Freibad in den Christwiesen

Bisher nur durchwachsene Badesaison

Statt 80 000 werden nur noch 65 000 Besucher erwartet. Wärmepumpe ist inzwischen repariert und sorgt wieder für 24 Grad warmes Wasser im Sportbecken

Von 
Heike Barowski
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Das Freibad in Bestenheid öffnete am 12. Mai. Doch die Hoffnungen auf einen Rekordsommer, was die Gästezahlen betrifft, sind begraben. Die Reparaturen an der Wärmepumpe sind abgeschlossen.

Bestenheid. Gerade reißt für ein paar Minuten der ansonsten grau verhangene Himmel auf. Am Einlass zum Freibad in den Christwiesen steht eine Familie schon in Badekleidung. „Das sind die hartgesottenen Holländer vom Campingplatz nebenan.“ Schwimmmeister Ingo Ortel kennt nach vielen Arbeitsjahren zahlreiche der Badbesucher.

Obwohl Ferien sind, ist das Nichtschwimmerbecken nicht überfüllt. Dennoch: Drei Kinder haben trotz der 20 Grad Luft- und 21,6 Grad Wassertemperatur richtig Spaß im Wasser. Im Sportbecken bietet sich ein ähnliches Bild. Obwohl das Wasser 23,8 Grad warm ist, zieht gerade niemand seine Bahnen.

Wärmepumpe wieder in Betrieb

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Von
Sabine Holroyd
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„Du solltest unbedingt schreiben, dass seit vergangener Woche Mittwoch die Wärmepumpe wieder in Betrieb ist“, sagt Ingo Ortel. Diese Wärmepumpe sorgt dafür, dass auch an kühlen Tagen und kalten Nächten die Wassertemperatur im Sportbecken nahezu unverändert bleibt. Das Freibad in Christwiesen hat damit im weiten Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal. Doch das entfiel unmittelbar nach dem Start in die Badesaison am 12. Mai. Zum Glück für die Schwimmer hatte die Sonne und die Absorberheizung auf dem Dach inzwischen so viel Kraft, dass die Temperatur im Becken nur bis 20,5 Grad absank. Aber es blieben Badegäste aus. Acht Wochen war die Wärmepumpe außer Betrieb. „Der Motor der Pumpe im Main lief unregelmäßig. „Wir haben festgestellt, dass sich eine Reparatur nicht lohnt und mussten die Pumpe nach nur zehn Jahren ersetzen. Die Lieferzeit lag bei sechs Wochen.“ Und weil an der Leitung der Wärmepumpe ein kleiner Riss auftrat, wurde die Schadstelle geschweißt. Dies musste allerdings ein Spezialist übernehmen, weil es sich um eine gasgedrückte Anlage handelt, die mit Ammoniak gefüllt ist. Auch das kostete wertvolle Zeit und Geld. Insgesamt fielen unter dem Strich rund 15 000 Euro Reparaturkosten an.

Keine ruhige Kugel schieben

Selbst bei Nieselregen zählt man in Bestenheider Freibad durchaus zwischen 50 und 100 Badegäste. Eine ruhige Kugel können Ortel und seine Mitarbeiterinnen trotzdem nicht schieben. „In dem Fall gibt es genug Arbeiten, die wir machen können, wie Beetpflege, Rasenmähen, Bäume schneiden oder die Überlaufrinnen mit dem Hochdruckreiniger säubern.“ Ingo Ortel selbst widmet sich an so einem Tag durchaus mal seinen zahlreichen Aufgaben in der Verwaltung, die ansonsten immer warten müssen, weil er Beckendienst hat. „Langweilig wird es uns bei so einem Wetter nicht“, sagt er und zieht sich unter das Vordach zurück, weil Nieselregen einsetzt.

Pro Schicht arbeiten zwei Personen. Bei Hochbelastung ist das etwas anders. Dann sitzt ein Mitarbeiter an der Kasse und zwei übernehmen die Badeaufsicht. „Eigentlich sind wir auch dann zu gering besetzt“, so der Schwimmmeister. Besserung naht. Ab 1. September bekommt das Freibad einen weiteren Mitarbeiter – ein ausgebildeter Rettungsschwimmer und Mitglied der DLRG aus Wertheim. Er muss allerdings alle zwei Jahre seine Rettungsschwimmerprüfung bestehen und hätte aber auch die Möglichkeit, eine verkürzte Ausbildung zum Fachangestellten für Bädertechnik nachzuholen.

Besucherprognosen

Bis 10. September läuft die diesjährige Badesaison. Pünktlich zum Schulstart, am Montag, 11. September, schließt das Freibad wieder. Dass diese Saison den Besucherrekord bricht, daran glaubt inzwischen niemand mehr – nicht einmal der immer optimistisch gestimmte Geschäftsführer der Stadtwerke Wertheim. „Was die Besucherzahlen betrifft, sind wir schwach gestartet, hatten dann aber sozusagen ein super Mittelfeld im Juni und Juli, dass nun seit Tagen wieder abflacht aufgrund der Witterung“, zieht Thomas Beier eine erste Bilanz. Die Hoffnung des Geschäftsführers liegt nun auf einem starken letzten Drittel. Der Blick auf seine private kleine Wetterstation gebe ihm dazu Anlass, sagt Beier.

Auch der in Sachen Besucherprognosen immer etwas vorsichtige Ingo Ortel setzt auf eine Zunahme in den kommenden Tagen. „Bis vor fast drei Wochen war ich auch guter Dinge, dass wir einen Spitzen-Besucherwert bekommen. Wir hatten vermutet, dass etwa 80 000 Besucher am Ende der Saison im Bad gewesen sein könnten.“ Aber die Hoffnung darauf dieses Ziel zu erreichen, sind in den vergangenen Tagen durch das schlechte Wetter zunichte gemacht worden. Bisher zählte man im Freibad knapp über 46 000 Besucher. Auch die Besuche der Klassen am letzten Schultag fielen ins „Regen-Wasser“.

„Ich bin froh, wenn wir am Ende der Saison die untere Grenze von 65 000 Besuchern erreichen“, meint Ortel. Die niedrigste Besucherzahl des Freibads liegt übrigens bei 58 000 Gästen. Im Schnitt erreicht das Freibad in Bestenheid bei durchwachsenem Sommerwetter die bereits genannten 65 000 Gäste. „Alles was über 75 000 Besucher ist, da reden wir dann von einem guten Sommer. Bei diesem Wert können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein“.

Der neue Sprungturm könnte da eine lockende Attraktion sein – nachdem der Schwimmmeister ihn vor ein paar Wochen als erster mit einem kühnen Sprung einweihte. „Der Stahl-Turm wird wirklich sehr gut angenommen, und die Badegäste setzen die neuen Regeln sehr diszipliniert um“, freut er sich. Der Sprungbetrieb laufe durch die veränderten Verhaltensregeln am Turm eindeutig fließender.

Inzwischen reißt der Himmel tatsächlich auf. Das Wasser im Sportbereich schimmert einladend hellblau. Im Becken sind inzwischen ein paar Schwimmer recht sportlich unterwegs. Ingo Ortel selbst zog vorletzte Woche ein paar Bahnen. „Ich schwimme lieber bei so einem Wetter als bei Sonne, wenn das Becken voll ist.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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