Wenn die Ascher Baustoff GmbH am 30. September ihre Türen schließt, wird ein Traditionsunternehmen von der Bildfläche verschwinden. Ein Nachnutzer ist noch nicht in Sicht.
Werbach. Er sei von der Nachricht noch ganz irritiert, gibt Werbachs Bürgermeister Ottmar Dürr zu. Wolfgang Ascher nickt verständnisvoll. Erst vor 14 Tagen habe der Familienrat getagt und sich zu diesem Schritt entschlossen, sagt Ascher. Nun ist es amtlich: Das Hagebauzentrum in Werbach, die Ascher Baustoff GmbH, wird zum 30. September seine Türen für immer schließen.
Man habe sich diesen Schritt wirklich nicht leicht gemacht, erklärt Wolfgang Ascher. "Um die Zukunft des Unternehmens zu sichern, muss ein deutlich mehrstelliger Millionenbetrag investiert werden. Und zwar jetzt. Deshalb musste die Entscheidung eben auch jetzt erfolgen", sagt er. Den Aschers schwebte für die Zukunft ein ganz moderner Betrieb vor, mit Kalt- und Warmhaus für Pflanzen, Lagerhaussortiment und sogar einer Lebensmittelnahversorgung. Anregungen dafür holten sich Brigitte und Wolfgang Ascher auf ihren Reisen in New York, Madrid oder den Niederlanden. "Das sind dort richtige Baustoff- Indoorcentren oder sogar Drive-Ins", erzählt Wolfgang Ascher.
An der Finanzierung für dieses neue Konzept, inklusive umfangreicher Sanierung, habe es überhaupt nicht gelegen, versichert Ascher. Lediglich daran, dass man sich mit einer mehrstelligen Millionensumme für lange Zeit bindet. "Das Konzept war wirklich hervorragend. Aber wenn man jenseits der 60 ist, wird man bei solch einer Finanzierung die Früchte der Investition erst als Greis erleben", sagt Wolfgang Ascher und zuckt dabei fast entschuldigend mit den Schultern. "Es hätte auch wirklich eine finanzstarke Gruppe sein müssen, die in die Zukunft des Baustoffhandels eine große Summe investieren müsste", fügt er noch an.
Zur Entscheidung beigetragen hat auch die Personalfrage. Langjährige Mitarbeiter gehen in Rente und geeignete Nachfolger sind laut der Aschers kaum in Sicht. Die 15 Mitarbeiter, die das Unternehmen heute umfasst, seien auch nach der Schließung versorgt, versicherte Wolfgang Ascher. Sie gehen entweder in Rente oder haben bereits Neuanstellungen gefunden. Dass man in Werbach das Auftragsvolumen natürlich noch abarbeitet, und bis zum 30. September für seine Kunden da ist, versteht sich für die Familie Ascher von selbst.
Werbachs Bürgermeister Ottmar Dürr bedauert im hohen Maß die Schließung dieses Traditionsunternehmens. Für die Gemeinde Werbach ist das ein harter Schlag, denn uns geht damit ein Stück Nahversorgung verloren", betont Dürr. Gemeinsam mit der Werbacher Ortsvorsteherin Birgit Hörner hofft er nun auf eine adäquate Nachnutzung des Areals. Vom Supermarkt mit Tankstelle, Baumarkt mit Lebensmittelverkauf, ein Café bis hin zu einer kleinen Shoppingmall mit Apotheke können sich die beiden alles vorstellen.
Lage ist ideal
Die Lage zwischen zwei Autobahnen und direkt auf der Taubertalachse sei für Neuansiedlungen natürlich ideal, schmunzelt Wolfgang Ascher. Natürlich ist er daran interessiert, seine 23 000 Quadratmeter, inklusive 4000 Quadratmetern nicht überbauter Fläche, möglichst geschlossen zu verkaufen. Auf die Frage, ob Brigitte und Wolfgang Ascher nach dem 31. Dezember, bis dahin läuft die steuerliche Abwicklung, vielleicht einmal Wehmut nach ihrem zweiten Zuhause zwischen Bodenbelägen, Holzleisten, Gipsplatten und Kies bekommen werden, schüttelt Wolfgang Ascher energisch den Kopf. "Nein. Man muss dann auch einfach einen Schlussstrich ziehen, damit ein neuer Lebensabschnitt anfangen kann." Und der wird für die beiden Aschers neben viel Kunstgenuss und Reisen auch zahlreiche Besuche der Töchter an der Nordsee und in Frankreich beinhalten. Zukünftig soll endlich einmal die Familie im Mittelpunkt stehen. Aschers werden sich als frisch gebackene Großeltern bewähren und ganz sicher an manchem Samstag erst um 8 Uhr ihr Frühstück genießen. Denn auch das war, wie ein 14-tägiger Urlaub am Stück, in dieser Art bisher nicht möglich.
Die Ascher Baustoff GmbH
1958 wurde das Familienunternehmen in Tauberbischofsheim als Baustoffhandel mit angegliederter großer Spedition für Schüttgüter von Franz Ascher gegründet.
1962 zog das Unternehmen wegen Platzmangels in das Industriegebiet nach Werbach.
1978 steigt der gelernte heutige Inhaber Wolfgang Ascher in das väterliche Unternehmen ein. Wolfgang Ascher ist gelernter Großkaufmann im Sanitäreinzelhandel und absolvierte seine Ausbildung bei Richter und Frenzel in Würzburg. Seine Frau Brigitte ist seit 1984 im Unternehmen.
1985 erfolgte der Beitritt als Gesellschafter zur Hagebau-Gruppe mit Sitz in Soltau.
1989 übernahm Wolfgang Ascher die Geschäftsführung.
1991 entstand zum Hagebaumarkt zusätzlich eine Gartenabteilung.
1997 gründete Wolfgang Ascher mit zwei weiteren Hagebaugesellschaftern den Markt in Eberbach / Neckar und zwei Jahre später den Hagebaumarkt in Wertheim.
Die Ascher Baustoff GmbH umfasst in Werbach eine gesamte Fläche von 23 000 Quadratmetern, inklusive unbebauter Fläche, und zählt 600 000 Artikel in seinem Sortiment. Der Schwerpunkt der Firma liegt in der Nahversorgung, besonders im Fliesen- und Sanitärbereich, sowohl für Privatkunden, als auch Großkunden und Baufirmen.
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