Wirtschaft - König und Meyer stellt Zubehör für die Musikbranche her, die während der Pandemie in Mitleidenschaft gezogen wurde / Die Produktion von Desinfektionsständern füllte das Umsatzloch

Firma König und Meyer: „Wir waren wie in einer Schockstarre”

Für das Unternehmen König und Meyer startete die Pandemie mit einem satten Umsatzverlust. Ein veränderter Absatzmarkt und die sehr schnelle Markteinführung von Desinfektionsständern und -haltern half jedoch dabei, gegenzusteuern.

Von 
Heike Barowski
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Das Wertheimer Unternehmen König und Meyer verzeichnete als Produzent von Zubehör für die Musikbranche während der konzertfreien Zeit einen deutlichen Umsatzeinbruch. Doch Geschäftsführerin Gabriela König blickt optimistisch in die Zukunft. Die Produktion von Desinfektionsständern fing einen Teil des Rückgangs auf. © Heike Barowski

Bestenheid. Die machen doch in Musikequipment“, sagt jemand spontan, als der Name „König und Meyer“ fällt. Das Unternehmen in Bestenheid ist einer der größten Produzenten von Zubehör für die Musikwelt, wie Mikrofon- oder Notenständer. Doch in den vergangenen zwei Jahren hatte die Firma zu kämpfen – keine Konzerte, kaum Studioarbeit der Künstler – die Pandemie forderte ihren Tribut.

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„Im Frühjahr 2020, als Konzerte und Events aller Art abgesagt wurden, waren wir wie in einer Schockstarre. Tatsächlich ist dann auch der Auftragseingang zu Beginn der Pandemie in den Keller gerauscht“, gibt Geschäftsführerin Gabriela König unumwunden zu. Die Unternehmerin übernahm im Jahr 2005 die kaufmännische Leitung. Sie beziffert den Einbruch in den ersten Pandemiemonaten auf 20 Prozent. Nachdem sich die Lage relativ bald stabilisiert hatte, änderte sich jedoch der Absatzmarkt. „Es war tatsächlich unser großer Vorteil, dass wir mit unseren Produkten relativ breit aufgestellt sind und eben nicht nur Bühne und Musikstudios beliefern, sondern auch den klassischen Bereich abdecken.“ Mit klassischem Bereich ist das Musizieren in den eigenen vier Wänden gemeint. „Die Menschen haben in der Krise wieder angefangen, Musik zu Hause zu machen, sich daheim ein Studio einzurichten“, erklärt sie die gestiegne Nachfrage beispielsweise nach Gitarrenständern, Fußbänkchen oder Tablethalterungen. Auch der sprunghafte Anstieg der Produktion von Podcasts (serielle Medienbeiträge im Hörbereich) sorgte für einen Umsatzschub. Allerdings reichte beides nicht aus, um das Loch zu füllen. Ein paar Wochen Kurzarbeit waren die Folge. Gleich zu Beginn der Corona-Krise zeigte sich jedoch der große Vorteil des Unternehmens: Entwicklung, Konstruktion und Produktion sind nämlich am Standort Bestenheid unter einem Dach zuhause.

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Bestandteil des umfangreichen Hygienekonzepts in der Pandemie war und ist die Benutzung von Desinfektionsmitteln. „Wir sind Experte für Stativbau. Also zimmerten wir für uns selbst Ständer für Desinfektionsmittel zusammen. Recht schnell kam dann die Überlegung, dass doch auch andere diese Ständer brauchen“, schildert Gabriela König den in der Praxis sehr kurzen und schnellen Entwicklungsschritt.

Bereits im März 2020 war das Unternehmen in der Lage, diese Ständer anzubieten. „Das hat wirklich geholfen, den Umsatzrückgang in der Veranstaltungsbranche zu kompensieren.“ Sehr schnell wurde aus dem einen Ständer eine ganze Produktpalette mit verschiedenen Modellen in verschiedenen Größen, bis hin zum Tischstativ oder einer Hinweistafel. Verkauft wurden die Ständer an Musikläden, Veranstalter, Firmen, Gastronomie, Hotels, Schulen, Praxen, Online-Anbieter für medizinische Artikel vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

„Wir hatten den Vorteil, dass wir so schnell waren. Doch mit der Zeit kamen Kopien aus Fernost oder die Menschen haben sich selbst etwas gebastelt.“ Der Absatz dieser Ständer laufe derzeit auf niedrigem Niveau weiter.

Demnächst will König und Mayer die inzwischen 30 Produkte umfassende Palette im Bereich Hygiene wieder verkleinern. Die Topseller allerdings sollen fester Bestandteil des Sortiments bleiben.

Im Rückblick auf zwei Jahre Pandemie sagt Gabriela König: „Es war ein stetiges auf und ab, bei dem uns die Regierung ein wenig im Stich gelassen hat“. Die Geschäftsführerin meint damit blinden Aktionismus, also Maßnahmen, die über Nacht beschlossen und am nächsten Tag auch bei König und Meyer umgesetzt werden mussten. „Das alles war immer sehr sportlich“, schmunzelt König fast ein wenig.

Im Jahr 2021 kam dann die nächste Herausforderung für das Unternehmen: Lieferengpässe von Rohstoffen wie Stahl, Aluminium oder Zink und die daraus resultierenden Preissteigerungen, die an den Markt weitergegeben werden mussten. „Inzwischen planen wir mit diesen Engpässen“, so König. Durch ein kluges Lagermanagement konnte König und Meyer immer liefern. Mit Lieferkettenproblemen musste sich die Firma durch die Konzentration am Standort nicht auseinandersetzen. „Durch ’made in germany’ hier vor Ort konnten wir immer liefern.“ Die Überlegungen anderer Unternehmen, die Produktion wieder nach Deutschland zu holen, kann Gabriela König aus ihrer Erfahrung der vergangenen zwei Jahre heraus nur befürworten.

Branche relativ stabil

Dass die aktuell angespannte weltpolitische Lage die Inflation noch befeuern wird, ist sich die Unternehmerin sicher. Steigende Energiepreise und neue Lohnverhandlungen werden dies widerspiegeln. „Wir bewegen uns allerdings in einer Brache, die einigermaßen stabil läuft“. König bezeichnet die Auftragslage im Moment als durchaus akzeptabel. „Wir haben Aufträge, wir können unsere Mitarbeiter gut beschäftigen, aber mit den genannten Rahmenbedingungen müssen wir uns im Moment stark auseinandersetzen“, sagt sie. Eine Planbarkeit für dieses Jahr ist jedoch auch bei König und Meyer nicht gegeben. Starten Bühnenshows und Konzerte? Zieht der Umsatz wieder an? „Mit unseren Produkten sind wir bisher ganz gut durch die Krise gekommen und gehen davon aus, dass die Situation nun relativ stabil bleibt“, hofft die Unternehmensführerin.

Für sie hat die Pandemie zumindest in einem Punkt einen echten Erkenntnis-Gewinn gebracht: „In Sachen Home-Office wurde ich wirklich eines Besseren belehrt, dass so etwas sehr gut funktioniert“, sagt sie und freut sich, den Mitarbeitern zukünftig ein flexibleres Arbeitsmodell anbieten zu können.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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