Weikersheim. Die Stadt Weikersheim will sich um das Prädikat „Fairtrade-Stadt“ bewerben. Der Gemeinderat unterstützt die Initiative einstimmig. Ziel: Das Angebot von fair gehandelten Produkten soll in der Gemeinde erweitert werden. Die Stadtverwaltung wird mit gutem Beispiel vorangehen; möglichst viele Firmen und andere Organisationen sollen als Unterstützer gewonnen werden.
Dank eines engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiter-Teams um Barbara Hofmann ist der Weikersheimer „Weltladen“ in der Wilhelmstraße seit fast zwei Jahrzehnten fest etabliert. Träger des Ladens ist die gemeinnützige örtliche „Eine-Welt-Gruppe“, die in der Vergangenheit bereits zahlreiche öffentliche Veranstaltungen und Aktionen organisiert hat: Bekannt wurden der regelmäßige „Coffee Stop“, eine Vielzahl an Ausstellungen und Vorträgen, Faire Frühstücke und Frühschoppen, die Mitarbeit an Weltgebetstagen und die Teilnahme am bekannten „Markt für Regionalität und Nachhaltigkeit“.
Jetzt soll der Gedanke eines fairen Miteinanders von so genannten Industrie- und Entwicklungsländern weiter in die Breite getragen werden. Letztlich steht dahinter auch die Förderung von Völkerverständigung und ein höheres Bewusstsein für die globalen Verflechtungen, sowie konkrete Hilfen für Länder der so genannten „Dritten Welt“. Im Main-Tauber-Kreis wäre Weikersheim – nach Wertheim und Freudenberg“ – die dritte faire Kommune und die bislang einzige im Südkreis.
Der Gemeinderat Weikersheim hat nun beschlossen, dass die Stadt an der Kampagne „Fairtrade-Towns“ teilnimmt. Fünf Kriterien müssen erfüllt sein, um als „Fairtrade-Stadt“ anerkannt zu werden. Nach Erfüllung aller Kriterien und einer Prüfung durch „TransFair Deutschland e. V.“ wird der Titel „Fairtrade-Town“ für zunächst zwei Jahre vergeben. Nach Ablauf dieser Zeitspanne erfolgt eine Überprüfung, ob die Kriterien auch weiterhin erfüllt sind.
Diese fünf Kriterien müssen erfüllt sein
Ein Blick in den Kriterienkatalog: 1. Der Gemeinderat beschließt, dass die Teilnahme am Programm „Fairtrade-Towns“ angestrebt wird – was jetzt erfolgt ist. Mit dem Beschluss verpflichtet sich die Kommune, dass bei allen Sitzungen des Gemeinderats und der Ausschüsse sowie im Büro des Bürgermeisters Fairtrade-Kaffee sowie ein weiteres Fairtrade-Produkt eigener Wahl verwendet wird. Kriterium 2: Es wird eine lokale Steuerungsgruppe gebildet, die auf dem Weg zur „Fairtrade-Town“ die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Die personelle Besetzung der Steuerungsgruppe wird im Ältestenrat diskutiert und dann dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgeschlagen.
Kriterium 3: Es soll ein garantiertes Mindestangebot von Fairtrade-Produkten in Einzelhandel und Gastronomie geben. Für Weikersheim müssen aufgrund der Einwohnerzahl in mindestens drei Einzelhandelsgeschäften und in mindestens zwei Gastronomiebetrieben Fairtrade-Produkte angeboten werden. Die ortsansässigen Lebensmittelgeschäfte führen bereits alle eine Vielzahl fair gehandelter Produkte in ihrem Sortiment. Für den gastronomischen Bereich müssen noch zwei Betriebe für die Aktion gewonnen werden.
Kriterium 4: Fairtrade-Produkte sollen in Schulen, Vereinen oder kirchlichen Organisationen angeboten werden. Für Kommunen mit unter 200.000 Einwohnern müssen in mindestens einer Schule, einem Verein und einer kirchlichen Organisation Fairtrade-Produkte im Portfolio sein. Mit dem Gymnasium und der Gemeinschaftsschule bestehen laut „Eine-Welt-Gruppe“ schon seit langem enge Beziehungen. Sowohl im Unterricht als auch durch einen „fairen Korb“ werden faire Produkte angeboten. Die evangelische Kirchengemeinde Schäftersheim ist bereits faire Gemeinde, andere Kirchengemeinden planen die Beteiligung. Mit verschiedenen Vereinen gibt es bereits punktuelle Kooperationen. Kriterium 5: Die Steuerungsgruppe bringt Hintergrund und Zusammenhänge auch medial an die Öffentlichkeit.
Mehrere Organisationen, ein bekanntes Label
Hinter dem Label „Fairtrade“ steht ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen: Die Dachorganisation „Fairtrade International“ setzt sich aus 37 Mitgliedern zusammen: 26 nationale Fairtrade-Organisationen, drei Produzentennetzwerke und acht Fairtrade-Marketingorganisationen, die Fairtrade auf neuen Märkten etablieren. Die deutsche Vertretungsorganisation fördert den fairen Handel mit dem geschützten Produktlabel „Fairtrade“.
Grundsätzlich gilt, dass sich die Kampagne „Fairtrade-Towns“ nicht ausschließlich auf Produkte des Labels „Fairtrade“ bezieht, sondern auch andere anerkannte Label des fairen Handels mit nachvollziehbaren Standards einschließt. Anerkannt werden zum Beispiel alle Mitglieder der World Fair Trade Organization WFTO (z. B. Dwp, El puente, Gepa) sowie alle Weltladen-Lieferanten, die der „Konvention der Weltläden“ gerecht werden. Das sind z. B.: Adepa, Aprosas, Arte Indio, BanaFair, Contigo, Fairkauf, Globo und Regenwaldladen. Fünf Kriterien müssen erfüllt sein, um als „Fairtrade-Town“ anerkannt zu werden.
Lokale Steuerungsgruppe nimmt ihre Arbeit auf
In Weikersheim wird jetzt die Steuerungsgruppe ihre Arbeit ausnehmen. Beteiligt werden auch Mitglieder des Gemeinderats sein. Über die Fraktionen hinweg wird die Aktion begrüßt. Bürgermeister Nick Schuppert erwartet den „finalen Beschluss“ im Gemeinderat (nach Umsetzung/Erfüllung der Kriterien) „noch in diesem Jahr“. Es sei dies ein „wichtiger Schritt für eine gerechtere Welt“, so Stadtrat Osmund Schneider („GO“). Weikersheim habe bereits gute Voraussetzungen für die Kriterien durch die bereits vorhandene Zusammenarbeit örtlicher Initiativen. Peter Rösch (CDU) würdigte die erfolgreiche langjährige Zusammenarbeit der ehrenamtlich Beteiligten. SPD-Rätin Anja Lotz erwartet zudem eine Bereicherung für den sozio-kulturellen Bereich durch die zu erwartenden Aktionen im Zusammenhang mit dem Prädikat.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/weikersheim_artikel,-weikersheim-weikersheim-will-fairtrade-stadt-mit-praedikat-werden-_arid,2302184.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/weikersheim.html
[2] https://onlinestreet.de/poi/eUlGbkRaN2tpOHNZaTNqOWVhWFhOUT09
[3] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html
[4] https://www.fnweb.de/orte/freudenberg.html
[5] https://www.fairtrade-towns.de/mitmachen/kriterien/