Bronnbach. Zum siebten Mal nahm das Kloster Bronnbach an der Aktion „Erlebnistag im Kloster“ der Organisation „Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württembergs“ am 8. Oktober teil. In Führungen für alle Altersstufen konnten die Besucher das altehrwürdige Gebäude und seine Geschichte erfahren und über vieles staunen, was das Kloster Bronnbach so besonders macht.
Die erste öffentliche Führung fand um 12 Uhr statt. Die große Erlebnisführung für Familien bot um 13.30 Uhr Kurt Lindner an, der seit fünfzehn Jahren als Gästeführer in Bronnbach seine Begeisterung an Besucher und andere Gästeführer gleichermaßen gerne weitergibt. Für ihn begann alles, als er, aus Collenberg stammend und eigentlich Berufssoldat, bei einem Seminar in Bronnbach die Schönheit des Klosters entdeckte und sich bewarb, Gäste zu führen.
Denn schon seit vierzig Jahren interessiert er sich hobbymäßig für Burganlagen. Seitdem ist er immer tiefer in die Geschichte Bronnbachs eingetaucht und hat verschiedene Schwerpunktführungen, beispielsweise zu den Dächern oder den Grabmalen entwickelt. Gerne begleitet er Jugendgruppen, die etwa anlässlich ihrer bevorstehenden Konfirmation oft im Kloster vorbeischauen.
Am Erlebnistag wollte Lindner Familien in einer Überblicksführung die Schätze zeigen. Und auch wenn von den zehn Teilnehmern bis auf einen Jungen alle Erwachsene waren, die Lebendigkeit der Führung begeisterte auch diese. Los ging es vor dem Eingang, wo Lindner zunächst auf die gerade erst für 2,4 Millionen Euro restaurierten Gartenanlage hinwies.
Gärten hätten früher wie selbstverständlich zu Klöstern dazugehört. Und gerade die Zisterzienser waren darauf angewiesen, sich selbst zu versorgen, denn anders als andere Orden lehnten sie den Zehnten ab, da sie komplett von den Weltmenschen unabhängig sein wollten. Deshalb würden Zisterzienser-Klöster immer in der Tiefe und am Wasser liegen.
Lindner berichtete, dass das Mutterkloster Bronnbachs das bekannte Unesco-Welterbe, das Kloster Maulbronn sei. Und zeigte stolz die 300 Jahre alten originalen Steinfiguren, die beispielsweise die Kontinente Amerika und Afrika darstellen. Diese seien ein Alleinstellungsmerkmal Bronnbachs. Lindner erzählte von der Entstehung der Zisterzienser 1098 als ein Orden, der sich von den Benediktinern abspaltete um komplett in Armut zu leben. Erst sei dies für die meist aus dem Adel stammenden Mönche schwierig gewesen und so mancher hatte dem Orden keine lange Lebensdauer gegeben. Doch der charismatische Bernhard von Clairvaux riss seine Brüder mit und gründete in wenigen Jahren 300 Klöster. So kam der Orden von Frankreich her schließlich über Maulbronn in Bronnbach an.
Nun ging es für die Gruppe in den Kreuzgang, den man sich damals als Arbeitsraum der Mönche vorstellen musste. Dort war man geschützt. Teilweise seien die Fenster schon im Mittelalter verglast gewesen. Viel Zeit zum Arbeiten hatten die Mönche indes nicht, denn acht Mal am Tag mussten sie zum Gebet in die unbeheizte Kirche. Deshalb hatte das Kloster auch Laienbrüder, die die Arbeit machten und nur sonntags zum Gottesdienst erschienen.
Beeindruckende Größe
Auch wenn die Kirche kalt gewesen sein mag und zunächst schlicht, weil die Zisterzienser jeden Schmuck und Tand ablehnten – die reine Größe und das Deckengewölbe, das man so aus dieser Zeit im 13. Jahrhundert in kaum einer Kirche findet, waren sicher schon zur Entstehungszeit beeindruckend. Immerhin ist die 75 Meter lange Kirche „am Ende der Welt“, wie Lindner sich ausdrückt, nach 65 Jahren Bauzeit 90 Jahre früher geweiht worden als der Kölner Dom. Und nie, wie etwa der Dom von Bamberg zwei Mal, durch ein Feuer komplett abgebrannt. Später kamen als Reaktion auf Luther noch die Ausschmückungen dazu, die heute der Kirche ihr Aussehen verleihen. Unter der gesamten Kirche und dem Kreuzgang befinden sich Grablegen. Manch einen der Führungsteilnehmer gruselte es bei dem Gedanken, dass man die ganze Zeit über Knochen läuft.
Weitere Fakten streute Lindner gekonnt in die eineinhalbstündige Führung ein. Etwa, dass der Dachreiter, ein kleiner Turm, typisch für Zisterzienserklöster ist und durch ein Schallloch der Glockenklang dann im Kirchenraum landete. Oder dass Vitalis deshalb als große Altarfigur dargestellt ist, weil er der Tagesheilige am Tag der Kirchenweihe war. Oder dass die Mönche nur vier Mal im Jahr vor den hohen Feiertagen baden durften.
Kinder auf Schatzsuche
Für jeden war etwas dabei und als man gemeinsam bei einem Glas Wein und Quizfragen zum Gehörten die Führung ausklingen ließ, waren alle Teilnehmer zufrieden und sicher etwas klüger. Derweil machten sich etwa zehn Kinder im Vor- und Grundschulalter auf zur Kinderführung in Form einer Schatzsuche und konnten im Kreuzgang allerhand bereits präparierte Schätze wie ein Mönchshemd und einen Bischofsstab finden. Insgesamt ein rundum gelungener Tag, dem in den kommenden Jahren noch mehr Besucher zu wünschen wären. pm
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