Festakt in der Tauberhalle

Gemeinde Werbach feierte ihren 50. Geburtstag

Blick auf die „Geburt“ durch die Gemeindereform und die wechselvolle Geschichte der Ortsteile.

Von 
Jens-Eberhard Jahn
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Festakt Werbach: Bürgermeister Georg Wyrwoll zusammen mit seinen Amtsvorgängern Günter Schäfer, Ottmar Dürr sowie Landrat Christoph Schauder (von links). © Jens-Eberhard Jahn

Werbach. Mit einem Festakt in der Werbacher Tauberhalle feierte die Kommune Werbach ihren 50. Geburtstag.

Der Festakt begann musikalisch wie die „Muppets-Show“. Das Große Blasorchester Welzbach-Tauber der Musikschule Werbach brachte die Erkennungsmelodie des berühmten Puppenvarietés zu Gehör. Die nicht nur bei Kindern beliebte Serie ist schließlich auch nur ein Jahr jünger als die Großgemeinde. Bürgermeister Georg Wyrwoll entdeckte allerdings noch weitere Parallelen und sagte: „Das, was die Muppets-Show zum Kult gemacht hat, ist vielleicht auch eine kleine Parabel auf das, was Gemeinschaft ausmacht: unterschiedlich, unvollkommen, aber gemeinsam stark. So sind auch wir durch die Zeiten gekommen und begehen heute unseren Festakt“.

Gemeindereform war ein landesweiter Kraftakt

In seiner Ansprache erinnerte Wyrwoll an den landesweiten Kraftakt der Gemeindereform vor über 50 Jahren: „Zwischen 1968 und 1975 wurde die Zahl der Gemeinden in Baden-Württemberg von 3.379 auf 1.111 verringert, um handlungsfähige Strukturen für Schule, Betreuung, Infrastruktur, Kultur und Daseinsvorsorge zu sichern. Heute blicken wir auf 50 Jahre gemeinsamer Entwicklung zurück – mit Dankbarkeit, aber auch mit Respekt vor dem Mut, den dieser Schritt verlangt hat“. Damals seien allerdings auch identitätsstiftende Grenzen gefallen und neue Zugehörigkeiten entstanden, nicht immer ohne Reibung.

Laut Wyrwoll würden die heutigen Herausforderungen, wie Fachkräftemangel, Klimaanpassung, Erhalt und Ausbau der Infrastruktur, Digitalisierung und soziale Teilhabe die Kommunen erneut vor Strukturfragen stellen. Hinzu käme die Pflicht zur Umsetzung von Beschlüssen der Landes- und Bundesebene. Der Bürgermeister skizzierte in seiner Rede die Spannung zwischen der Notwendigkeit effizienter Strukturen einerseits und die Nähe der Verwaltung zu lebendigen Ortsgemeinschaften andererseits. Diese Nähe sei ein Fundament unserer Demokratie. Wyrwoll stellte klar: „Beides zu verbinden, ist ein Auftrag, an dem wir in Werbach verlässlich und mit Augenmaß weiterarbeiten – weil es das wert ist“.

Blick auf die Geschichte der sechs Ortsteile

Der Bürgermeister ging auf die wechselvolle Geschichte der sechs Ortsteile ein, die sich nach der Gründung des Klosters Bronnbach 1151 entwickelten. Er verwies auch auf die Festschrift und dankte Wolfgang Spinner für die beharrliche Arbeit an dieser Handreichung. Neben der Vorstellung der Ortsteile und zahlreichen Fotos zur Entwicklung der Gemeinde und derer, die sie vorangetrieben haben, enthält das Heft im Anhang eine 14-seitige Dokumentation mit Sitzungsprotokollen aus dem Archiv. „Diese Dokumente lesen sich zum Teil wie ein Krimi“, sagte Wyrwoll gegenüber unserer Redaktion. Tatsächlich zeigten die Protokolle, dass zum Beispiel lange unklar war, ob sich Wenkheim, Werbachhausen und Brunntal alleine zusammenschließen könnten. Ebenso war nicht sicher, ob Gamburg und Niklashausen, statt zu Werbach zu kommen, nach Wertheim oder Tauberbischofsheim eingemeindet werden, oder mit Reicholzheim und Höhefeld eine eigenständige kommunale Einheit im unteren Taubertal bilden könnten.

Um Licht in die unübersichtliche Fusionsgeschichte zu bringen, hatte Wyrwoll als Zeitzeugen den heute 80-jährigen ehemaligen Gemeinderat Karl Vogel eingeladen, der im öffentlichen Gespräch mit dem Bürgermeister aus dem Nähkästchen plauderte.

Wyrwolls Vorgänger im Amt, Ottmar Dürr und Günter Schäfer, wendeten sich ebenso wie Landrat Christoph Schauder und der Landtagsabgeordnete Professor Dr. Wolfgang Reinhart mit einem Grußwort an die Festgemeinde. Der erst Jahre nach der Gemeindereform geborene Schauder berichtete sehr persönlich über seine Kindheit in einem 500-Seelen-Dorf im Odenwald und spann einen Bogen zu kommunalen Strukturfragen. Der 1956 geborene Reinhart gab einen interessanten Rückblick auf die Diskussion der Gemeindereform seitens der damaligen Landesregierung unter Hans Filbinger (CDU).

„Dalli Klick“ sorgte für gute Unterhaltung

Im Anschluss daran schmetterte das Welzbach-Tauber-Blasorchester den fetzigen Song „There‘s now Business like Showbusiness“ von Irving Berlin. Die Werbacher Ortsvorsteherin hatte gemeinsam mit ihrer Tochter das darauffolgende Ratespiel „Dalli Klick“ entworfen und umgesetzt. Wie in der früheren Show Hans Rosenthals sollten anhand von Fotoausschnitten Motive aus der Gemeinde erraten werden.

Der katholische Pfarrer Arul Rockiasamy las einen Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jeremias. „Suchet der Stadt Bestes“, heißt es darin. Die Aufforderung Jesajas richtet sich an Menschen, die eigentlich gar nicht freiwillig in dieser Stadt wohnen. Sein evangelischer Amtskollege Oliver Habiger hielt dazu eine kurze Predigt. Beide erbaten schließlich den Segen für alle Anwesenden und die ganze Gemeinde.

Schließlich spielte das Orchester zum Abschluss das Jazz-Stück „So what‘s New?“. Nun, was gibt es Neues? Aktuell leben auf den 43 Quadratkilometern der vor 50 Jahren zusammengewürfelten Gemeinde Werbach etwa 3180 Menschen, ein Fünftel weniger als vor einem halben Jahrhundert. Ein Drittel der Einwohner sei unter 35 Jahre alt und rund ein Viertel über 65. In der Festschrift heißt es dazu: „Damit prägt eine stabile Altersverteilung das soziale Leben der Gemeinde“.

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