Sie wurden nicht selten aus der Not heraus geboren: die „Mitfahrbänke“. Oft sollte dieses niederschwellige Angebot den fehlenden öffentlichen Nahverkehr ersetzen. Seit kurzem gibt es eine „Mitfahrbank“ auch in Dertingen.
Dertingen. Wo ist denn nun die „Mitnahmebank?“ Wer von Dertingen in Richtung Urphar auf der L 2310 unterwegs ist, muss im ersten Moment schon sehr genau schauen, um die Bank zu entdecken. Direkt hinter der Steinbrücke über den Aalbach an der Kreuzung Aalbachstraße und Am Mendelberg steht sie am rechten Fahrbahnrand. Das daneben aufgestellte Schild belehrt auch, dass es sich um eine „Mitfahrbank“ handelt. Natürlich – auch wenn das Wort es suggeriert– will nicht die Bank mitfahren, sondern der darauf Sitzende.
Seit vier Wochen nun gibt es diese „Mitfahrbank“ in Dertingen. Das heißt, wer dort sitzt, will mitgenommen werden – also mindestens bis Urphar oder Wertheim. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann also etwas für die Gemeinschaft und seine Mitbürger tun und anhalten.
Die Idee dahinter ist simpel, aber genial: Es ist ein niederschwelliges Angebot, um von Punkt A nach Punkt B zu gelangen. „Mitnahmebänke“ ergänzen sozusagen den öffentlichen Personennahverkehr und fördern dabei auch noch das Zusammengehörigkeitsgefühl im Ort. In einigen Ortschaften in Deutschland wurden inzwischen sogar digitale „Mitfahrbänke“ ins Leben gerufen. Doch davon hält Dertingens Ortsvorsteher Egon Beuschlein wenig, weil dies nicht alle Personen nutzen könnten.
In Dertingen kam die Anregung für das Aufstellen der Bank aus den Reihen des Ortschaftsrats. „Irgendjemand hat das mal im Urlaub gesehen und die Idee vorgebracht“, erinnert sich Beuschlein. „In anderen Gegenden gibt es viele solcher Bänke. Da haben wir uns gedacht – fangen wir halt mal damit an“, so der Ortsvorsteher. Auch wenn Dertingen im Vergleich zu anderen Dörfern ringsherum noch relativ gut an den Nahverkehr angeschlossen ist, so sieht Beuschlein die „Mitnahmebank“ als sinnvolle Ergänzung.
Doch bisher waren die Reaktionen im Ort eher skeptisch, weiß Beuschlein. Er ist dennoch fest davon überzeugt, dass andere Orte es den Dertingern nachmachen werden und in Folge davon das Angebot noch besser funktionieren werde. Noch ist die Dertinger „Mitfahrbank“ die einzige im Wertheimer Raum, meint der Ortsvorsteher.
Keine große Investition
Zwischen Idee und Umsetzung sind inzwischen allerdings zwei Jahre vergangen. Mehrfach hatte man versucht, diese „Mitfahrbank“ als Baumaßnahme in den Wertheimer Haushalt einzubringen. „Es ist ja keine große Investition“, so der Kommunalpolitiker. Er beziffert die Gesamtkosten auf wenige Tausend Euro (inklusive Pflasterung und Schild), die komplett von der Stadt übernommen wurden.
Der aus Richtung Dorf nicht gleich sichtbare Standort wurde vom Ortsvorsteher gemeinsam mit Uwe Flegler vom Bauamt festgelegt. „Die Dertinger, die hier fahren, wissen von der Bank und gucken dann schon ganz anders als ein Fremder“, meint Beuschlein. Nur am Standort des Schildes stört er sich noch ein wenig. „Es wäre schön, wenn es weithin sichtbar wäre, vielleicht sogar schon vor der Brücke stehen würde. Aber das können wir ja noch ändern.“
Um das Angebot für die Dertinger perfekt zu machen, fehle jetzt nur noch der Fußgängersteg über den Aalbach, meinte der Ortsvorsteher abschließend mit einem Augenzwinkern. Denn das ist ein Wunsch, der auf einem ganz anderen Blatt steht.
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