Theatererlebnis

BLB in Wertheim: Gesellschaftskritik humorvoll verpackt

„Masken“ nach dem Film von Claude Chabrol wird am 25. April in der Aula Alte Steige aufgeführt

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Wertheim. In seinem Film „Masken“ vereint der „französische Hitchcock“ Claude Chabrol Thriller und Lustspiel zu einem medienkritischen Pamphlet gegen die leeren Glücksversprechen des Fernsehens. Carsten Ramm bringt das Drehbuch für die Badische Landesbühne (BLB) als packendes Theatererlebnis auf die Bühne. In Wertheim findet die Vorstellung am Dienstag, 25. April, um 19.30 Uhr in der Aula Alte Steige statt.

„Masken“ ist die letzte Inszenierung von Carsten Ramm als Intendant der BLB. Nachdem er diese 25 Jahre lang geleitet hat, wird er Ende dieser Spielzeit in den Ruhestand gehen.

Licht aus, Spot an, die Maske sitzt: Christian Legagneur ist der geborene Showmaster! Vor der Kamera trieft er vor Güte, Herzlichkeit und Nächstenliebe.

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In seiner populären Fernsehsendung „Glück für alle“ betreibt er ein vorgeblich menschenfreundliches Spiel mit den Sehnsüchten seiner betagten Studiogäste. Nun will der junge Journalist Roland Wolf eine Biografie über den Publikumsliebling schreiben.

Bei der Recherche taucht Roland auf in das extravagante Leben Legagneurs ein. Nach und nach beginnt die Hochglanzfassade der berühmten TV-Persönlichkeit zu bröckeln. Aber auch Roland führt ein Doppelleben. Denn in Wahrheit ist sein Name nicht Wolf, sondern Chevalier – und er will das plötzliche Verschwinden seiner Schwester aufklären, die sich zuletzt im Haus des Moderators aufgehalten hatte. Auf ihren Spuren gerät er in einen Strudel dunkler Machenschaften.

In seinen psychologischen Dramen und Kriminalfilmen hat Claude Chabrol das Bürgertum immer wieder erbarmungslos analysiert. Er verstand es, Gesellschaftskritik humorvoll mit Genuss und Unterhaltung zu verbinden. In seinem Film „Masken“ von 1987 reißt Chabrol die Fassade des schönen Scheins ein und zeigt, was sich dahinter verbirgt: rücksichtslose Menschenverachtung und Habgier.

Chabrol hat über seine Arbeit mal gesagt, dass er im Grunde die Wahrheit und die Menschen zeigen wolle, so wie sie wirklich seien. Carsten Ramm fasst diese künstlerische Leitidee gewissermaßen als eine Hommage an Molière auf: „Was bei Molière ‚Der Bürger als Edelmann’ ist, wird bei Chabrol ‚Der Gangster als Edelmann’“, sagt er.

„Schlagzeilen über Korruptionsvorwürfe oder Steuerhinterziehung von Prominenten oder Politikern überraschen heutzutage nicht mehr. Dennoch finde ich es erstaunlich, wie stark das öffentliche Bild eines Menschen und dessen wahres Gesicht auseinanderklaffen können“, erklärt der Regisseur. So sei es auch bei Legagneur: „Sobald er ins Rampenlicht seiner Showbühne tritt, ist er ein Mensch von überströmender Herzlichkeit, der sein Publikum und seine Kandidaten offensichtlich liebt. Im Off wird er zu einem skrupellosen Despoten. Was mich an dem Stoff besonders interessiert, ist das perfide Spiel, in das diese schillernde TV-Persönlichkeit ihre Mitmenschen hineinzieht und dabei keine Miene verzieht.“

Die Rolle des abgründigen Fernsehmoderators spielt René Laier, die Rolle seines mutigen Kontrahenten Thilo Langer. Es wird vermutlich die letzte Hauptrolle von Laier auf den Brettern der BLB sein, denn auch er geht im Sommer in den Ruhestand.

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