Anlässlich des 25-Jahr-Firmenjubiläums

Austausch über Sozialpolitisches und die geplante Pflegereform

MdL Professor Dr. Wolfgang Reinhart besuchte ambulanten Pflegedienst Müller in Bestenheid

Von 
pm
Lesedauer: 

Wertheim. Das 25-Jahr-Firmenjubiläum sowie ein Gesprächsaustausch über sozialpolitische Themen und die geplante Pflegereform waren Anlass eines Betriebsbesuchs von MdL Professor Dr. Wolfgang Reinhart beim ambulanten Pflegedienst Müller in Bestenheid im Beisein des Vorsitzenden der CDU-Stadtratsfraktion, Axel Wältz.

Der ambulante Pflegedienst Müller mit seinen rund 90 Beschäftigten unterstützt im Wertheimer Umkreis von circa 30 Kilometern insgesamt etwa 700 pflegebedürftige Klienten und deren Angehörige bei alltäglichen häuslichen Aufgaben. Zu den Leistungsangeboten zählen unter anderem Grund- und Körperpflege, medizinische Versorgung sowie hauswirtschaftliche Dienste.

„Zunehmend mehr Menschen können sich weder eine stationäre noch ambulante Pflege finanziell leisten“, waren sich Wolfgang Reinhart und der geschäftsführende Firmeninhaber Jens Müller bei dem Gesprächsaustausch im Beisein des Vorsitzenden der CDU-Stadtratsfraktion Axel Wältz einig.

Mehr zum Thema

Besuch

Vorschriften sorgen für viel Aufwand

Veröffentlicht
Von
cdu
Mehr erfahren

Mittlerweile koste der Platz in einem Pflegeheim durchschnittlich rund 5000 Euro pro Monat, von denen die Pflegekasse lediglich etwa 2000 Euro übernehme.

Hinzu komme der aufgrund des demografischen Wandels stetig steigende Anteil immer älterer sowie pflegebedürftiger Seniorinnen und Senioren, gaben der Geschäftsführer und der Landtagsvizepräsident zu bedenken. Alleine in Baden-Württemberg könnte laut einer aktuellen Vorausberechnung die Zahl der Pflegebedürftigen von rund 540 500 im Jahr 2021 bis über 800 500 im Jahr 2060 ansteigen, was einem Zuwachs um circa 48 Prozent entsprechen würde, berichtete Wolfgang Reinhart.

Gleichermaßen aktuelles Thema war zudem die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angesichts steigender Milliardenkosten noch vor der nächsten Bundestagswahl geplante Pflegereform. Der Bundesminister hatte angekündigt, nach der Sommerpause ein Konzept für ein Gesamtpaket vorlegen zu wollen. „Durch eine Reform könnten beispielsweise Präventionsmaßnahmen zur Vorbeugung gegen Demenz oder Schlaganfälle verbessert werden, denn viele Pflegefälle sind vermeidbar“, zeigten sich Müller und Reinhart überzeugt.

„Die bislang größte Reform gab es 2017, indem die bis dato drei Pflegestufen in fünf sogenannte Pflegegrade umgewandelt wurden. Das hat viele Menschen zum Beispiel mit Demenz bessergestellt und zu Leistungsempfängern gemacht“, blickte Jens Müller zurück. Kritisch äußerte sich Müller über die Dissonanzen sowohl zwischen Lohn sowie Zeit- und Kostenaufwand als auch Aufwendungen für Bürokratie und Dokumentationspflichten.

„Gerade im ländlichen Raum wie in der Main-Tauber-Region sind die Fahrtwege und Fahrtzeiten überdurchschnittlich lange, so dass sich weiter entfernte Anfahrten zu Klienten nicht lohnen“, konstatierte er. Zusätzliche Herausforderungen und Problematiken seien, dass es immer mehr praktizierende Ärzte über 60 Jahre sowie zugleich anwachsend weniger Haus- und Allgemeinarztpraxen gebe.

Um dem ebenfalls herausfordernden Mangel an Pflegepersonal sowie Fach- und Nachwuchskräften zu begegnen, habe er als Pflegedienstchef speziell attraktive Arbeitsbedingungen und Anreize geschaffen, erläuterte Müller bei einem Rundgang über das Betriebsareal.

Dazu gehören zum einen atmosphärisch angenehme, ruhige und entspannende Aufenthaltsräumlichkeiten im Stil eines Clubbistros sowie einer „Wohlfühloase“ für Pausen- oder sonstige Zwischenzeiten. Zum anderen werden besondere Dienste, Einsatzzeiten und Leistungen wie zum Beispiel an Feiertagen mit einem Bonuspunktesystem honoriert. Die entsprechend erworbenen Punkte können gegen die kostenlose Nutzung eines Campingmobils eingelöst werden, das der geschäftsführende Pflegedienstinhaber extra dafür vorgesehen hat und zur Verfügung stellt.

„Um dem immer größeren Nachwuchs- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bedarf es kreativen Ideen, Aktivitäten und Anreize - dies gilt ebenso ganz besonders für die Beschäftigten im Pflegebereich“, attestierte Wolfgang Reinhart sichtlich beeindruckt abschließend. pm

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten