In der Main-Tauber-Stadt sind wieder die Wölfe an der Macht. Sie wollen Wertheim in ein buntes Hollywood verwandeln.
Wertheim. Die Narren der Wolfsschlucht Concordia Wertheim (WCW) zogen am Samstag im Fackelzug vom Mainvorland durch die Stadt zum Rathaus. Halt gemacht wurde auf dem Marktplatz. Musikalisch angeführt wurden sie vom Fanfarenzug Dertingen. Oben auf dem Rathausbalkon wartete auf den ersten Blick der Oberbürgermeister. Ein zweiter offenbarte, dass sich hinter einer OB-Maske Fachbereichsleiter Helmut Wießner verbarg, der das Stadtoberhaupt vertrat.
Nachdem im vollen Rathaushof die Wolfshymne angestimmt wurde, forderten die Narren die Macht. Sitzungspräsident Günter Arnold berichtete, für das diesjährige Motto der Kampagne reise man über den großen Teich nach Hollywood. Dort, wie auch in Wertheim, gebe es viele Sternchen.
Zur Machtübernahme erklärte er, die Narren hielten den Politikern den Spiegel vor. Es gebe viel Negatives auf der Welt: Gier nach Macht, Geld und Territorium mache Menschen böse und dumm. Es gebe so viele dieser Narren auf der Welt. Wie man diese verprelle, wüsste nur ein echter Narr.
In Wertheim lasse man es finanziell krachen, verwies er auf den Rekordhaushalt. Es gebe große Themen, wie Feuerwehr, Krankenhaus, Wohnraum und bezahlbare Energie. So mancher werde sich nach ruhigen Zeiten sehnen. „Lange Weile bleibt aus in diesem hohen Haus.“ Daher sollten die Herrscher dort eine Auszeit nehmen und den Schlüssel bis Aschermittwoch herausgeben.
Der maskierte Wießner rief von oben, es sei jedes Jahr der gleiche Mist, er habe zu viel zu tun, um sich für die Narren zum Affen zu machen. „Schweiß läuft mir übers Gesicht, weil die Arbeit über mir zusammenbricht.“ Dann gab er sich zu erkennen. Der OB habe sich nach Berlin abgeseilt, betonte er und ließ symbolisch ein Seil hinab. Er sei dort hingeeilt, um nach dem Rechten zu sehen. Der Kompromiss mit den Strompreisen sei nur durch das Wirken von Markus Herrera Torrez möglich gewesen, behauptete er. „Ich mache seine Arbeit hier.“ Er gehe nun wieder arbeiten, so Wießner. Die Wölfe sollten zurück in ihren Bau. Als Wegzehrung warf er ihnen Bonbons zu, auf die sich die Nachwuchsnarren stürzten. Das besänftigte die Wölfe aber nicht, so stürmten sie das Rathaus. Im Büro angekommen, betonte Wießner: „Nehmt, was ihr wollt, solange ihr mich schaffen lasst!“ Seine Arbeit bestand dabei aus einem Malbuch. Die Wölfe fanden nur einen leeren Schlüsselkelch vor. „So leer wie die Kassen der Stadt“, stellten sie fest. So füllten sie das Gefäß, packten Wießner und brachten ihn mit vereinten Kräften in den Hof, wo er die Macht übergeben musste.
Arnold verkündete unten, der OB sei nicht da, deshalb habe man etwas Kleines mitgebracht, den Leiter der Finanzen der Stadt. „Ein kleiner Mann der großen Finanzen als Stellvertreter des OB.“
Endlich habe er, was die Körpergröße betrifft, jemand auf Augenhöhe, ergänzte der Sitzungspräsident. Wießner erklärte, er gebe auf, denn die Narren seien zu viele und für ihn zu groß. Damit verstoße er jedoch gegen den Auftrag des OB, die Tür solle zu bleibe. Er habe nun aber entschlossen, er lasse die Wölfe die Arbeit mache und genieße die schönen Dinge des Lebens. Oberwolf Michael Oetzel lobte Wießner. Der Stellvertreter habe es toll gemacht. Er trage mit stolz die Narrenkappe und verhunze nicht den All-Heul-Ruf, wie einst der Oberbürgermeister.
Zeit, Abschied zu nehmen
Abschied nehmen musste die Narrenschar von ihren bisherigen Regenten. Sie waren alle wegen der Pandemie zwei Jahre im Amt. Aus den Kinderwölfen seien junge Wölfe geworden, ging er auf das ausscheidende Kinderprinzenpaar ein. Er verabschiedete Lia Zippe und Ben Oetzel. Ihr erstes Jahr sei dem großen C zum Opfer gefallen. Das zweite Jahr sei jedoch super gelaufen mit einer Kindersitzung mit schier nicht endender Gästeflut. Im Programm seien die beiden omnipräsent gewesen. Verabschiedet wurden auch ihre erwachsenen Kollegen Sven Frenzel und Yvonne Frenzel-Tafili. Sie hätten als Prinzenpaar aber auch tänzerisch viel geleistet, lobte Oetzel. Vorgestellt wurde das neue Kinderprinzenpaar von Konrad Helmich, Präsident der Kindersitzung. Er sagte, der 11.11. sei gekommen, jetzt werde der Hollywood Hill erklungen.
Ein Foto mit verdeckten Köpfen sorgte für Spannung, wer die neuen Nachwuchsregenten werden. Nach einigen vergeblichen Rateversuchen der Nachwuchsnarren lüftete eine Schere das Geheimnis. In der begonnenen Saison regieren die tanzbegeisterte Prinzessin Emilia I. von den tanzenden Schuhen (Emilia Steudel) und Fußballer Prinz Sandro von den schnellen Sohlen (Sandro Schomber) den Narrennachwuchs. Da ihr Prinz durch eine Familienfeier am Abend verhindert war, begrüßte Emilia allein die Narrenschar.
Die erwachsenen Narren müssen sich noch etwas gedulden, bis sie ihre Regenten erfahren. Diese werden diese Saison erst beim großen Saisoneröffnungsball am kommenden Samstag bekannt gegeben. Dieser beginnt um 19.30 Uhr; es gibt im Vorverkauf noch einige Karten.
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