Wertheim. „Make Mondfeld great again“, war auf einem großen Schild zu lesen, das zum Faschingsumzug an einen Traktor befestigt war. Besagter Umzug fand 2018 statt und war einer der letzten, der viele Jecken und Narren in den Ort lockte.
Kommenden Donnerstag, am 11.11., startet die neue Faschingssaison. Doch so richtig scheint den Aktiven in den Vereinen noch nicht zum Feiern zumute zu sein. Als wichtiger Grund wird die Unberechenbarkeit der Pandemie und der damit einhergehenden möglichen Einschränkungen genannt. „Wer weiß, was bis dahin ist“, war im Interview mit den Fränkischen Nachrichten einer der meist gesagten Sätze der Verantwortlichen.
Aufgrund der derzeit geltenden Warnstufe in ganz Baden-Württemberg müssen auch die Vorbereitungen für die Auftritte in den Hallen derzeit unter 3G+ ablaufen. Das stellt beispielsweise viele Garden vor echte Herausforderungen. Oft sind in den Garden und Showtanzriegen viele sehr junge Menschen aktiv, unter denen die Impfquote noch relativ gering ist.
„Die Kosten für einen PCR-Test zu jedem Training und Auftritt kann sich weder der einzelne Aktive noch der Verein leisten“, sagte Patrick Grän, Sitzungspräsident der Faschingsgesellschaft Mondfeld.
Nicht nur die Impfquote in den Garden bereitet vielen Verantwortlichen Sorgen. So müssten bei einer 2G-Veranstaltung (zu der also nur Geimpfte und Genesene zugelassen sind) einige Vereine auf wertvolle Helfer, Order oder Küchenkräfte verzichten, dafür aber Sicherheitspersonal einsetzen. „Rechnet sich das dann?“, diese Frage tauchte im Zusammenhang mit möglicher Personenzahlbegrenzung der Veranstaltung auch mehrfach auf.
Und noch etwas wurde in allen Interviews deutlich: Nach der „Null-Runde“ in der vergangenen Kampagne will man dieses Mal auf jeden Fall feiern. Doch wie, darüber entscheidet auch die dann herrschende Vorschrift 2G oder 3G+ (auch Ungeimpfte mit PCR-Test). Die Planungen laufen jedenfalls bei allen Wertheimer Vereinen auf Hochtouren.
In Urphar
Man wolle ungern auf die Sitzung am Rosenmontag, den Kinderfasching am Faschingsdienstag und den Showabend der Männerballetts verzichten, erklärt Sitzungspräsident Marc Wiegand. Die Entscheidung zwischen 2G oder 3G+ - Veranstaltung habe für ihn einen leichten politischen Touch. Auch wollen die Verantwortlichen der Faschingsabteilung des SSV Mainperle ungern bestimmte Gruppen ausschließen. Dennoch wird man sich voraussichtlich für eine 2G-Veranstaltung ohne Mundschutz und Abstand entscheiden. Und weil laut Wiegands Aussage die meisten Aktiven in Ur-phar geimpft sind, laufen auch die Proben reibungslos ab. Beim Programm dagegen wolle man auf Gruppen von außerhalb verzichten – auch um eine gewisse Sicherheit zu bieten.
In Bettingen
Mit der Vorstellung des Prinzenpaares startet am 13. November in Bettingen die aktuelle Kampagne. Ob es überhaupt ein Prinzenpaar gibt, das ließ der Vorsitzende der Närrischen Sandhasen, Heiko Weidmann, noch offen. „Unser Plan ist, dass wir definitiv etwas machen“, so Weidmann. Die Planungen und Proben für die beiden Sitzungen laufen bereits. „Wichtig ist aber für uns, dass alle Aktiven, die auf die Bühne wollen, auch die Möglichkeit haben sollen.“ Notfalls wolle man samt Bühne nach ins Freie ausweichen. Bliebe die Warnstufe bestehen, müssten auch hier Schnell-Tests vorgezeigt werden. „Das kriegen wir schon irgendwie hin“, macht Weidmann Mut.
In Reicholzheim
Zwei Tage vorher, nämlich direkt am 11.11. startet bereits in Reicholzheim das närrische Treiben. Gegen 19 Uhr wird das neue Prinzenpaar vorgestellt. „Wir werden das im Freien machen, damit wir niemanden ausschließen“, sagt Sitzungspräsident Carsten Schmidt. Für die beiden Sitzungen und die beliebte Stehung ist man bei den Planungen erst einmal von 3G+ ausgegangen. Eine reine 2G-Veranstaltung hält man beim Reicholzheimer Narrenclub für fatal. „Wir wollen ermöglichen, dass keiner ausgeschlossen wird“, sagt Schmidt und hofft auf „vernünftige Vorgaben“. Doch noch ist das letzte Wort auch in Reicholzheim noch nicht gesprochen.
