„Let’s dance“ auf der Burg Wertheim

Authentisch leichte Swingmusik

Frankfurter Jazz Bigband gastiert im Burggraben und begeistert die Zuhörer

Von 
Matthias Ernst
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Die Frankfurt Jazz Bigband bei ihrem Auftritt auf der Burg Wertheim. © Matthias Ernst

Wertheim. Gute und handgemachte Musik der 20er, 30er und 40er Jahre des Jazz erklangen am Wochenende auf der Wertheimer Burg. Die Frankfurter Jazz Bigband war für einen Auftritt an die Stadt an Main und Tauber gekommen und bot ein erstklassiges Programm vor gut 100 Zuhörern. Es hätten gerne ein paar mehr sein können, so toll war der Auftritt.

Die 17 Musiker, darunter nur eine Frau am Saxofon, spielen schon viele Jahre zusammen. Ihre Liebe gehört dem Jazz, der aus ihren Instrumenten so authentisch und leicht klingt, wie zu den besten Zeiten der Bigbands in den 1920er bis 1960er Jahre. Neben der Klasse der Musiker ist es vor allem der Arbeit von Dirigent Wilson de Olivera zu verdanken, dass der Sound so daherkommt wie in den großen Tanzsälen Mitte des 20. Jahrhunderts.

Große Namen vertreten

Große Orchesternamen wie Benny Goodman, Duke Ellington, Count Basie oder Glen Miller waren damals die Quotenbringer und echte Stars. Ihre Musik hat die Zeit überlebt und wird noch heute gerne gespielt und vor allem gehört. „Das ist wenigstens noch Musik“, meinte dazu eine Dame aus dem Publikum, die extra aus Miltenberg auf die Burg Wertheim gekommen war. Überhaupt war das Publikum weit angereist, um die Musik der Frankfurt Jazz Bigband zu hören, es wurden nur wenige Wertheimer gesehen.

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Die Moderation des Abends übernahm der bekannte Radiomoderator des Hessischen Rundfunks Werner Lohr, der zu jedem Stück die eine oder andere Anekdote zu berichten wusste, aber auch einmal selbst zur Posaune griff bei Kurt Weills Auszug aus dem Musical „Knickerbocker Holiday“.

Begonnen wurde das Konzert allerdings mit der Erkennungsmelodie des Orchesters von Benny Goodman: „Let’s dance“. Dieses Orchester spielte 1938 in der Carnegie Hall in London und machte so den Jazz auch in Europa salonfähig. Einst als „Negermusik“ verpönt, gelang es Benny Goodman und seinem Orchester die Jazzmusik als eigenständige Musikrichtung zu etablieren. Doch neben Goodman gab es noch viele weitere herausragende Orchesterleiter und Komponisten von Jazzmusik. Einer davon war George Gershwin, der bereits in den 1920er Jahren herausragende Stücke, wie „The Man I love“ schrieb, das später tausendfach gecovert und neu interpretiert wurde.

Mitreißender Schwung

lpMan hatte an diesem Abend auf der Burg sowieso das Gefühl: Mensch, das Stück kenne ich doch. Sicher lag es an der Altersstruktur des Publikums, aber auch die jüngeren Zuhörer konnten sich dem Schwung der Musik nicht entziehen. So wie bei Count Basies Stück „Chinese Stocking“ oder Neal Heftis „Little Darling“.

Beide Stücke wurden von Wilson de Olivera für die Frankfurt Jazz Bigband neu arrangiert, so dass die Solisten ihr Können voll ausspielen konnten. Besonders hervorzuheben ist dabei Werner Kremer am Schlagzeug, der bei „Sing, Sing, Sing“ seinen großen Auftritt als Solist hatte. Dieser Klassiker von Benny Goodman durfte natürlich ebenso wenig im Programm fehlen, wie die als Zugabe gespielte „Moonlight Serenade“ des Glen Miller Orchestra. Einzig der Mond fehlte an diesem Abend, sonst war alles perfekt.

Auch bei dem „Saxofon Battle“ in Count Basies Stück „The Heat’s on“, bei dem sich Wilson de Olivera und Thomas Bachmann ein elegantes Instrumentenspiel erlaubten. Es war wirklich „best of Swing“, der an diesem Abend auf der Burg Wertheim geboten wurde.

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