Naturschutz

Forscher beobachten Wildbienenbestand

Das Projekt „Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften“ will helfen, neue Daten zum Wildbienenbestand zu gewinnen. Daten für das Forschungsprojekt werden auch in Sonderriet erhoben.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Beim Wildbienenmonitoring sollen mit speziellen Nistkästen deutschlandweit Daten zu den Tieren und der Biodiversität gewonnen werden. © Lara Lindermann/Thünen-Institut

Sonderriet. Wildbienen sind Teil der großen biologischen Vielfalt und haben in ihr wichtige Aufgaben. Bisher fehlen bundesweit einheitliche Daten zum Wildbienenbestand. Das Projekt „Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften“ will helfen, diese zu gewinnen. Daten für das Forschungsprojekt werden auch in Sonderriet erhoben.

Herausgefunden werden soll, wie es um die Wildbienen-Vielfalt in landwirtschaftlich geprägten Regionen steht und wie sich diese verändert. Federführende Projektträger sind das Thünen-Institut, das Julius-Kühn-Institut und die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

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Von
Heike Barowski
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Sonderriet als Erhebungsstandort brachte Bastian Häfner ein. Der 28-jährige Biologe stammt aus Sonderriet. Er ist Doktorand und angestellter am Thünen-Institut für biologische Vielfalt in Braunschweig. „Ich bin selbst nicht forschend am Projekt beteiligt“, betonte er im FN-Gespräch. Er habe aber die Standorte in Sonderriet an Kollegen seines Instituts vermittelt.

Biologie-Student aus Sonderriet

Häfner absolvierte sein Abitur am Wertheimer Wirtschaftsgymnasium und studierte Biologie an der Universität Würzburg. Er schloss es mit dem Master ab. Insekten seien schon immer ein Schwerpunkt von ihm gewesen, zum Beispiel Bienen im Masterstudiengang. Darum liege ihm die Unterstützung des Forschungsprojekts am Herzen. Auch in seiner Doktorarbeit beschäftigt er sich mit den Thema Insekten und Agrarbiodiversität.

„Ziel des Wildbienen-Monitorings der biologischen Vielfalt ist die Bestandserfassung sowie Erfassung von Zustand und Entwicklung speziell in Agrarlandschaften.“ Die deutschlandweit einheitlichen Daten seine auch wichtige Grundlage für Entscheidungen zum Insektenschutz. Zudem seien sie bedeutend, um differenzierte Aussagen zur Auswirkung der Landwirtschaft zu treffen.

„Solchen einheitlichen Daten gibt es bereits in anderen Ländern wie Großbritannien.“ Das Erhebungsprojekt in Deutschland sei aktuell in der Pilotphase. Die grobe Festlegung möglicher Projektstandorte sei durch ein bestehendes wissenschaftliches Raster der Deutschlandkarte erfolgt. Seine Kollegen im Institut hätten das Projekt vorgestellt. „Wir stellten fest, dass es in Nordbaden-Württemberg noch wenige Messpunkte gab.“ So schlug Häfner Sonderriet als passenden Standort laut Planungsvorgaben vor.

Freiwillige gesucht

„Die Umsetzung des Forschungsprojekts ist nur durch Freiwillige möglich“, stellte er die Bedeutung des Ehrenamts dafür heraus. Die Freiwilligen bekommen im Rahmen des Projekts Nisthilfen und stellen diese an festgelegten Standorten auf. Dies erfolgt in Absprache mit den Naturschutzbeauftragten der Stadt Wertheim du den Landwirten als Flächenbesitzern. Die Nistkästen werden Anfang März aufgestellt.

„Ab Mai kommt dann an jedem Standort ein zweiter Nistkasten dazu.“ Hintergrund der Aufteilung sei, dass dann die frühen Wildbienen schon alle Plätze belegen könnten und man auch die späten Arten erfassen wolle. Monatlich sollen die Freiwilligen dann die Nisthilfen aufsuchen und den Bestand fotografieren. „Das funktioniert, ohne die Tiere zu stören, da man die 25 Lagen je Kasten einzeln betrachten kann“, so Häfner.

In den häufig gestellten Fragen auf der Projektinternetseite wird erklärt, dass die Nisthilfe-Brettchen immer in den letzten zehn Tagen eines Monats fotografiert werden sollen. „Dazu schrauben Sie die Nisthilfe auf, entnehmen die einzelnen 25 Brettchen und fotografieren sie aus der Vogelperspektive.“ Der Zeitaufwand für das Aufschrauben, Fotografieren und wieder Zusammenbauen liege je Nisthilfe erfahrungsgemäß bei zehn bis 15 Minuten, heißt es dort weiter. Die Fotos werden anschließend an die Beteiligten des Forschungsprojekt übertragen und von diesen ausgewertet. Die Fotorechte bleiben bei den Freiwilligen, die die Fotos auch selbst weiter verwenden dürfen.

Laut Häfner erfasse man mit dem Monitoring alle Arten, die oberirdisch nisten: Dies seien vor allem Bienen aber auch bestimmte Wespenarten. In Deutschland gebe es etwa 560 Bienenarten. In den Nisthilfe finde man nur 25 Prozent der Arten, da der Rest im Boden niste. „Geht es den beobachteten gut, geht es auch den anderen Arten gut“, betonte Häfner jedoch.

Aktuell befindet man sich im ersten Projektjahr. In diesem erfolgt das Aufstellen der Nistkästen und das Fotografieren. Im zweiten Jahr würden die Forscher Abstriche von Spuren der Insekten in den Nistkästen nehmen und diese nach DNA analysieren.

„Damit können wir auf die Wildbienenarten schließen.“ Zudem könne man weiter Nisthilfenbewohner wie Parasiten erkennen. „Gegebenenfalls kann man über die Analyse auch Informationen über die Pflanzenpollen gewinnen, die die Insekten gesammelt hatten.“ Die Probenentnahme ist für den Herbst 2024 geplant. „Wenn alle Insekten nicht mehr im Kasten sind.“

Teil des Puzzles

In Sonderriet werden sich sechs der rund 300 deutschlandweiten Beobachtungspunkte befinden. „Sie sind ein Teil des Puzzles.“ Ihn persönlich interessiere, welche Bienenarten in seiner Heimat unterwegs seien. „Auch die Helfer bekommen die Ergebnisse des eigenen Orts.“ Sie könnten beim Projekt auch etwas lernen. Beispielsweise gibt es Onlinefortbildungen für Ehrenamtliche des Projekts. Zu betreuen gibt es in Sonderriet zwölf Nistkästen an sechs Standorten. Aktuell habe man zwei feste Helferzusagen und drei Interessierte. „Auch meine Mutter hilft mit“, freute sich Häfner. Weitere Helfer seien willkommen.

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