Freizeitbeschäftigung

Bestes Wetter: Fahrradsaison in vollem Gange

Spätestens nach dem Kaiserwetter der vergangenen Tage ist die Fahrradsaison offiziell eröffnet. Die Händler der Region freuen sich über eine weiterhin stabile Nachfrage nach Rädern und zahlreiche Werkstattaufträge.

Von 
Katharina Buchholz
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In seiner Werkstatt hat Jürgen Baumann in diesen Wochen allerhand zu tun. Er könnte rund um die Uhr Fahrräder warten, freut sich der Zweiradmechaniker. © Katharina Buchholz

Wertheim. Einen kurzfristigen Termin in der Fahrrad-Werkstatt von Jürgen Baumann in der Wertheimer Nebenneugasse zu bekommen, ist in den nächsten Wochen so gut wie nicht möglich. „Ich könnte rund um die Uhr schaffen“, berichtet der Inhaber des gleichnamigen Fahrradfachgeschäfts. Nur echte Notfälle könne er ohne langfristigen Service- oder Reparatur-Termin einschieben. Gefühlt jeder möchte derzeit sein Fahrrad für die noch junge Radsaison fit machen lassen.

Immer mehr nutzen das Fahrrad

Während der Corona-Pandemie entdeckten viele Menschen das Fahrrad – vor allem in der motorisierten Variante – für ihre Freizeitgestaltung (wieder). „Damals ging es für uns von null auf 130. Heute haben mehr Leute ein Fahrrad und nutzen es regelmäßiger, das wirkt sich nach wie vor auf die Werkstattaufträge aus“, sagt Baumann. „Die größte Herausforderung den vergangenen Jahren war für uns, die Kunden zufriedenzustellen. Vor allem wenn sie ihre Räder nicht bei uns gekauft haben und dann enttäuscht sind, dass wir in der Hauptsaison keine Fremdräder in der Werkstatt annehmen können“, bestätigt Lothar Platz, Inhaber von „Bike & Sports“ in der Bahnhofsstraße, die gute Auftragslage.

Lothar Platz verkauft mittlerweile überwiegend Pedelecs. Nur 15 Prozent des Verkaufsumsatzes entfallen auf nicht motorisierte Fahrräder. © Katharina Buchholz

„Diese Kunden verweisen wir auf die Wintermonate, in der wir dann alle Räder annehmen“, so Platz. Die Variante, das Rad zum Ende der Saison zum jährlichen Service zu bringen, empfiehlt Jürgen Baumann ohnehin. „Meine Sommerkleidung wasche ich ja auch, bevor ich sie über den Winter in den Schrank lege“, meint er mit einem Schmunzeln.

Vor Ort beraten lassen

Neben vollen Auftragsbüchern ist der Verkauf für die Händler der Main-Tauber-Stadt gut angelaufen. Denn: Der Trend zum Fahrrad hält an. Obwohl die Kaufzurückhaltung der Endverbraucher zuletzt 2023 für volle Lager bei Industrie und Handel sorgten, blickt die Branche laut Experten „in eine erfolgreiche Zukunft“. Rund ein Viertel der Deutschen kann sich laut aktuellem Fahrradmonitor des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr vorstellen, 2024 ein Fahrrad zu kaufen. „Ich empfehle, sich im Fachgeschäft beraten zu lassen und Fahrrad im besten Fall vor Ort zu testen, anstelle irgendein Modell im Internet zu bestellen“, rät Baumann.

In den drei Wertheimer Fahrradgeschäften finden Interessenten eine große Auswahl an Modellen. Die Verfügbarkeit von Rädern und Ersatzteilen sei wieder auf dem Niveau von vor Corona, betonen Baumann und Platz, wobei „Bike & Sports“ ohnehin nur wenige Lieferengpässe zu beklagen hatte. „Einzelne Räder und Teile sind heute wie früher schon mal ausverkauft, aber man hat die Möglichkeit, über die Vertriebsstruktur den Wunsch eines Kunden über Umwege nachzukommen“, führt Platz aus.

