Neubrunn. Zur Bürgerversammlung hatte nun die Gemeinde Neubrunn in die Böttigheimer Frankenlandhalle eingeladen. Dabei kündigte Bürgermeister Heiko Menig den etwa 70 anwesenden Einwohnerinnen und Einwohnern Neubrunns und Böttigheims seinen kommunalpolitischen Rückzug an.
„Nachdem ich nun von 2002 bis 2008 Mitglied des Marktgemeinderats war und seit Mai 2008 Bürgermeister dieser wunderschönen Gemeinde sein durfte, habe ich mich entschlossen, 2026 nicht mehr als Bürgermeister zu kandidieren“, gab Menig bekannt. Im Gespräch mit unserer Zeitung nannte er als einen unter anderen Gründen, dass er mit nunmehr Anfang Fünfzig sich noch einmal neuen beruflichen Herausforderungen stellen wolle.
Entwicklung der Marktgemeinde im vergangenen Jahr
Vor dieser Ankündigung hatte Menig von den Entwicklungen der Marktgemeinde im vergangenen Jahr gesprochen, beginnend mit der Einwohnerzahl. Ende 2023 lebten 2328 Menschen in der Gemeinde, davon 1802 in Neubrunn und 526 in Böttigheim; davon etwa zehnt Prozent ohne deutschen Pass und aus 26 Ländern. 16 Geburten im vergangenen Jahr stehen 29 Sterbefälle gegenüber. In Böttigheim ist die Bevölkerung – statistisch gesehen – etwas jünger als im Rest der Gemeinde. Über ein Fünftel der Bevölkerung ist im Dorf unter 18 Jahre alt.
Klimawandel und Kriege hätten auch Auswirkungen auf die Finanzen der Marktgemeinde, erklärte der Redner. Für 2024 wird eine Steuerkraft von 1013 Euro pro Einwohnerin und Einwohner, für 2025 von 622 Euro festgesetzt. Der Verwaltungshaushalt der Gemeinde speist sich mit 1,5 Millionen Euro knapp zu einem Drittel aus den Einnahmen der Einkommenssteuer. 660 000 Euro kommen aus der Schlüsselzuweisung des Freistaats, 600 000 Euro aus der Gewerbesteuer.
Die Ausgaben des Verwaltungshaushalts fließen zu je einem Viertel in die Kreisumlage und in die Personalkosten. Fast ein weiteres Viertel des Haushalts wird in die Kindergärten und den Schulverband investiert. Bis 2022 sei die Steuerkraft gestiegen, seitdem gehe sie bergab. Noch stünden 1,5 Millionen Euro Schulden Rücklagen von 1,6 Millionen gegenüber. Allerdings sei bereits in diesem Jahr Geld vom Vermögens- in den Verwaltungshaushalt geflossen und somit auf die Rücklagen zurückgegriffen worden.
Der Bürgermeister korrigierte einen Protokollfehler, auf Grund dessen mancherorts falsch berichtet wurde: Die Grundsteuer A solle auf 420 Prozent angehoben werden.
Menig berichtete, man habe sich die Innenentwicklung der Ortsteile auf die Fahne geschrieben und eine Datenbank mit Leerständen erstellt. Somit konnten im zu Ende gehenden Jahr zwei Grundstücke aktiviert werden. Bei der Städtebauförderung werde sich unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zeitnah einiges bewegen.
Ab 2026 werden an allgemeinbildenden Schulen Ganztagsangebote Pflicht. Neubrunn wolle versuchen, sich mit den anderen Kommunen im Schulverband dazu abzustimmen.
Überfällige Neuordnung des Gemeindearchivs
Menig berichtete auch von den Arbeiten zur überfälligen Neuordnung des Gemeindearchivs: „Zunächst wurden die bestehenden Dokumente überprüft und anschließend zur Weiterverarbeitung vorbereitet und datenschutzkonform entsorgt. Im nächsten Schritt werden die Akten von unseren acht ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in Archivkartons verpackt. Aktuell testen wir Archivsoftware, die die Dokumentation erheblich erleichtern soll“.
Viele weitere Themen kamen zur Sprache: Nach der Insolvenz der Firma Soli-Infratec im August habe die Firma NetCom BW die nicht genügend gesicherten Baustellen provisorisch schließen und ein neues Ausschreibungsverfahren für die Restarbeiten starten können. Die Waldbereinigung sei laut Menig in Böttigheim weitgehend abgeschlossen. Bald sei mit der Schlussfeststellung des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) zu rechnen. In Neubrunn seien die Ortsbegehungen mit Interessierten gerade angelaufen.
Ab 2028 ist auch für kleine Gemeinden eine kommunale Wärmeplanung verpflichtend. Ein entsprechendes Förderprogramm wurde zurückgenommen. Allerdings böte der Landkreis Würzburg eine Vorplanung an. Menig erklärte: „Hierzu haben wir uns nun angemeldet und erwarten im nächsten Jahr die Ergebnisse. Danach können wir entscheiden, wie wir weitermachen“.
Die „Allianz Waldsassengau“ möchte ein gemeindeübergreifendes Klimaschutzmanagement erstellen. Ans Frischwassernetz sei ein weiterer Hochbehälter angeschlossen worden. Menig begründete noch einmal die steigenden Wasserpreise: „Der Wasserverbrauch sinkt. Das ist auch gut so, denn uns in Unterfranken fehlen aktuell rund zwei Millionen Kubikmeter Wasser. Aber die anfallenden Fixkosten müssen dann eben auf weniger verbrauchte Liter Wasser umgelegt werden.“
Gemeinsam mit dem Markt Höchberg sei die Idee einer Bürgerenergiegenossenschaft entwickelt, weiterverfolgt und umgesetzt worden. Das erste Projekt werde das Bürgerwindrad in Neubrunn sein. Dieses solle noch Ende 2025 oder Anfang 2026 ans Netz.
Bei der Fragerunde kamen auch die widerrechtlich errichteten und nun abgebauten „überdachten Sitzgruppen“ zur Sprache. Nach weiteren Missverständnissen sei nun von der Gemeinde der Antrag für eine Ausnahmeregelung für diese Hütten im Naturschutzgebiet gestellt worden. Eine Entscheidung stehe noch aus.
Bürger kritisierten die Funklöcher im Gemeindegebiet. Bürgermeister Menig selbst fand es merkwürdig, dass der vorhandene Mast auf dem Rainberg nur von Polizei und Feuerwehr genutzt werden dürfe.
Breiten Raum in der Versammlung nahm die Frage nach der Finanzierung des Feuerwehrgerätehauses in Neubrunn ein. Diesbezüglich wolle man jedoch zunächst die Ergebnisse der neuen Arbeitsgruppe abwarten.
Mehrfach kam Heiko Menig während seiner Ausführungen auf die Bedeutung der Gemeinschaft zurück: „Wir erleben es immer wieder, wie wir gemeinsam als Gemeinschaft Herausforderungen meistern, Ideen zum Leben erwecken und unsere Gemeinde zu einem lebenswerten Ort erhalten und gestalten.“ Der Bürgermeister lud dazu ein, sich aktiv an der Gestaltung der Zukunft zu beteiligen.
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