Krieg gegen die Ukraine - Spenden aus dem ganzen südlichen Main-Tauber-Kreis erreichen großen Hilfstransport auf der Tauberhöhe Weikersheim

Weikersheim: Spontane Hilfsbereitschaft aus dem ganzen Süd-Kreis beeindruckt

Die Hilfsbereitschaft für die notleidenden Menschen in der Ukraine ist ganz beeindruckend: Bürger aus dem ganzen Südkreis liefern Nahrungsmittel, die von Weikersheim aus den Weg ins Kriegsgebiet antreten.

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Im Lagerbereich des Hauptgebäudes werden die Spendenkartons angenommen. Möglichst schnell kommen sie dann in Transportkisten. © Michael Weber-Schwarz

Weikersheim. Im Gewerbegebiet Tauberhöhe, hoch über dem Ortsteil Elpersheim gelegen, stapeln sich in einer Betriebshalle des Forstdienstleisters Hans-Joachim Haas die Kartons – seit Montagfrüh liefern Einwohner von Weikersheim und Bürger aus dem ganzen Südkreis unzählige Kisten mit Hilfsgütern für die Ukraine an. Die drei Weikersheimer Familien Haas, Hein und Müller koordinieren die Aktion. Mit einem 40-Tonnen-Laster sollen die Spenden schon am Wochenende an die Grenze der Ukraine gefahren werden. Hans Albrecht Müller aus Neubronn sorgt über Familienkontakte vor Ort dafür, dass die Güter auch bei Hilfsbedürftigen ankommen.

Der riesige „Windelkarton“ ist bereits voll, wohin mit den kleineren Gebinden? Ortsvorsteher Hans Joachim Haas (rechts) sucht Staumöglichkeiten. © Michael Weber-Schwarz

Verschiedenste Lebensmittelkonserven, Nudeln und Reis, Schokolade, Wurstbüchsen, Mehl und Müsli, Hygieneartikel, Schlafsäcke – auch Krücken, Schmerzmittel, Verbandsmaterial und großen Mengen an Babywindeln sind dabei. Wer in die Kartons mit den Kinderartikeln blickt und dies mit den bedrückenden Fernsehbildern von flüchtenden Jungen, Mädchen und Müttern mit Babys zusammenbringt, kann nicht ungerührt bleiben. „Es ist für mich unfassbar, was dort gerade geschieht“, sagt eine Rentnerin, die einen ganzen Kofferraum voller Nahrungsmittel auf der Tauberhöhe anliefert. Bei so viel Not, da müsse man einfach helfen.

Helfer auch ein wenig Seelsorger

Die Solidarität mit der Ukraine ist außerordentlich hoch, das hört man aus den Worten aller Unterstützer heraus. Dass ein einzelner Politiker seine militärische Macht derart ausnutzt und mit Vorsatz millionenfach Leid und Tod verursacht, ist für alle unbegreiflich.

Die vielen ehrenamtlichen Helfer aus Weikersheim und den Ortsteilen, die beim Umpacken und Kommissionieren selbstlos im Einsatz sind, sie sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten in einer gewissen Weise auch seelsorgerisch tätig. Fast jeder Spender, jede Spenderin, teilt persönliche Befürchtungen und die große Sorge mit, dass sich der Krieg ausweiten könnte. Immer wieder gibt es von den Helfern tröstende Worte an die Verunsicherten – und für jeden „Lieferanten“ habe sie ein Willkommen und am Ende ein Dankeschön für die schnelle Hilfe.

Sind die schweren Spendenkartons erst einmal in der Halle, geht es für die Helferinnen, darunter auch Teams der Landfrauen von Elpersheim und einige spontane Unterstützer, erst richtig los. An den aufgestellten Europaletten sind die einzelnen Gütergruppen vermerkt. Jetzt muss geschaut werden, was wohin umgepackt werden muss.

Die Kisten bekommen einen Aufkleber, auf dem der Inhalt vermerkt ist. © Michael Weber-Schwarz

Vierzig Tonnen sind das maximale Ziel für den Transport – 40 000 Kilogramm also. Bei einem Gewicht von 250 Gramm für ein Nudelpäckchen und 800 Gramm für eine große Konserve ließe sich ausrechnen, wie viele Handgriffe beim Umlagern nötig sind. Doch fürs Zählen ist keine Zeit, regelmäßig kommen neue Hilfskartons an. Die müssen abgearbeitet werden. Stundenlanges Umschichten, Kartons beschriften und zukleben. Dazwischen ein kurzer, heißer Kaffee oder einen Snack, den eine Haas-Mitarbeiter zubereitet hat, das war’s. Die Arbeit muss weiterlaufen, bis in die Nacht hinein.

Der Neubronner Landwirtschaftsexperte Hans Albrecht Müller hat familiäre Kontakte in die Ukraine. Sein Schwager leitet einen großen bäuerlichen Betrieb in der Mitte der Westukraine – aus der Entfernung betrachtet liegt das Ziel für die Hilfsgüter aus dem Taubertal im östlichen Einzugsbereich der Großstadt Lwiw (deutsch: Lemberg).

Ziel so groß wie Weikersheim

Die Kommune, welche die Spenden erreichen werden, ist ungefähr so große wie Weikersheim – und durch den ukrainischen Westen wälzen sich aktuell die Flüchtlingsströme aus dem Osten. Müllers Schwager wird die Güter an den polnisch-ukrainischen Grenze übernehmen und weitertransportieren. Auf seinem Hof laufen Baumaßnahmen, um den vielen Flüchtlingen im Land selbst ein zeitweises Unterkommen zu ermöglichen. Die logistischen Fähigkeiten der Ukrainer – Hans Albrecht Müller bewundert sie. Bislang haben sie es auch geschafft, Güter unter Lebensgefahr bis mitten in die umkämpften Gebiete weiter zu transportieren. Dass auf der Tauberhöhe bereits so viele Spenden zusammengekommen sind, begeistert Müller. Er weiß auch das Vertrauen der Landkreis-Einwohner zu schätzen. Dass konkrete Namen und bekannte Gesichter hinter der Aktion stecken, habe für viele den Ausschlag gegeben, sich zu beteiligen.

Auch an Babys und Kleinkinder wird gedacht: Sauger, Flaschen, Zahncreme. © Michael Weber-Schwarz

Großspenden in Form von Lebensmitteln gab es u.a. vonseiten der BAG Creglingen, der Müller Mühle Tauberrettersheim, der Hohenloher und Schrozberger Molkerei und der Firma Sport-Saller.

Offizieller Annahmeschluss für Privatspender ist am Donnerstagabend, 24. März. Bis dahin kann zwischen 9.30 bis 12 Uhr und von 16.30 bis 19 Uhr angeliefert werden.

Hinweis: Das Gewerbegebiet Tauberhöhe befindet sich auf dem „Berg“ südlich von Weikersheim. Es ist über die Serpentinenstraße (Pfitzinger Straße) Richtung Bronn/Pfitzingen/Niederstetten zu erreichen. Am Ende der rechts liegenden Lagerhallen scharf nach rechts Richtung Elpersheim abbiegen. Die ersten zwei Hallen gehören zum „Haas Forstdienst“, wo die Spenden umgeladen werden.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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