Große Lieferengpässe während Corona

„Wir hatten massive Lieferengpässe, angefangen von den Rahmen über Schaltgruppen bis hin zu Reifen und Schläuchen, und so mussten wir entsprechend kreativ werden“, erinnert sich Todor Lohwasser, Geschäftsführer der mit einem Store auf dem Bettinger Almosenberg vertretenen Fahrradmanufaktur „Storck“, an die Corona-Zeit. Grundsätzlich habe sich der Markt mittlerweile beruhigt, wobei es im Premium-Segment weiterhin gewisse Wartezeiten gebe. „Es ist bei uns üblich, dass ein Rad individuell für den Kunden angefertigt wird. Im Schnitt sind wir dennoch bei vier bis acht Wochen Lieferzeit angelangt. Bei manchen Rädern geht es jedoch auch deutlich schneller“, so Lohwasser.

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Was die Trends auf dem Fahrradmarkt angeht, setzen immer mehr Menschen auf Pedelecs, die umgangssprachlich als E-Bikes bezeichnet werden. „Wir sehen E-Antriebe in fast allen Fahrradsegmenten. Wenn ich selbst mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, freue ich mich darüber, dass ich auf dem Weg dorthin nicht ins Schwitzen komme. Gleichzeitig kann ich aber die Unterstützungsleistung des Motors nach unten reduzieren und einen Trainingseffekt erzielen. Motoren in sportlichen Rädern, zum Beispiel Rennrädern oder Gravel-Bikes, ermöglichen es, längere Ausfahrten zu machen oder auch mit Freunden mitzuhalten, die einige Kilometer mehr im Jahr fahren“, nennt Lohwasser einige Vorteile der motorisierten Fahrräder.

Tendenz zu Geländemodellen

„Wir verkaufen im Moment deutlich mehr E-Bikes als normale Fahrräder“, sagt Jürgen Baumann. Dabei macht er eine Tendenz zu geländegängigeren Modellen aus. „Der Verkaufsanteil von Rädern ohne Antrieb beschränkt sich auf Kinder- und Jugendräder beziehungsweise Gravel-Bikes und ist mit höchsten 15 Prozent vom Umsatz zu beziffern“, gibt Lothar Platz einen Einblick.

Die Vorzüge des E-Bikes wissen jedoch nicht nur Ältere zu schätzen. „Das Klientel wird immer jünger“, weiß Baumann. Mobilität sei keine Frage des Alters, ergänzt Platz. „Heute sitzen schon die Teenager auf dem Pedelec ihrer Eltern. Die Vorteile liegen dann darin, dass es gefühlt keine Steigungen mehr gibt“, sagt der Fahrradhändler.

Für Sportliche: E-Mountainbikes

„Ich stelle immer wieder fest, dass viele unserer sportlichen Kunden noch nie auf einem E-Bike gesessen haben, da sie der Meinung sind, dass sie dies noch nicht brauchen. Wenn wir sie doch dazu bekommen, sich auf eines unserer E-Mountainbikes zu setzen, ist das Grinsen jedoch entsprechend groß. Dementsprechend bin ich der Überzeugung, dass E-Bike-Fahren nicht etwas mit Fitnesslevel oder Alter zu tun hat, sondern eine neue, weitere Art der Freizeitgestaltung bedeutet“, ordnet Lohwasser ein.

Zur Beliebtheit von E-Bikes trägt auch die Förderungen des Leasings bei. „Die Möglichkeit, das Rad über den Arbeitgeber zu leasen wird sehr rege angenommen und ist fester Bestandteil unseres Verkaufs“, informiert Platz.

Auch für „Storch“ ist das Fahrradleasing ein wichtiges Thema, das der Kundschaft ermögliche, sich ein hochwertiges Fahrrad zu sehr attraktiven Konditionen zu finanzieren. „Wir prüfen regelmäßig neue Vertriebskooperationen und haben mit den Stadtwerken ein Konzept erarbeitet, welches Interessenten eine Möglichkeit gibt, ihre Räder mit der Stromabrechnung zu bezahlen. Dieses Konzept hat für den Kunden einen finanziellen Vorteil und die Stadtwerke profitieren von der Möglichkeit der Kundenbindung“, so Lohwasser.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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