Immer informiert sein
In Wertheim
Am Samstag, 13. November, übernimmt der WCW um 17.11 Uhr mit dem Rathaussturm die Macht in der Stadt. Im Innenhof des Rathauses wird dann bei Livemusik der Faschingsauftakt gefeiert. Mit Mund-Nasen-Maske und Abstand kann jeder teilnehmen, der möchte. Der Termin wurde bewusst vom 11. November verschoben, weil man beim WCW in diesem Jahr auf den Eröffnungsball (am Samstag nach dem 11.11.) verzichtet. Als Grund gibt Oberwolf Michael Oetzel die vorab fehlende Planungssicherheit an. Die Kindersitzung ist bereits abgesagt. 120 Kinder, die in einer Halle trainieren – das Risiko sei einfach zu hoch gewesen. Oetzel verweist auf die Corona-Ausbrüche im Kindergarten. Als Ersatz soll es im Sommer ein Fest für die jungen Wölfe geben. „Eine Sitzung unter 2G in der Halle wird es mit uns nicht geben“, macht Oetzel klar. Zu sehr würde die Qualität der Beiträge darunter leiden. Gerade werden deshalb Alternativen – auch an der frischen Luft– im Verein diskutiert.
In Mondfeld
In Mondfeld hat man mit der Planung der Kampagne bis zur neuen Corona-Verordnung im September gewartet. „Die verschiedenen Modelle für die Veranstaltung wurden in der Vollversammlung des Vereins vorgestellt und sehr kontrovers diskutiert“, erinnert sich Sitzungspräsident Patrick Grän. „Solche Auseinandersetzungen sorgen für Unruhe im Verein“, sagt er. Als Folge daraus sei man „erst einmal ganz normal in die Planungen eingestiegen“. Doch weil mit 2G und 3G+ viele Herausforderungen auf die Faschingsgesellschaft zukommen würden, laufen auch hier handfeste Überlegungen in Richtung Ausweichvariante. Auch in Mondfeld kann man sich eine Art Open-Stage-Veranstaltung im Freien vorstellen. Dabei gibt es kein festes Programm, jeder der auftreten will, kann dies tun. „Lieber machen wir eine Außenveranstaltung, als auf Biegen und Brechen etwas in der Halle zu organisieren““, sagt Grän, der genau wie einige andere Vorsitzende niemanden vom närrischen Treiben ausschließen will. Noch ist in Sachen Sitzung oder bunter Abend auch in Mondfeld nichts festgezurrt. Die Entscheidung fällt abhängig von den dann geltenden Regeln.
Keine Frage dagegen war es den Umzug durch den Ort stattfinden zu lassen. „Wir besinnen uns einfach auf unsere Stärke“, so Grän. Die Planungen laufen wie in coronafreien Jahren auf Hochtouren – mit der Hoffnung auf wenige Einschränkungen an dem Termin. „Durch die wechselnden Vorschriften, die einzuhalten sind, ist uns als Faschingsverein die Grundlage für eine vernünftige Planung genommen worden“, moniert der Mondfelder.
In Sachsenhausen
Eigentlich hätte man im vergangenen Jahr am 11. November das zehnjährige Bestehen der „Sachsenhäuser Höhböck“ feiern wollen. Nun wackelt auch das Elfjährige gehörig. „Am kommenden Donnerstag, 11. November, sollte es einen Umtrunk im Freien geben. „Doch auch davon nehmen wir jetzt Abstand“, sagt Andre Seitz. Er bezeichnet sich selbst mit einem Augenzwinkern als „ungewählten Präsidenten“, weil es in Sachsenhausen keinen eigenständigen Verein gibt, sondern der Carnevalsclub dem TV angegliedert ist. Gemeinsam mit Sitzungspräsident Klaus Fischer lenkt Seitz die Geschicke der „Höhböck“. Nicht nur die beiden werden an diesem Sonntag final beschließen, wie die Kampagne 2021/22 in Sachsenhausen geführt wird. „Wir legen den Fokus auf den Umzug in Mondfeld, an dem wir auf jeden Fall teilnehmen wollen“, so Seitz. Auch ein eigener bunter Abend ist angedacht. „Entweder wir machen ihn tatsächlich als 2G-Veranstaltung oder verschieben ihn auf den Sommer“, erklärt Seitz die beiden Optionen, die noch im Raum stehen. Zwar könne man mit einer 3G+ -Regelung für den Abend auch leben, sieht aber Probleme. So sind einige Aktive nicht geimpft. Ob Gäste bereit sein werden, für eine Eintrittskarte noch einmal 100 Euro allein für den PCR-Test draufzuzahlen, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle wolle man in Sachsenhausen jedoch eine Mund- und Nasenschutz-freie Veranstaltung. Die endgültige Entscheidung soll erst Mitte Januar getroffen werden.
In Nassig
In Nassig versteht man nicht nur etwas von Westernfesten, sondern auch vom närrischen Treiben. Beim NCC lässt man sich von der möglichen 2G-Regelung nicht abschrecken, wie Ortsvorsteher Volker Mohr sagt. So wird es einen bunten Abend für alle Geimpften und Genesenen mit Faschingstanz in der Wildbachhalle geben. Und weil Kinder grundsätzlich als getestet gelten, will man beim NCC auch an dieser Veranstaltung für die Kleinen am Faschingsdienstag festhalten, so Mohr.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Wertheimer Fasching: „Echte Fründe ston zesamme”