell.

Dabei wurde berichtet:

Fußverkehr ist umwelt- und sozialverträglich, flexibel, spontan, gesundheitsfördernd und ohne technischen Aufwand machbar. Die Umgebung wird mehr wahrgenommen als mit anderen Verkehrsmitteln. Die Umgebung beeinflusst das Verhalten von Fußgängern.

Wichtig ist eine freundliche und entspannte Gestaltung von Wegen und Plätzen, denn positive Emotionen führt zu einer Verlängerung der akzeptierten Fußwege.

Kinder werden immer häufiger mit dem Auto zur Schule gefahren. Laut der vorgestellten Statistik sind es bei den Grundschülern heute 43 Prozent. Als Gründe wurde genannt: Bequemlichkeit, Sorgen um die Sicherheit, um mehrere Wege zu verbinden, um Zeit zu sparen, weil die Verkehrssituation auf dem Schulweg unsicher ist.

Demgegenüber stehen Vorteile des Schulwegs zu Fuß: bessere Konzentration, Fitness und seltener Übergewicht, Verbesserung Sozialverhalten durch gemeinsames Erleben des Schulwegs mit anderen Kindern, Entwicklung von Gefahrenbewusstsein, Lernen sich zu orientieren.

34 Prozent der Grundschüler kommen laut der vorgestellten Zahlen zu Fuß, der Rest mit ÖPNV und Fahrrad.

Vorgestellt wurde auch das Konzept Schulstraßen. Das sind Straßen im Umkreis einer Schule, die vor Schulbeginn und nach Schulende für 30 bis 60 Minuten für den Kraftfahrzeug-Verkehr gesperrt sind, ausgenommen zum Beispiel Einsatzfahrzeuge, Müllabfuhr und eventuell Anwohner.

83 Prozent der deutschen Bevölkerung gehen gelegentlich zu Fuß.

Zum Fußverkehr wird auch das Pausieren auf dem Weg gezählt.

Zum Gesundheitsaspekt hieß es, die WHO empfiehlt mindestens fünf mal 30 Minuten Bewegung pro Woche. Im Alltag ist das gut mit zu Fuß gehen möglich.

Um die Attraktivität des Schulwegs zu Fuß bei Schülern zu steigern, brauche man attraktive Wege, Ordnungsrechtliche Maßnahmen für sicheren Schulweg, Verkehrserziehung und Maßnahmen, die für den Fußweg werben.

Der Fußverkehrscheck soll dazu beitragen, dass Ziel der Landespolitik Baden-Württemberg den Fußverkehrsanteil zu steigern – von 22 Prozent auf 30 Prozent aller Wege. Seit dem Start 2015 hatte es für den Check im Bundesland über 300 Bewerber gegeben, von denen 100 die Teilnahme ermöglicht werden konnte. bdg

2024 hatten sich 65 Kommunen für den Check beworben, 15 wurden von einer Jury ausgewählt, darunter die Main-Tauber-Stadt.

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Birger-Daniel Grein
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Kai Ballweg vom Referat Stadtplanung erklärte, man wolle einen besonderen Schwerpunkt auf den Bereich „Oben am Knackenberg“ legen, wo durch Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG), Dreifeldsporthalle und später Grundschule über 800 Schülerinnen und Schüler aus Kernstadt und Ortsteilen zusammenkommen. Ziel sei, den Fußweg dort und dorthin so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten.

Durchgeführt wird der Check durch das Büro Planersocietät. Die Details stellten dessen Mitarbeiter Melina Benetti und Jan Hauenstein vor. Fußwege würden vor allem von Kindern bis zehn Jahren und Senioren genutzt, zeigten sie an Statistiken auf. Generell habe „Zu-Fuß-Gehen“ viele Vorteile.

Schwerpunkte aufgezeigt

Schwerpunkte bei der Betrachtung des Fußverkehrs-Checks sind laut Benetti Querungen, Längsverkehr (Hindernisse, Wegbreite, Gehwege), Barrierefreiheit, Schulwege, Aufenthaltsqualität und Öffentlichkeitsarbeit für das Fuß gehen.

Aus Reihen der Teilnehmer wurde ergänzt, dass auch die Beleuchtung der Wege, vor allem im Winter, ein zentrales Thema sei. Außerdem seien da gut sichtbare Kleidung und Reflektoren wichtig.

Gutes und Kritisches gesammelt

An zwei Stellwänden wurden in der Arbeitsphase Gutes und vor allem viele kritische Punkte und Vorschläge im Bereich Innenstadt, zumeist links der Tauber, gesammelt.

Bei den positiven Aspekten wurden verschiedene Bereiche mit guter Aufenthaltsqualität – wie die Tauberpromenade und die fast autofreie Altstadt sowie verschiedene Fußwege – genannt. Bei Letzteren gab es aber Kritik an zu steilen Treppen.

Beim Bereich „Schwächen und Vorschläge“ wurden viele Stellen und Wege genannt. Dabei gab es auch Hinweise zur Anpassung der Strecke der geplanten Begehungen.

Deutlich wurde bei den Beiträgen der Bürger, dass viele Fußverkehrsthemen auch mit dem Pkw- und Busverkehr zusammenhängen. Verwiesen wurde unter anderem auf die hohe Dominanz des ruhenden Verkehrs im Bereich Kindergarten, Schule und Halle in der Gegend um das DBG. Zudem wurde auf den umfangreichen Bringverkehr für Kindergarten und Schule mit Pkw verwiesen.

Fehlende Gehwege

Genannt wurde auch der fehlende Gehweg in der Hämmelsgasse, durch die viele Schüler laufen würden. Der Weg entlang der Tauber würde hingegen kaum von ihnen genutzt. Schlechte Einsehbarkeit attestierte man der Querungsstelle an der Ecke Hans-Bardon-Straße zum Lehmgrubenweg. Als gefährlich für Fußgänger sah man zudem das Überqueren der Straße im Bereich zur Tauberbrücke beim Kulturhaus an.

Mehrere Beiträge betrafen den Bereich Bahnhof und ZOB, von und zu dem viele Schüler kommen. Am Bahnhof gibt es einen Zebrastreifen. Dieser ist laut mehreren Teilnehmern aber an der falschen Stelle. Auf Höhe des ZOB würde die Straße kreuz und quer überquert. Die Bahnhofsstraße, die hier überquert wird, ist laut einem Teilnehmer einer der am meisten befahrenen Straßen im Gemarkungsgebiet. „Es ist ein reines Wunder, dass hier noch nichts passiert ist“, wurde festgestellt.

Zudem wurde kritisiert, dass der 30er Bereich kurz vorm Fußgängerüberweg am Bahnhof endet und dort wieder 50 km/h erlaubt sind.

Frank Hofmann von der Verkehrsbehörde der Stadt Wertheim sagte, der Bereich am ZOB sei schon mehrfach bei der Verkehrsschau Thema gewesen. Aus rechtlichen Gründen sei dort kein Fußgängerüberweg möglich.

Klare Vorgaben

Weiter wurde im Workshop darüber informiert, dass es für 30 km/h-Bereiche klare Vorgaben gibt. Aktuell ist daher eine Verlängerung der Beschränkung über den Zebrastreifen hinweg rechtlich nicht möglich. Hofmann verwies auf die Entschärfung der Gefahrensituation durch die geplante Ampel in diesem Bereich.

Ein weiterer Vorschlag war es, den Fußgängerüberweg in der Luisenstraße weiter nach oben zu verlegen, auf Höhe der Bismarckstraße, da dort viele queren würden.

Vorgeschlagen wurde die Schaffung von Parkplätzen für Elterntaxis, etwas von der Schule entfernt. Verwiesen wurde auf den hohen Parkdruck an der Ecke Wilhelm-Langguth-Straße/Schützenstraße, auch wegen zwei Zahnarztpraxen. Hinzu käme viel Fußgängerverkehr durch Schüler.

Als mögliche Lösung sah man die Beschränkung auf Anwohnerparkplätze.

Im Bereich der Schützenstraße gebe es zu wenig Platz für Fußgänger. Hier sollte über einen verkehrsberuhigten Bereich nachgedacht werden, hieß es ebenso.

Wenig genutzt würden leider die Parkhäuser links der Tauber. Hier könnte helfen, diese kostenlos zu machen, zumindest für Kurzzeitparken.

Angesprochen wurde auch die gefährliche Kreuzungssituation zur Conrad-Wellin-Straße. Deren Gestaltung führe dazu, dass von der Fahrspur abgewichen werde. Hinzu kämen Busse mit naher Haltestelle sowie der Fußverkehr.

Als Idee wurde zudem eingebracht, Gruppen anzubieten die gemeinsam zu Fuß gehen und so aufzeigen, dass die Fußwege kürzer sind als man glaubt.

Begehung mit Schülern

Im nächsten Schritt findet eine nicht-öffentliche Begehung mit einer sechsten Klasse des DBG statt. Diese soll rund 1,5 Stunden dauern und dient dazu, die Sicht der Schüler zum Thema und den zentralen Punkten aufzunehmen.

Am Donnerstag, 24. Oktober, 17 bis 19 Uhr wird es eine öffentliche Begehung in größerem Umfang geben, zu der alle Bürger willkommen sind. Treffpunkt ist am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium.

Zum Begehungsbereich sollen neben Straßen rund um den Schulbereich auch der ZOB, der Fußweg entlang der Tauber und die Ferdinand-Hotz-Straße sowie die Bismarckstraße gehören.

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